Museum Otto Schäfer und Stadtarchiv Schweinfurt präsentieren ab dem 23 .September eine Auswahl von gut 30 Karten und Atlanten vom ausgehenden 15. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Sie beginnt mit dem berühmten „Ulmer Ptolemaeus“ von 1482, dem ersten nördlich der Alpen gedruckten Weltatlas.
Die „Geographia“ des antiken Astronomen und Mathematikers Claudius Ptolemaeus war in der Renaissance wiederentdeckt worden, ins Lateinische übertragen und in zahlreichen Drucken seit 1477 verbreitet worden. Wenn sein Kartenwerk noch vom geozentrischen Weltbild ausgeht, so setzt es doch die Kugelgestalt der Erde voraus.
Die jüngste Karte ist 1782, also genau 300 Jahre später erschienen: eine Weltkarte von Matthäus Lotter, in der bereits die Reiserouten von James Cook eingezeichnet sind. Zu sehen ist aber auch die älteste gedruckte Straßenkarte Europas, die Romweg-Karte des Nürnberger Kartografen Erhard Etzlaub (um 1500) oder der erste Druck, der den heute üblichen Namen Atlas trägt: Das Werk des Gerhard Mercator (1512-1594), das seinen Namen nicht dem griechischen Titanen, sondern einem ebenso sagenhaften mauretanischen König und Geografen entlehnt, gilt zudem als das erste systematische Kartensammlungswerk überhaupt. Es erschien posthum 1595.
Erstaunlich präzise
Niederländische Kartografen – wie Hendrik Hondius und Jan Jansson – führten im 17. Jahrhundert das Werk Mercators fort. Die Atlanten dieser beiden Amsterdamer Geografen sind bereits kurz nach ihrer Entstehung um 1630 in der Schweinfurter Ratsbibliothek nachweisbar. Zu den herausragenden Stücken zählen auch Philipp Apians „Bairische Landtafeln“ von 1568, für die er sieben Jahre lang das Herzogtum Bayern bereiste. Sie sind erstaunlich präzise und setzten mehrere Jahrhunderte lang den Maßstab für andere Vermessungen.
Mit Claesz Jansz Visschers Karte der Niederlande in Form des „Leo belgicus“, des belgischen Löwen, streift die Schau diese seinerzeit beliebte Form figürlicher Karten. Der Löwe ist nicht nur das Wappentier des Hauses Nassau-Oranien, sondern auch vieler niederländischer Provinzen. Das Blatt diente weniger einer genauen geografischen Darstellung, sondern war wahrscheinlich Teil der politischen Propaganda in der kurzen Friedensphase zwischen 1611 und 1621. Es fehlen auch nicht ausgewählte Karten Frankens und seiner Regionen.
Die Ausstellung schließt mit Atlanten, die für das städtische Gymnasium in Schweinfurt in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts aus Einzelkarten zusammengestellt wurden. Dabei waren die Schüler verpflichtet, auf eigene Kosten Karten für dieses Vorhaben zu erwerben. Datum der Schenkung und der Name des jeweiligen Schülers sind auf jedem Blatt säuberlich aufgeführt. Rund 350 Karten wurden so für den Gymnasialunterricht zusammengetragen. Sie stammen überwiegend aus der Werkstatt der Homannschen Erben in Nürnberg, einem der führenden Verlage für Landkarten und Atlanten im 18. Jahrhundert.
Den Katalog zur Ausstellung hat die emeritierte Bayreuther Wissenschaftshistorikerin Uta Lindgren bearbeitet. Sie erläutert präzise den Wandel in der Kartografie vom Spätmittelalter bis zur Zeit um 1800 vor allem anhand von Weltkarten sowie Karten von Afrika und Skandinavien. Uta Lindgren spürt auch der Frage nach, warum gerade die Stadt Schweinfurt ein so reiches kartografisches Erbe aus der Reichsstadtzeit ihr eigen nennen darf.
Alte Karten und Atlanten, Museum Otto Schäfer, 23. September bis 25. November 2012 – aus den Beständen der Reichsstadt Schweinfurt und dem Museum Otto Schäfer. Eine Ausstellung des Museums Otto Schäfer und des Stadtarchivs Schweinfurt. Eröffnung: 23. September 2012, 11 Uhr Einführung: Uta Lindgren. Das MOS öffnet nach der Sommerpause wieder am Samstag, 15. September.