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Oberwerrn
Monika Hohlmeier: "Perfekt sind nur die Grünen"
'Am Tag danach': In Oberwerrn besuchte Monika Hohlmeier die Parteibasis – zum zweiten Mal seit 1991.
Foto: Uwe Eichler | "Am Tag danach": In Oberwerrn besuchte Monika Hohlmeier die Parteibasis – zum zweiten Mal seit 1991.
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 25.02.2024 03:32 Uhr

Wild flackern Blaulicht und Traktorlampen am 41. Politischen Ascherdonnerstag der CSU, zu dem Straußtochter Monika Hohlmeier eingeladen ist. Am Ortseingang steht die "Titanic", Relikt der Faschingsumzüge und Symbol für vielfältige Untergangsängste.

Ein Banner verkündet backbords den Bauernprotest, gegen die Ampel. Im Pfarrheim besucht Manuela Rottmann, MdB der Grünen, Oberwerrn, zahlreiche Schlepper fahren durch den Ort. Auch am Sportheim, wo Hohlmeier spricht, stehen Demonstranten. Für die CSU-Europaabgeordnete ist das Gespräch vor der Tür, rund um die komplexe EU-Agrarpolitik, eine Mischung aus Besänftigung und "Bad in der Menge". Stolz berichtet sie im vollen Saal von einer Ehrenrunde mit Landwirt auf einem Traktor, zusammen mit Ex-Staatssekretär Gerhard Eck: "Ich bedanke mich für den Protest". Die Grünen behaupteten, Seele des Landes zu sein, so die Rednerin, sie hörten den Menschen bei deren Problemen aber nicht zu.

Demonstrativ übt die Europawahlkämpferin den Schulterschluss mit der Polizei. Nach der Begrüßung durch Marion Theiss (CSU Oberwerrn), Niklas Uehlein (JU) und Zweiten Bürgermeister Thomas Wohlfahrt (SPD) erhält Harald Dütsch von ihr die Europamedaille. Der Schweinfurter war einst Bodyguard der Straußkinder, als Polizist im Kosovo und beim G7-Gipfel aktiv.

Ehrung für den Bodyguard aus Kindertagen: Der langjährige Polizeibeamte Harald Dütsch erhielt von der FJS-Tochter die Europamedaille.
Foto: Uwe Eichler | Ehrung für den Bodyguard aus Kindertagen: Der langjährige Polizeibeamte Harald Dütsch erhielt von der FJS-Tochter die Europamedaille.

Hohlmeiers mehr als einstündige Rede bietet solide, staatsfrauliche Ascherdonnerstagskost, im warmen Abglanz von CSU-Übervater "FJS". Nie hätte sie 2019 gedacht, sagt die Tochter, dass bald schon Pandemie, zwei Kriege, Inflation und Energiekrise das Land treffen würden. Kein Krieg mehr in Europa, ist ihre Devise, und Widerstand gegen jene, die Grenzen gewaltsam verändern wollten. Hohlmeier erwähnt das Putininterview, aber auch den mongolischen Ex-Präsidenten, der ironisch eine Karte des alten Mongolenreichs gezeigt hat, inklusive Russlands. Vor allem bei den Schwanfelder Besuchern, wo es freundschaftliche Kontakte zur fried- und freiheitsliebenden Steppennation gibt, kommt das gut an. Israel sei die einzige Demokratie in Nahost, betont Hohlmeier und verurteilt die "grausligen" Hamas-Taten vom 7. Oktober.

Vertrauen auf die Wissenschaft, nicht auf Ideologen

Süffisant verweist sie auf den einstigen Umfragen-Höhenflug von Habecks Grünen: "Verzichten war die Devise." Nun würde kontrolliert und mit Milliardenbeträgen subventioniert, Mittelstand und technische Weiterentwicklung behindert, Industrieproduktion und Exporte brächen ein. Es herrsche das "Narrenschiff Utopia". Die CSU wolle eine soziale Markt-, nicht Planwirtschaft, setze sich für realistische und individuelle Lösungen ein, gleich ob Wärmepumpe oder CO₂-Besteuerung, Schritt für Schritt.

Der Bund hätte sogar die Produktion von grünem Wasserstoff in Wunsiedel unterbrochen, durch Vorgaben der Strompreisbremse. In der Krise habe die Ampel auf Braunkohle gesetzt, statt noch eine Zeitlang Atomkraft zu nutzen. In zehn Jahren werde es hier Technologien geben, die Atommüll verwerten könnten. In Kombination mit Erneuerbaren sei das ideal. Auch Verbrennermotoren wären nicht am Ende, es gelte, der Wissenschaft statt Ideologen zu vertrauen. Hohlmeier erinnert an EU-Impfstoffe, Digitalisierung und mRNA-Technik, streift chinesische Billigarbeitersiedlungen in Italien, die zur Pandemieverbreitung beigetragen hätten.

Vor dem Sportheim diskutierten Monika Hohlmeier und Anja Weisgerber, MdB, demonstrativ mit Vertretern der Landwirtschaft.
Foto: Uwe Eichler | Vor dem Sportheim diskutierten Monika Hohlmeier und Anja Weisgerber, MdB, demonstrativ mit Vertretern der Landwirtschaft.

Das Ausland sei innovativer, Deutschland drohe abgehängt zu werden, auch in Sachen Migration, wo es Drittstaatenabkommen und schnelle Asylverfahren geben müsse. Stichwort AfD: Die wäre selbst Le Pen zu rechts. Wer die Folgen eines deutschen EU-Austritts sehen wolle, müsse nur einen halbleeren britischen Supermarkt besuchen. Ansonsten gelte es, Verteidigungsfähigkeit und europäische Interessen, auch in der Rüstungspolitik, zu wahren. "Die CSU ist eine Verantwortungspartei", sagt Hohlmeier, vor stehenden Ovationen und den Hymnen der Niederwerrner Musikanten: "Wir sind nicht perfekt. 'Perfekt'sind die Grünen."

 
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Kommentare
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  • Martin Deeg
    ...."Nie hätte sie 2019 gedacht, sagt die Tochter, dass bald schon Pandemie, zwei Kriege, Inflation und Energiekrise das Land treffen würden."....

    Klar, und alles was der "Verantwortungspartei" CSU dazu einfällt ist billiges Grünen-Bashing und Machtpolitik a´la Strauß. Peinlich.
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  • Hans Müller
    und was ist Ihr Kommentar?
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  • Detlef Erhard
    Die Verantwortung für Inflation und Energiekrise tragen neunmal die Grünen und SPD, eingeleitet von Der Rautenfrau.
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