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SCHWEINFURT
Moop Mama begeisterte beim Schweinfurter Nachsommer
Beste Stimmung herrschte beim Nachsommer in Halle 411 mit „Moop Mama“.
Foto: Josef Lamber | Beste Stimmung herrschte beim Nachsommer in Halle 411 mit „Moop Mama“.
Angelika Silberbach
 |  aktualisiert: 28.09.2017 03:22 Uhr

Gänsehaut pur am Anfang beim leise beginnenden „Meermenschen“, politisches Statement am Schluss beim Aufruf an alle Konzertbesucher, ihre Wahlstimmen „gegen rechts und für ein offenes Miteinander abzugeben“.

Moop Mama rockte mit unverwechselbarem Brass-Rap-HipHop-Pop-Sound die gut besuchte SKF Halle 411 beim Schweinfurter Nachsommer.

Ein großes Manko: kaum verstehbare Texte, wenn die neun Instrumentalisten voll aufdrehten, der Beat in den Magen fuhr, Arme und Beine automatisch mittanzten. Da wünschte man sich für Sänger Keno Langbein ein Mega- statt eines Mikrofons, wie es die Formation bei ihren früheren spontanen Auftritten in Guerilla-Manier im öffentlichen Raum nutzte.

Texte haben es in sich

Denn die Texte haben es in sich. Sie sind tiefsinnig, sozialkritisch, witzig und gehen in genial wortspielerischer Manier mit brandaktuellen Themen um. Ob bei „Meermenschen“, das die Flüchtlingswelle thematisiert und die aussterbenden Innenstädte, die „mehr Menschen“ bräuchten. Ob bei „Die Erfindung des Rades“, das den SUV-Wahn verteufelt und wo Beuys alles gäbe, „nur um deine Kette zu fetten“.

Choreografisch war Moop Mama bestens vorbereitet, oder sollte man sagen trainiert? Irgendwie erinnerte die zehnköpfige Formation an eine Fußball-Elf, die unglaubliche Lust am differenzierten und Positionswechsel-reichen Spiel hatte. Die Vereinsfarben: rot und weiß. Die Trikots: sehr individuell. Das Spiel: packend. Der Star der Mannschaft: der charismatisch mitreißende Frontmann Keno, der mehrere Bäder in der Menge der Fans genoss. Die Trompeter Menzel Mutzke und Martin Hutter spielten sich die Bälle, pardon die Noten, nicht nur bei Free-Jazz-artiger Improvisation zu. Als Maskottchen fungierte bombastisch Peter Laib (Sousafon), der Keno in „Komplize“ schattenhaft verfolgte.

Großes Kino lieferten die beiden Saxofonisten Johannes Geiß und Marcus Kesselbaum im krimihaft arrangierten „Paranoia“. Auch die Posaunisten Jan Rößler und Peter Palmer blieben besser „undercover – überall die Augen von Big Brother“. Der Kundendaten erfasst, der personalisierte Werbung schickt, der die Menschen zu Konsumjunkies macht und jeden filmt, beim U-Bahn- oder Busfahren. Und wenn das einer nicht will? Dann hat er was zu verbergen, oder? Das war beste Freitagabendunterhaltung mit einer – nicht nur bei diesem Song – super Lichttechnik. Kompliment!

Die Basis für das antizipierende Zusammenspiel lieferten die mobilen Schlagzeuger Christoph Holzhauser (Snaredrum) und Lukas Roth (Bassdrum). Beide dockten zuweilen am großen Schlagzeug an und lieferten die Beats, auf denen Sänger Keno die Zuhörer tanzen ließ. Am Schluss gelang es Keno sogar, die monierte„Zwei Klassen-Gesellschaft“ zu vereinen. Diese bestand aus der Stehtribüne vor der Bühne mit textsicheren Ultra-Fans und leicht distanzierten Zuhörern auf der Sitztribüne. Letztendlich standen und tanzten (fast) alle.

Moop Mama rockte mit unverwechselbarem Brass-Rap-HipHop-Pop-Sound die  gut besuchte SKF Halle 411 beim Nachsommer.
Foto: Josef Lamber | Moop Mama rockte mit unverwechselbarem Brass-Rap-HipHop-Pop-Sound die gut besuchte SKF Halle 411 beim Nachsommer.
 
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