
Von Hamburg bis Wien steuert die MS Wissenschaft des Bundeministeriums für Bildung und Forschung seit 5. Juni 30 Städte in Deutschland und Österreich mit ihrer Mitmach-Ausstellung an Bord an. Vom 18. bis 21. September legte das Ausstellungsschiff in Schweinfurt an. Wer den Gang vom Ufer der Mainlände am Unteren Marienbach auf das 100 Meter lange und 9,50 Meter breite Binnenschiff wagte, dem boten sich Erkenntnisse aus dem neuesten Stand der Wissenschaft.
Im Bauch des umgebauten Frachtschiffes erstreckt sich eine vielfältige, kreative und interaktive Ausstellung zum Thema "Bioökonomie". Über konventionelle Tafeln und Aufstellern bis hin zu multimedialen Informationsmöglichkeiten bot die Wanderausstellung unabhängig von Alter und Wissensstand einen guten Einblick in die Wissenschaft der Bioökonomie, angereichert durch rund 30 Exponate, wie etwa Essenstabletts aus Hanf, entworfen von der Technischen Hochschule Bingen, oder ein Fahrradhelm aus dem Zunderschwamm, an dem jedoch noch weiter getüftelt werden muss. Derzeit würde der "Pilz-Helm" im Regen weiter wachsen und vermodern. Die Forschungen des Instituts für Biotechnologie an der TU Berlin dazu laufen weiter.
T-Shirt aus getrocknetem Kaffeesatz
Die Bioökonomie bietet viele spannende Innovationen, die womöglich über kurz oder lang Einzug in unser aller Leben finden könnten – oder besser gesagt: müssen. Ein ausgestelltes T-Shirt etwa wurde aus einem getrockneten Kaffeesatz und recycelten Polyesterfasern hergestellt. Verschroben sahen die alternativ hergestellten Artikel keineswegs aus.

Auch die verschiedenen Bodenbeläge, verteilt über den gesamten Ausstellungsgang, waren eben keine gewöhnlichen, auch wenn dies auf den ersten Blick oft nicht zu bemerken war. Zu sehen waren unter anderem ein Klick-Boden aus Heu, Terrassendielen aus Gras, ein Bodenbelag aus Kork oder Dielen aus Hanfbrustrinde.
Die Besucher wurden aber auch alle paar Schritte mit Fragen konfrontiert, zu denen sie viele Antwortmöglichkeiten fanden: Wie könnte sich die Weltbevölkerung in Zukunft ernähren? Oder wie viel Ackerfläche brauchen wir für unseren täglichen Bedarf? Wie viel für den Belag einer Pizza nötig ist, konnte an einer Installation jeder Ausstellungsbesucher nach den eigenen Vorlieben austesten. Zu erkennen war schnell, dass bereits beim Belegen der Lieblingspizza die errechnete tägliche Anbaufläche pro Kopf von 2,1 Quadratmeter schnell überschritten wird. Wer auf die Salami und vielleicht auch den Mozzarella verzichtet, kommt der Lösung schon um einiges näher.
Besucher können ihre Ideen platzieren
Neben den vielen Informationen rundum die Bioökonomie bietet die Ausstellung auch Raum für eigene Inhalte und Forderungen. In der Mitte des Schiffsbauchs befindet sich ein Pappkarton-Baum, an dem die Besucher ihre Meinungen und Ideen platzieren können. "Vegan/vegetarisch leben", "selbst anbauen, mehr Mehrweg", "weniger Fleisch, bewusster Leben", "Insekten statt Fleisch", "mehr Fahrrad fahren", "Energiewende durch Anreize, nicht durch Verbote oder hohe Steuern", schrieben die Schweinfurter Besucher.
"Es zeigt sich nun, dass diese Schwierigkeiten letztlich eine recht banale Ursache haben: Unsere Erde ist nicht unendlich." Dieses Zitat des US-amerikanischen Ökonoms Dennis Meadows steht auf dem Boden des Ausstellungsschiffes geschrieben.
Die MS Wissenschaft weckt nicht nur die Neugier, sondern beleuchtet gleichzeitig auch ethische und politische Aspekte. Und sie zeigt, dass eine nachhaltige Wirtschaft auf Grundlage nachwachsender Rohstoffe grundsätzlich möglich ist.
