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Bergrheinfeld
Mühsame Suche nach einem Feldlager aus den letzten Kriegstagen
Sondengänger Lance Goolsby überprüft einen Acker bei Bergrheinfeld. Der große Fund blieb aber aus.
Historischer Acker: Lance Goolsby und Tobias Wildanger suchen an einer Anhöhe bei Bergrheinfeld nach Spuren der US-Armee, bei ihrem Vormarsch auf Schweinfurt 1945.
Foto: Uwe Eichler | Historischer Acker: Lance Goolsby und Tobias Wildanger suchen an einer Anhöhe bei Bergrheinfeld nach Spuren der US-Armee, bei ihrem Vormarsch auf Schweinfurt 1945.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 09.02.2024 18:09 Uhr

Unwillkürlich zuckt Ex-US-Soldate Lance Goolsby zusammen, als er eine Bewegung ausmacht, drüben, auf der anderen Seite der Bahnlinie, in einem kleinen Wäldchen auf der Anhöhe. Es ist wohl nur ein Jäger. Als in der zweiten Aprilwoche 1945 die Amerikaner anrückten, in diesem Fall das 222. Infanterie-Regiment der 42nd Division, der berühmten "Rainbow Division", standen ihnen nordwestlich von Bergrheinfeld mehrere Flakgeschütze gegenüber, verdeckt hinter dem Hügel.

Das Dorf war da schon nach heftigen Gefechten gefallen, an die US-Einheit mit den namensgebenden rotgelbblauen Abzeichen. Das Wäldchen scheint ebenfalls umkämpft gewesen zu sein, später findet Goolsby dort Munitionsreste. Von Norden, Westen und Südwesten rückten die Bezwinger des "Dritten Reichs" Richtung Kugellagerstadt vor. Das 222. marschierte neben der Bahnlinie an, auf Oberndorf zu, am 10. April wurde bei Bergrheinfeld ein Stopp eingelegt. Eine Lagekarte, die ein "Colonel R.E. Gustafson" angefertigt hat, zeigt den Vormarsch, bis zum Einrücken in die Ruinenstadt am nächsten Morgen.

Hobby-Sondengänger Lance, der mit Erlaubnis des Ackerbesitzers sucht, vermutet, dass noch Überreste von Stadtrand-Scharmützeln in der Erde schlummern. Die Karte, die aus Sorge vor Raubgräbern nicht öffentlich werden soll, hat Goolsby von Geoff Walden erhalten, der im Internet die Geschichtsseite "Third Reich in Ruins" betreibt: Mit Bildern deutscher Städte "damals" und "heute". Darin geht es auch um den Flakgürtel rund um Schweinfurt: Die weit reichenden 8,8 Zentimeter-Geschütze wurden zuletzt gegen die anrückenden US-Panzer eingesetzt.

Zeitzünder fast auf Null

"Sie müssen die Zeitzünder fast auf Null gestellt haben", sagt Goolsby beim Blick über den nebligen Acker: Die Granaten detonierten gleich nach dem Abschuss, über den Köpfen der US-Soldaten. Gleichzeitig flog die Air Force Luftangriffe. Die meist blutjungen Flakschützen sind tags darauf geflohen, als die letzte Munition verschossen war.

Das Schmuddelwetter im November passt nicht so ganz. Zeitzeugen berichten von schönen Frühlingstagen 1945. Die 42nd Division rückte später bis nach München vor und befreite das KZ Dachau. Einige Gustafson-Karten über den "Rainbow Trail", den Vormarsch durch Süddeutschland, gehören heute zur Sammlung des "United States Holocaust Memorial Museum" in Washington.

Goolsby ist ein "Expat", ein ehemaliger US-Soldat mit eigener Fronterfahrung, der Schweinfurt treu geblieben ist und in der Pflege arbeitet. Mit dem brummenden Detektor wird der Boden untersucht und Geschichtsträchtiges ausgegraben. Tobias Wildanger nennt sich der junge Mitsucher aus Geldersheim. Es ist ein "leiser Acker", vermutlich sind sie ein paar hundert Meter zu nahe dran, an Bergrheinfeld.

Dieses Metallteil könnte von einem Lastwagen der Amerikaner stammen: Die waren aber auch nach dem Krieg rund um Schweinfurt unterwegs.
Foto: Uwe Eichler | Dieses Metallteil könnte von einem Lastwagen der Amerikaner stammen: Die waren aber auch nach dem Krieg rund um Schweinfurt unterwegs.

Je nach Tonhöhe weiß man, ob der Detektor Eisen unter sich hat oder wertvolleres Metall. Ein wenig Kleingeld wird ausgegraben, aus dem Jahr 1923, aber auch verrottetes Zinkgeld aus der NS-Zeit: Mussten da Gefangene, Kindersoldaten vielleicht, ihre Hosentaschen umkrempeln? Ein rostiges Metallteil kommt Veteran Goolsby bekannt vor: Wurde mit dem Verschluss die Plane eines Army-LKW befestigt? Ein Landwirt erzählt von der vielen Munition, die nach dem Krieg rund um das Dorf zu finden war. Manche Kinder hätten im Spiel scharfe Panzerfäuste abgefeuert.

Ein Bergrheinfelder erzählt dem Sondengänger, dass ein Cousin damals von einer Scheune aus Ausschau gehalten hatte, nach den Panzern, die von Würzburg her anrollten. Der damals Zehnjährige hatte seinen Aussichtspunkt gerade noch rechtzeitig verlassen, bevor eine Granate angeflogen kam: Der Panzerfahrer hatte den neugierigen Bergrheinfelder vermutlich für einen Scharfschützen gehalten.

Ganz klar wird nach einigen Tage Suche nicht, wo die Amerikaner campiert haben: Ein Döschen "Pineapple Jam" stellt sich als Feldration Ananas-Marmelade aus den 1960ern heraus.

 
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