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Stadtlauringen
Mom Shaming: Wenn Mütter Mütter mobben
Wie können sich Mütter gegen Besserwisserei und ungebetenen Rat "perfekter Mütter" wehren? Katharina Pommer aus Stadtlauringen rät Frauen, ihrem Mutterinstinkt zu vertrauen. 
Erziehung ist keine Einbahnstraße, die Ansichten darüber, was gut und richtig ist, wenn es um den Umgang mit dem Nachwuchs geht, führen nicht immer in eine Richtung. Leider ist es mitunter auch mit der Toleranz unter Müttern nicht weit her. Von 'Mütter Mobbing' und 'Mom Shaming' ist die Rede. Darüber hat die bei Stadtlauringen lebende Katharina Pommer ein Buch geschrieben.
Foto: Felix Kästle | Erziehung ist keine Einbahnstraße, die Ansichten darüber, was gut und richtig ist, wenn es um den Umgang mit dem Nachwuchs geht, führen nicht immer in eine Richtung.
Helmut Glauch
Helmut Glauch
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:52 Uhr

Es ist so eine Sache mit modernen Anglizismen. Nicht immer sind sie nötig, manchmal sind sie hilfreich, aber sie treffen auch mal hundertprozentig ins Schwarze, weil ein einziges Wort auf den Punkt bringt, wofür man im Deutschen einen ganzen Satz bräuchte. Mom Shaming ist so ein Wort. Gemeint ist damit der Zustand wenn eine Mutter oder gleich beide Elternteile für ihre elterlichen Entscheidungen nicht nur kritisiert, sondern mitunter sogar angefeindet werden. Vorzugsweise von anderen Eltern, die glauben alles besser zu wissen, weil sie entweder eine Menge Bücher über die breite Palette rund um das Thema Kindererziehung gelesen haben oder einfach denken, bei diesem Thema Botschafter der einzig selig machenden Strategie zu sein.     

Das kann in Form von gut gemeinten Kommentaren und Ratschlägen geschehen, aber auch in Mobbing ausarten, denn auch Ratschläge können Schläge sein. Die Folge: Manche Mütter, umgeben von anderen, die vorgeben, die Einäugigen unter den Blinden beim Thema Kindererziehung zu sein, werden nicht nur verunsichert in ihrer Art ihr(e) Kind(er) zu erziehen, sondern regelrecht krank (gemacht).    

Mom Shaming vor allem auch ein Phänomen in den sozialen Netzwerken 

"Stop Mom Shaming" hat die 39-jährige Katharina Pommer – selbst fünffache Mutter, die mit ihrer Familie an den Ufern des Ellertshäuser Sees lebt –ihr erstes Buch genannt, in dem genau diese Besserwisserei, diese Flut von "Ich meins doch nur gut-Kritik", zum Thema gemacht wird. Seit 17 Jahren  Familientherapeutin mit Schwerpunkt Bindungstherapie weiß sie, wovon sie spricht. Mom Shaming ist vor allem ein Phänomen moderner Zeit, hat die einstige Gelassenheit gegenüber der Erziehungsarbeit anderer Eltern in vielen Bereichen verdrängt, so ihre Erfahrung.   

"Auf dem Spielplatz, auf der Arbeit, in Mütterrunden und natürlich in den sozialen Netzwerken werden Mütter wegen ihrer erzieherischen Entscheidungen oder für ihren Umgang mit ihren Kindern kritisiert", so Katharina Pommer, die auch als Podcasterin Frauen und Männer auf ihrem Weg zu Selbstfindung und Erfolg  berät. 

Müttern Mut machen, ihre intuitive Vorstellung von 'Mutter sein' zu leben, das will die 39-jährige Katharina Pommer mit ihrem Buch 'Stop Mom Shaming – Miteinander statt gegeneinander'.
Foto: Ingo Peters | Müttern Mut machen, ihre intuitive Vorstellung von "Mutter sein" zu leben, das will die 39-jährige Katharina Pommer mit ihrem Buch "Stop Mom Shaming – Miteinander statt gegeneinander".

Eine Mutter stillt, die nächste bewusst nicht, die eine lässt ihre Kinder impfen, andere sind strikt dagegen. Dazu kommen verschiedene Lebenswelten. Während manche Mütter sich und ihrem Kind möglichst viel gemeinsame Zeit geben wollen, streben andere so schnell es geht zurück zu Job und Karriere, so Katharina Pommer. Verschiedene Vorstellungen vom Wohl des Kindes fangen oft schon vor der Geburt an, sind in Krabbelgruppe, Vorschule genauso zu finden wie beim Umgang mit den Kindern in der Pubertät. Kleidung, Ernährung, Umgang mit Medien – die Liste der Punkte, in denen man verschiedener Meinung und sich gegenseitig "missionieren" kann, ließe sich beliebig fortsetzen.   

Doch nicht nur unter Eltern, auch im Berufsleben und anderswo gebe es Mom Shaming, so Katharina Pommer.  Eben noch erfolgreich im Beruf, dann Mutter und dadurch vielleicht nicht mehr so flexibel im Umgang mit Arbeitszeiten, ziehe immer noch häufig Mom Shaming nach sich. Von kleinen Sticheleien bis hin zu offenen Anfeindungen reiche da die Palette.      

Druck, der sich auf die Gesundheit auswirken kann

Die Folge: Viele Mütter, egal in welcher beruflichen oder privaten Situation sie sind, stünden unter großem innerlichen Druck, der sich auf Psyche und Selbstwertgefühl und letztlich auf die Gesundheit auswirken könne.  

Wege zeigen, wie frau mit Mütter-Mobbing umgeht, wie Frauen die Mütter werden, die sie sein wollen und so ihr Selbstwertgefühl steigern können, will Katharina Pommer mit ihrem Buch. "Mamas sind wie Rockstars. Sie machen die ganze Nacht durch, ihre Fans krabbeln nachts zu ihnen ins Bett und sie werden, sobald sie erscheinen, mit lautem Geschrei empfangen, egal, ob die Nägel brüchig, zwei Augenringe tief sind oder die Stimmung im Keller ist: The Show must go on – und rund um die Uhr, 24/7." Mit diesen Worten steigt die bei Stadtlauringen lebende Autorin in ihr Buch ein, in dem die Mütter nicht nur für ihre Kinder Superheldinnen sind. 

Heldinnen, die aber häufig erst wieder lernen müssen, auf sich selbst und ihr Gefühl im Umgang mit der Mutterrolle zu vertrauen. "Deine mütterliche Intuition ist größer als alles theoretische Wissen", hat Pommer eines der Kapitel ihres 286-Seiten-Buches überschrieben. Eine Intuition, der viele Mütter erst wieder vertrauen lernen müssen, denn "neun von zehn Müttern glauben, sie wären nicht gut genug, würden zu viele Fehler und keinen guten Job als Mama machen", so Pommer in ihrem Buch, das helfen will, dass sich diese Statistik ändert.   

"Stop Mom Shaming - Miteinander statt gegeneinander" ist am 18. September im Goldegg-Verlag  erschienen. ISBN 3990601768. 

 
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