Ein fränkisches Woodstock, "Frangn Wuddsdogg", mit legendären Blasmusikbands soll die Bergrheinfelder Kirchweih in neue Dimensionen heben.
Was genau ist eigentlich ein Woodstock? Wörtlich aus dem Englischen übersetzt geht es um ein "Holzlager". Aber der Kult dreht sich natürlich um das legendäre Musikfestival der amerikanischen Hippiebewegung. Im August 1969 wurden mit Staraufgebot "Drei Tage voller Musik und Frieden" nebst Aufbruch ins Zeitalter des Wassermanns gefeiert, in 60 Meilen Entfernung zur ursprünglich vorgesehenen Kleinstadt Woodstock bei New York.
Wenn es um virtuose Blechbläser geht, will Bergrheinfeld in diesem Jahr den musikalischen Meilenstein setzen, mit einem "Frangn Wuddsdogg" zum Auftakt der Kirchweih, die zwischen 19. und 22. August anberaumt ist. "1 Abend – 3 Kapellen – 100 % Blasmusik" ist das Ereignis überschrieben, das am Freitag, 19. August, auf dem Festplatz Holderhecke stattfindet, mit drei Szenegrößen: Der "Egerländer Blasmusik" aus Bad Kissingen, "Berthold Schick und seinen Allgäu6" sowie den ebenfalls aus dem Alpenvorland stammenden "MusiKatzen".
Der Verein BuKi, der die Bercher Kerm in diesem Jahr ausrichtet, ist stolz darauf, dass der Eintritt am Kirchweihfreitag frei sein wird. Heimische Sponsoren lassen den "böhmischen Traum" wahr werden. Gleichzeitig wird die Coronazwangspause beendet, mit einer Hommage an die klingende Welt von Ernst Mosch oder Slavko Avsenik.
Gleichzeitig wird 40 Jahre Plüapaar-Tradition gefeiert
Anderswo würden für vergleichbare Auftritte bis zu 30 Euro Eintritt fällig werden, sagt Jürgen Göbel, als Veranstalter und BuKi-Vertreter. Nichts weniger als "das Blasmusik-Highlight 2022 in Frangn" hat der junge Verein für Brauchtumspflege und Kirchweihtradition im Sinn. Der 2019 gegründete Buki ist ein gemeinsames Projekt dreier Vereine, die heimische Traditionen mit Leben erfüllen wollen, zwischen Mini-Tanzgruppe, Kirchweihbaum-Aufstellung und Fränkischem Abend. Auftritte im Internet, auf Facebook etwa, sollen die Generation Smartphone ansprechen. Gleichzeitig wird 40 Jahre Plüapaar-Tradition gefeiert, mit einem Ehemaligentreffen.
Hinter dem Ausrichter steht die Infrastruktur von Gesangsverein, KAB und Ski-Club. Mehrtages-Freiluftfestivals sind ansonsten in der Szene nichts Ungewöhnliches, seit 2011 gibt es das "Woodstock der Blasmusik" im österreichischen Innkreis.
Göbel setzt indes auf Festzelt und einen großen Kracher am Freitag, bevor dann bis Montag kirchweihbekannte Bands übernehmen. Ursprünglich habe man zur Eröffnung an die Hergolshäuser Musikanten gedacht, als weit über die Landkreisgrenzen hinaus bekannte Spezialisten für böhmisch-mährische Musikkultur. Die waren aber verhindert.
Nun geht es um 18 Uhr los mit der Egerländer Blasmusik: "Der Sound von Ernst Mosch ist unverkennbar". Die Allgäu6 sind bekannt von europaweiten Blasmusik-Festivals, die auch mal Genre-Grenzen überschreiten, mit Türkischem Marsch auf der Tuba, Hummelflug mit der Posaune oder einem Tiger Rag auf dem Alphorn. Dazu gibt es Ausflüge Richtung Jazz und Rock. Die Truppe ist regelmäßig Gast beim Woodstock der Blasmusik.
Die MusiKatzen treten gleich mit 14 Musikerinnen und Musikern aus dem Raum Ober- und Niederbayern an. Zusätzlich zu Polka, Marsch und Walzer kann dann auch noch der Sound von AC/DC, Metallica oder Michael Jackson erklingen. Göbel gefällt schon die Eigenwerbung: "Die beste Kapelle der Welt? Sicher nicht. Die zweit lauteste Band der Welt? Vielleicht. Die schönste Band der Welt? Auf jeden Fall nahe dran."
Die "Kleiderordnung" der Besucher braucht übrigens nicht unbedingt dem echten Woodstock von 1969 entsprechen: "Tracht ist ausdrücklich erwünscht, für die gemütliche Atmosphäre."
Hinweis: In einer früheren Version des Textes stand, man habe sich beim "Frangn Wuddsdogg" vom Sennfelder Blasmusikfestival "Horch amal" inspirieren lassen. Das war falsch. Das Bergrheinfelder Konzept gibt es bereits seit drei Jahren. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.