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GEROLZHOFEN
Mörderisch-schauriger Abend
Spannender Abend: Zahlreiche Lesefans kamen zur achten „geo-net-Lesenacht“, um einen mörderisch-schaurigen Abend zu verbringen. Insgesamt neun Vorleser und Vorleserinnen entführten das Publikum in die Welt ihrer jeweiligen Lieblingskrimis.
Foto: Karin Sauer | Spannender Abend: Zahlreiche Lesefans kamen zur achten „geo-net-Lesenacht“, um einen mörderisch-schaurigen Abend zu verbringen.
Von unserer Mitarbeiterin Karin Sauer
 |  aktualisiert: 30.06.2012 12:03 Uhr

Ein richtiger Lese-Fan lässt sich auch durch die Übertragung eines Fußballspiels nicht davon abhalten, zur achten „geo-net-Lesenacht“ zu gehen. Allein das Thema „Mörderische Komplotte und andere Intrigen“ machte neugierig und versprach einen spannenden Abend. Anton Niedermeier zeigte sich sehr erfreut über die Besucherzahl und stellte die „Vorleser“ vor.

Was wählt ein Richter am Amtsgericht Schweinfurt für eine Lektüre aus? Florian Töpper, Landratskandidat für die SPD/Bündnis Grünen für den Landkreis Schweinfurt, las Episoden aus „Die Donnerstage des Oberstaatsanwaltes“ von Herbert Rosendorfer, der heute in Bozen lebt. In seinem Buch erschafft der Autor den scharfzüngigen Oberstaatsanwalt Dr. F., der, immer donnerstags, unglaubliche Fälle aus seiner Berufsvergangenheit erzählt. Das Buch überzeugt durch die genaue Kenntnis des Milieus des Autors und seine unkonventionelle Betrachtungsweise.

Eine seltsame Familie

„Unter dem Tagmond“ von der neuseeländischen Schriftstellerin Keri Hulme stellte Annegret Wagner, ehrenamtliche Lesepatin an der Schule in Bergrheinfeld, vor. Das Buch ist beseelt von der Mythen- und Symbolwelt der Maori. Drei Menschen – eine Frau, ein Mann und ein Junge –, bilden eine seltsame Familie, ohne zusammenzugehören. Ein eindrucksvolles Buch.

Onlineredakteur Matthias Seng aus Gerolzhofen brachte mit seinem Roman „Happy Birthday Türke“ die Zuhörer zum Schmunzeln. Das Buch ist das Erstlingswerk des „Türken mit dem deutschen Pass“, Jakob Arjouni, der Kemal-Kayankaya-Krimiserie. 1991 wurde er von Doris Dörrie verfilmt. Ein Tipp für alle Fans humorvoll geschriebener Actionkrimis.

„Es ist nicht unbedingt ein Krimi“, so Erich Ruppert, Soziologieprofessor an der Universität Würzburg, als er seine Leseprobe „Macht und Missbrauch“ von Wilhelm Schlötterer vortrug – das Buch ist mehr als ein Krimi: Es gibt dem Leser einen Einblick über die Machenschaften der bayerischen Staatsregierung. Spannender kann ein Krimi nicht sein und interessant für jeden politisch interessierten Menschen.

Nach der Pause wurde es so richtig blutrünstig und schaurig, als die grüne Bezirksrätin Birgid Röder das Märchen der Gebrüder Grimm „Fitchers Vogel“ vorlas. Durch ihre Erläuterungen allerdings entschärfte sie anschließend die Geschichte der Mädchenmorde.

Schon in der Bibel war Mord und Totschlag gang und gäbe. Das fand auch der fränkische Dichter Heinz Werb aus Haßfurt in seinem Buch „Adam, wisst amal beiß“.

Und wer könnte das fünfte Gebot anhand der Geschichte von Kain und Abel in Mundart besser vortragen als Charly Leibl, ehemals Gymnasiallehrer und Opernkapellmeister. Trotz aller Tragik konnten die Zuhörer sich das Lachen nicht verkneifen.

Andrea Grosch, Ergotherapeutin an der Karl-Sonnenschein-Schule in Schweinfurt, befasste sich mit den, bis ins letzte Detail beschriebenen Stationen des Verfalls eines menschlichen Körpers. „Verwesung“ von Simon Beckett ließ das Publikum erschauern.

Loriots schwarzer Humor

Von Loriot ist man ja den feinen hintergründigen Humor gewöhnt. Der schwarze Humor kommt in seinem Gedicht „Advent“ zum Tragen. Elke Niedermeier, Krankenschwester in der Geomed-Klinik, hat sich für „die Försterin, die ihren Mann über Kimme und Korn erledigte“ entschieden.

Schließlich las Gerolzhofens Bürgermeisterkandidat der geo-net-Liste, Thomas Vizl. Es war sein Debüt als Vorleser und er entschied sich für das Buch „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ vom schwedischen Schriftsteller Jonas Jonasson. Der Protagonist Alan Karlson steigt an seinem 100. Geburtstag kurzerhand aus dem Fenster und verschwindet. Der Roman wechselt von der Gegenwart in die Vergangenheit und gibt dem Leser somit einen tiefen Einblick in sein 100-jähriges Leben.

Charly Leibl fungierte unterdessen nicht nur als Leser: Auf seiner Geige verzauberte er die Zuhörer mit Melodien – passend zu dem Abend. Da durfte auf keinen Fall der „Kriminal Tango“, „Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett“, „Macki Messer“ oder der „Wildschütz Jennerwein“ fehlen.

 
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