Der mögliche Riss in einem Rohr des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld stellt aus Sicht des Atomfachmanns Wolfgang Renneberg ein großes Sicherheitsrisiko dar. «Ich kenne keinen der Atomaufsicht zur Kenntnis gelangten Fall, in dem eine deutsche Anlage bei einem solchen Befund weiter betrieben worden wäre», sagte der frühere Abteilungsleiter für Reaktorsicherheit im Bundesumweltministerium der Deutschen Presse-Agentur. Renneberger warf dem Betreiber Eonund der bayerischen Atomaufsicht schwere Versäumnisse vor.
2010 war es in dem Atomkraftwerk nahe der unterfränkischen Stadt Schweinfurt während einer Routinekontrolle mit Ultraschall zu einer auffälligen Anzeige bei einem Rohr gekommen. Unklar ist, wie lange der mögliche Riss oder Anriss schon existiert und ob er wächst. Alle Gutachter seien zu dem Schluss gekommen, dass dies sicherheitstechnisch keine Relevanz habe, teilte der Betreiber Eon mit. Somit wurde der Vorfall nicht gemeldet.
Renneberg betonte: «Die bayerische Atomaufsicht hätte den Austausch der Rohrleitung so bald wie möglich veranlassen und das Bundesumweltministerium sofort informieren müssen.» Das habe sie jedoch nicht getan. Stattdessen sei sie nach dem Motto vorgegangen, «es wird schon nicht gefährlich sein».
«Eine solche Sicherheitsphilosophie ist in der Atomtechnik völlig unverantwortlich», sagte Renneberg. Seiner Meinung nach müsse sofort gehandelt werden, mit dem Austausch des betreffenden Rohrteils könne nicht bis zur nächsten Revision im März gewartet werden, sagte Renneberg, der bis 2009 im Bundesumweltministerium für die Sicherheit der Atomkraftwerke zuständig war.
Das Bundesumweltministerium bekam erst mehrere Monate später Kenntnis von dem Vorfall. Es lehnte aber ein Abschalten des Meilers ab und verwies dabei auf die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK), die das Ministerium berät. Allerdings soll es im Ministerium Kontroversen über die Schwere des Zwischenfalls gegeben haben.
Bei dem Rohr geht es um eine Leitung im nuklearen Teil der Anlage, die den Hauptkühlkreislauf mit dem Druckbehälter des Reaktors verbindet. «Das Ministerium versteckt sich hinter den Beratern», kritisierte Renneberg. «Es ist doch nicht die Aufgabe von Beratern, Vorschläge zu machen, was jetzt zu tun ist.» Hier sei die Exekutive gefragt. Die Verantwortung könne nicht auf die RSK abgeschoben werden.
Sie schreiben in ihrem Post richtig über die Folgen eines GAU in Dtl vom Ausmaß Tschernobyls.
Dabei ist aber ein Denkfehler: Tschernobyl war ein grafitmoderierter Schwerwasserreaktor, in Deutschland haben wir wassermoderierte Leichtwasserreaktoren (genauen Unterschied bei Wikipedia nachlesen).
Für die Kernkraft braucht man einen "Moderator" der die Neutronen im Reaktor auf die richtige Geschwindigkeit abbremst. Ohne diesen Moderator ist keine Kernreaktion möglich. In Tschernobyl war dieser Moderator Grafit. Bei dem Unfall schaltete der Reaktor nicht ab, obwohl das Kühlwasser nicht mehr im Reaktor war. Die Notabschaltung schlug fehl und das Grafit wurde immer heißer und entzündete sich schließlich. Tschernobyl hatte eine thermische Leistung von 3500MW, nach einigen Stunden hatte sich diese Leistung vervielfacht. Diese gewaltige Energie entzündete Wasserstoff im Reaktor und sprengte das dünne Reaktorgebäude. Durch das Feuer gelangten große Mengen radioaktiven Materials in die Umwelt.
In der westlichen Kernenergie ist das anders: Der Moderator ist Wasser. Wenn der Reaktor überhitzt, wird das Wasser im Reaktor gasförmig und moderiert nicht mehr. Die Reaktion kommt von selbst zum Erliegen. Wenn das Kühlwasser irgendwo austritt kommt die Reaktion ebenfalls zum Erliegen. Das sind übrigens Fakten die kein ernst zu nehmender Gegner der Atomkraft bestreitet (Einfach mal googeln).
Was dann aber übrig bleibt ist sogenannte Restzerfallswärme. Das sind 5 bis 10% der thermischen Leistung des Reaktors. Das wären bei einem richtig großen Reaktor so um die 200 bis 300MW. Das ist bis jetzt 1 mal passiert, in TMI.
Diese Hitze schmilzt nun das Containment. Nun müssten mehrere redundant und diversitär ausgelegte Kühlsysteme gleichzeitig und unabhängig voneinander versagen. In diesem Fall würde die Restzerfallswärme weiter das Containment schmelzen. Da die Hitze nicht nach oben kann (im Gegensatz zu Tschernobyl ist dort eine meterdicke Betonkuppel), fließt der geschmolzene Reaktor auf den Boden des Reaktorgebäudes. Vom Beginn der Kernschmelze bis jetzt vergehen übrigens Stunden. Nun müsste die Feuerwehr kommen und den Reaktor kühlen. Nehmen wir nun an, dass über mindestens 6 Stunden niemand die Feuerwehr informieren würde (obwohl automatische Meldungen die Kernschmelze weiter gemeldet haben). In diesem Fall könnte sich der geschmolzene Reaktor durch das Fundament fressen und schließlich ins Grundwasser gelangen.
Man würde das Gebiet rundherum evakuieren, die Aufbauarbeiten wären unglaublich teuer, Jahrzehntelang dürfte man weder Trinkwasser entnehmen noch Pflanzen in dieser Region verzehren. Bis zu diesem Moment ist übrigens noch kein einziger Mensch gestorben.
Das wäre dann der deutsche GAU.
Das kann man übrigens bei Wikipedia (stark vereinfacht) unter "Kernschmelze" nachlesen.
Kann mir irgend jemand erklären wie die Katastrophe größer werden könnte? Lasst eure Fantasie spielen! Oder ihr bringt Fakten.
Auch sind durchaus Szenarien denkbar, die deutlich schneller ablaufen als über mehrere Stunden - z. B. bei einer kompletten Schnellabschaltung des Turbogenerators als Hauptwärmesenke gefolgt von Problemen bei der Nachkühlung.
Wir sind d'accord, dass die Eintrittswahrscheinlichkeit für solche Vorfälle sehr niedrig liegt. Allerdings steigt sie, wenn am Geld geknappst wird, weil man das ja am liebsten als Bonus selber einstecken möchte, wenn man es nicht als Dividende an die Aktionäre auszahlen muss. Hochrisikotechnologie wie die Nukleartechnik hat imo in den Händen gewinnorientierter Unternehmen nicht die Bohne etwas zu suchen, und dass Staaten da nicht besser sein müssen, zeigt das Beispiel der russischen Atom-U-Boote. Es bleibt nur eine Konsequenz: uns so schnell es geht von diesem Irrweg zu verabschieden. Im Interesse aller folgenden Generationen. Ich denke, Tschernobyl reicht immerhin dafür, unsere Generation in den Geschichtsbüchern als Mega-Umweltsäue hingestellt zu bekommen (vom Raubbau an allen endlichen Ressourcen ganz zu schweigen). Allerdings: ist der Ruf erst ruiniert, ferkelt sichs ganz ungeniert. Oder wie?
Um ein Beispiel aus dem kürzlich gezeigten Film "Restrisiko" zu nennen: Da droht der PR-Mann der Sicherheitschefin mit einem Zitat aus dem psychologischen Profil ihrer Personalakte...
Klichee! Absolut unrealistisches Klichee. Wir sind in Deutschland! Vielleicht möchte man diesen bösartigen Konzernen noch zugestehen, dass sie psychologische Gutachten anfertigen. Streng geheim. Aber dass jeder dahergelaufene Hinz und Kunz der gerade einen Tag bei dem Unternehmen arbeitet das sehen darf! Wenn ich die Sicherheitschefin wäre, ich wäre zum Betriebsrat gegangen und hätte denen gesagt dass es psychologische Gutachten über alle (oder wichtige) Mitarbeiter gibt. Dann wäre das ein riesen Tamtam geworden. Gleichstellungsbeauftragter, Datenschutzbeauftragter, Staatsanwalt... das wäre in der Realität ein riesiger Skandal fern ab irgend einer nuklearen Sicherheit. Doch in einem Klicheebeladenen Film sagt man soetwas einfach so im Vorbeigehen und der Bedrohte unternimmt nichts, findet die Drohung noch nicht mal außergewöhnlich verwunderlich.
Die von ihnen skizzierten Szenarien sind hart am Rande des physikalisch machbaren. Wenn man eine Münze in die Luft wirft ist es prinzipiell möglich dass diese zufällig auf der Kante landet, dass dies passiert ist so gut wie- aber nicht völlig- unmöglich. Und hier haben wir ein Szenario wo bereits das Werfen der Münze als Versagen angesehen wird- und diese Münze musste in der westlichen Kernkraft erst ein Mal geworfen werden.
Doch falls diese Münze doch mal auf der Kante landet hat man dafür die Kuppel aus Stahlbeton. Diese würde eine deutlich stärkere Explosion überstehen.
Sie haben völlig Recht: Die Sicherheitsvorkehrungen MÜSSEN hoch sein. Und sie sind in Deutschland höher als im ganzen Rest der Welt. Das sieht man auch daran dass so eine Lapalie wie der mutmaßliche Riss in einem nicht sicherhetisrelevanten Rohr so eine Diskussion in Deutschland auslöst.
Ich denke Tschernobyl wird in der Geschichte bewertet werden als ein gewaltiger Unfall, ausgelöst durch Fahrlässigkeit und technischen Mängeln mit einer fehlerhaften Technologie in einem korrupten, diktatorischen und maroden Staat. Ein Unfall der zu Unrecht auf eine völlig andere, sichere Technologie "über strahlte".
Unsere Nachfahren werden dieses Thema nicht so leidenschaftlich und aggressiv diskutieren wie wir.
Dsas widerspricht diametral sämtlichen vorliegenden Informatioenn, dass es sich um einen Teil des primären, unter hohem Druck stehenden Kühlkreislaufs handelt.
Die staatliche Aufsicht ist hier so streng und umfassend wie nirgendwo anders. Die Gewinnorientierten Unternehmen werden hier stärker kontrolliert als der Staat selbst jeden seiner Bereiche kontrolliert. Würde jeder Aspekt unserer Wirtschaft so hart kontrolliert werden würde es fast nirgendwo Unfälle irgend einer Art geben und jeder Tage wäre sehr mühselig und zäh...
Und was die russischen Atom U-Boote angeht: Das sind Kriegswaffen! Und sie verrotten weil diese diktatorische Weltmacht zusammen gebrochen ist.
Das ist ein großartiges pazifistisches Argument, ein tolles Argument gegen Diktatur und Militarismus aber nicht gegen Kernenergie.
Ob Deutschland seine absolut sicheren Kraftwerke abschaltet interessiert den Rest der Welt gar nicht (das sieht man an dem aktuellen Nuklearboom). Und selbst wenn die ganze Welt alle Kernkreaktoren abschalten würde, würden dies die obersten Militärs in den USA und Russland (und GB, und China und Frankreich und...) nicht interessieren.
Für Kriegswaffen wird es so lange Kernreaktoren geben bis es bessere alternativen gibt.
Und wenn es für Privatleute schon lange kein Benzin mehr geben wird, werden die Militärs noch genug haben für ihre Panzer und Flugzeuge.
Das kenne ich nicht. Bitte füllen sie diese Wissenslücke.
Diese Probleme hat man bereits beim Bau der Kernkraftwerke beachtet da dieses Problem aus der Dampftechnik bei Lokomotiven und Arbeitsmaschinen bereits bekannt war.
Bei einem SWR ist so ein Unfall von vornherein nicht möglich weil da der Dampf in Nebenbecken abgeleitet wird und dort kontrolliert Dampf abgelassen wird.
Bei einem DWR hat man an diese Möglichkeit gedacht und es ist unmöglich da ein TUSA keine Auswirkung auf den Druckerhalt im Reaktorkessel hat, das sind zwei getrennte Durchläufe, man kann TUSA so oft wie machen wie man will.
Dennoch ist es wichtig dass solche Fragen gestellt werden. Fachübergreifend ist es sozusagen die Aufgabe von Physikern, Chemikern und Ingenieuren jederzeit alle Szenarien zu erdenken und deren Ursachen abzustellen. Das macht man in der Kerntechnik seit dem ersten Tag. Und wenn es in seltenen Fällen (wie in TMI) dann doch Unregelmäßigkeiten gab, hat man diese schnell und umfassend überall auf der Welt ausgebessert. Was zum Beispiel in TMI passiert ist kann nie wieder so passieren. Man hat den Fehler identifiziert und ausgebessert.
Die Befürworter und von den Konzernen Abhängigen tun stets so, als wären alle Beinahe-Katastrophen (wie TMI-USA, wie der hochbrisante Störfall in Schweden, usw.) nur die absoluten Ausnahmen, die man aber IMMER und JEDERZEIT im Griff gehabt habe, entgegen allen Tatsachen und haarscharfen Vorbeischrammen an katastrophalen Konsequenzen.
Es wird mit rechnerischen Wahrscheinlichkeiten und Szenarien hantiert, die genauso irrelevant im Ernstfall sind, wie das sichere Flugzeug, das auch nicht hätte abstützen dürfen, wie der erstklassige Chemiekessel, der auch jemals in die Luft fliegen dürfte, oder der Todes-ICE von Eschede, der niemals hätte zum größten Horror-Unfall der neueren Bahngeschichte werden dürfen.
"Anything that CAN go wrong, WILL go wrong!"
Und auch die Wahrscheinlichkeitsrehnungen können nur statistische Vorhersagen machen, sie können den Eintritt des WORST CASE nicht verhindern. Ob in 1 Million Jahre -- oder eben MORGEN schon. Und mit jeder Betriebsstunde mehr, die summarisch in allen KKWs dieser Welt auflaufen, nähern wir uns dem GAU/Super-GAU. Auch das ist mathematisches Faktum, egal wie gekonnt man es wegdiskutieren will.
Aber all diese Dinge habe ich schon x-Male mit Fanatikern der KK diskutiert, es hat wenig Zweck. Sie sind fast alle gefangen in ihrem Aberglauben an den Beherrschbarkeitswahn von Technokraten, des Glaubens an die Allmacht des Menschen, die Geister, die er rierf, auch kontrollieren zu können. Sie können nicht begreifen, dass es Dinge gibt, die wir vermutlich NIE wirklich beherrschen werden, zumindest HEUTE nicht, dass es ein Zeichen von Stärke und Weisheit wäre, dies endlich anzuerkennen und einen Schritt in eine andere Richtung zu machen.
Gefangene im Allmachtswahn des letzten Jahrtausends. Das ist das Diabolische, das schier Unfassbare am ganzen Dilemma. Des Menschen grenzenlose Eitelkeit ...
LE
Nur weil wir aufgrund von Physikalischen Grundlagen Autos, Flugzeuge, Raketen, Internet, GPS und Reisverschlüsse erfunden haben, heißt das noch lange nicht dass wir auf den selben Grundlagen Kernkraftwerke bauen können (GPS und Kernkraft basieren übrigens wirklich auf der exakt selben Grundlage, nämlich der speziellen Relativitätstheorie- aber das nur am Rande)!
Kann es sein dass sie einfach ein bisschen Technologiefeindlich sind? Nein Moment: Ihre Postings zeigt dass sie absolut Technologiefeindlich sind!
Der Hauptpunkt an dem sich unsere Meinungen wohl unterscheiden ist garnicht ob etwas passieren kann, sondern wo die Konsequenzen liegen.
"Technologie kann versagen."
"Ja. Na und?"
"Na aber wenn die Technik in einem Kernkraft versagt werden Millionen sterben!"
"Das stimmt nicht."
"Doch stimmt wohl! Eure Technik kann versagen."
"Äh- ja kann sie. Aber dann würden nicht Millionen sterben."
"Würden sie doch! Eher mehr! Eure Technik kann nämlich versagen, sie ist nicht 100% sicher."
"Nein stimmt. Sie ist nicht 100% sicher. Die Wahrscheinlichkeit das soetwas passiert ist wie bei drei Sechser mit Zusatzzahl hintereinander aber das ist möglich. Aber die Folgen sind nicht so schlimm."
"Das stimmt gar nicht! Es ist nicht sicher, es KANN etwas passieren..."
Sie haben es so ausgedrückt: "Anything that can go wrong, will go wrong." Das heißt aber nicht: Alles was Vorstellbar ist, ist auch machbar.
Drei Beispiele:
1. Ein Flugzeug hat einen technischen Defekt. Die Motoren fallen aus, das Flugzeug stürzt ab, es gibt vielleicht hunderte Tote. Es fällt sogar in ein Wohngebiet- tausende Tote und der Sachschaden ist viele Millionen Euro hoch.
2. Ein Auto fährt auf der Autobahn. Wegen eines technischen Defekts versagt der Motor. Der Fahrer versucht rechts ranzufahren, aber das Auto ist schwer steuerbar. Ein Laster knallt in ihn rein. Auffahrunfall mit 16 Toten.
3. Eine Tasse ist schlecht gearbeitet. Jemand kippt heißen Kaffee hinein, die Tasse platzt und heißer Kaffee ergießt sich über seine Hose. Die Hose muss in die Wäsche und alle Kollegen lachen über ihn.
Hier haben wir drei Beispiele in der Technik versagt hat. Die Frage bei Kernkraft ist nicht ob Technik versagen kann, sondern wo die Folgen liegen. Sie sagen die Folgen lägen weit jenseits des Flugzeuges. Ich behaupte die Folgen lägen vermutlich knapp oberhalb des Autos. Sie sprachen einmal von einer Apokalypse. Selbst Kernkraftgegner müssen sich für ihre übertriebenen Argumente schämen.
Schon als kleines Kind habe ich mich gefragt, ob man die Autoabgase wirklich einfach so in die Umwelt pusten kann. Die Antwort habe ich mir im Laufe mehrerer Jahrzehnte und eines naturwissenschaftlichen Studiums erarbeitet: ja, das geht - wenn der Treibstoff vorher unmittelbar aus der Umwelt gewonnen wurde und aus den Abgasen wieder neu gewonnen werden kann (z. B. mittels kostenloser und prinzipiell ubiquitärer Sonnenenergie). Das wäre mal eine Technologie, der ich zustimmen könnte.
Die meisten Technologien von heute haben (mindestens) einen Pferdefuß und sind - imo auch vom Standpunkt der reinen Lehre her betrachtet - lückenhaft und unelegant, von den Auswirkungen auf die Umwelt ganz zu schweigen, ob nun tatsächlich oder "nur" mit einer gewissen statistischen Wahrscheinlichkeit möglich.
Ich nehme mir nun die Freiheit, von unseren gewiss nicht schlecht bezahlten Vordenkern und -entwicklern, die sich ja schließlich irgendwie um diese Jobs gerissen haben müssen, um sie zu bekommen, zu fordern, dass sie Lösungen erdenken und umsetzen, die sich so in die Umwelt oder Ökosphäre oder wie auch immer einfügen, dass nicht spätere Generationen die Suppe auslöffeln müssen, die wir ihnen eingebrockt haben (wenn sie den Impact überleben, sarcastic grin). Dafür bin ich auch gerne bereit Steuern und Abgaben zu bezahlen, aber nicht dafür, mir erzählen (und vorexerzieren) zu lassen, dass die fehlerbehafteten Lösungen von gestern auch noch die von morgen sein sollen.
Respice finem - das kommt imo bei der kommerziellen Nutzung der Kernenergie bei weitem zu kurz. Wenige ziehen den Nutzen daraus, viele bezahlen dafür - und zwar nicht nur mit Geld, sondern auch mit ihrer Gesundheit und ihrem Leben. Naja, wie wir wissen, gibt es kaum Drittmittel für die Geisteswissenschaften, weil sie von gestern sind, zuviele unbequeme Fragen stellen und beim Geldscheffeln nur im Wege stehen. Wenn das man gutgeht (ich gebe sofort zu, dass ich da für Optimismus wenig Anlass sehe)...
Doch Strom muss billig sein. Atomstrom ist billig. Fakt. Argumente zur Endlagerung und Anschubfinanzierung mögen stimmen. Es gibt da verschiedene Studien zu dem Thema. Die höchste (Greenpeace) sagt 200 Milliarden Euro in 60 Jahren (Inflationsbereinigt). Für 30% unserer Energieversorgung. Ich versichere ihnen da ist viel Quatsch mit drin aber nehmen wir das mal als wahr an!
Bei der EEG-Förderung liegen die Kosten heute bereits bei 13 Milliarden Euro. Für 16%. Also wenn wir heute sofort aufhören würden neue EE zu fördern, kommen wir in den nächsten 10 Jahren auf Kosten in Höhe von 130 Milliarden Euro. Davon kann man genug KKW bauen um 50% unserer Stromversorgung zu bestreiten!
Ich bin ja auch für Erneuerbare Energien. Atomstrom und Erneuerbaren gegeneinander zu stellen ist ja eine ganz künstliche Gegenüberstellung radikaler Grüner.
Worauf ich hinaus will: Atomstrom ist billig. Wenn der Strom teuer ist sind wir nicht mehr Wettbewerbsfähig. Wenn sie mehr Geld ausgeben wollen ist das ihre Sache, aber zwingen sie das doch nicht anderen auf.
Radikale Kernkraftgegner sind ein bisschen wie militante Vegetarier:
Ich habe nichts gegen Vegetarier. Sollen sie ihr Gemüse essen und ich esse Fleisch. Sie können mir auch nett erzählen warum sie sich besser fühlen aber in dem Moment wo sie anfangen mich als Zerstörer zu bezeichnen wenn ich weiter Fleisch esse, mich zwingen wollen dass ich auch Vegetarier werde ist eine Linie überschritten.
Man mag keinen Atomstrom? Umsteigen auf Erneuerbare Energien! Wenn genug Leute Ökostrom kaufen werden Kernkraftwerke vielleicht unnötig. Das ist die demokratischste Lösung.
VG LE
Das Haftpflichtrisiko liegt zu 100% den Betreibern. Es ist eine häufig zitierte aber völlig falsche Information dass Kernkraftwerksbetreiber Haftungsbefreit wären.
Nach §31 Atomgesetz haftet der Inhaber eines Kernkraftwerkes unbegrenzt mit seinem gesamten Vermögen für alle von diesem etwa verursachten Schäden.
Das sind bei den Deutschen EVUs jeweils einige hundert Milliarden Euro.
Außerdem müssen die EVUs pro Kernkraftwerk 2,5 Milliarden Euro beim Staat hinterlegen (nennen wir es mal "Kaution") die als Soforthilfe für eine schwere Katastrophe sind. Das kriegen sie erst nach dem Abschalten zurück. In Europa wurde die Höhe dieser "Kaution" auf 1,5 Mrd. Euro festgelegt.
Auch bei der Endlagerung stimmt es nicht, dass der Staat dies bezahlt. Vor Jahren wurde in internationalen Verträgen festgelegt, dass die Verursacherstaaten von Atommüll diesen lagern müssen. Die Staaten bauen das Endlager und berechnen danach die Kosten. Der Staat muss das Endlager bauen und die EVUs müssen dann für die Einlagerung bezahlen. Sie bezahlen bereits jetzt, vorher, das Geld ein, aber der Staat erhält das Geld erst bei der Einlagerung. Das ist internationales Recht.
Asse war ein Versuchsbergwerk unter der Aufsicht des Forschungsministeriums für Mittel- und Schwachradioaktive Abfälle. Auch wenn in Asse tatsächlich zu 90% Abfälle aus der Kernenergie waren, sind 75% des Schwach- und mittelradioaktiven Abfalls dieser Welt Abfälle aus anderer Industrie und Medizin.
Zitat aus Wikipedia (Stand: 28.01.11/ 09:00)
"Die Schäden eines Unfalls mit erheblicher Freisetzung von Radioaktivität bezifferte eine Studie der Prognos AG 1992 mit 5 bis 12 Billionen DM, dem drei- bis vierfachen des damaligem jährlichen deutschen Bruttosozialproduktes.
Am 22. April 2002 wurde die Deckungsvorsorge von 500 Mio. DM auf 2,5 Mrd. Euro gesetzlich angehoben. Zudem haftet der Staat mit weiteren 500 Mio. Euro, sollte ein Unfall diese Summe übersteigen.
In der ersten „Deutschen Risikostudie“ aus dem Jahr 1979 erstellt durch die Gesellschaft für Reaktorsicherheit werden mögliche Unfallfolgen von bis zu 14.500 Soforttoten und 104.000 späteren Todesfällen angegeben. Auch könnte laut Gesellschaft für Reaktorsicherheit eine Fläche bis zu 5.600 Quadratkilometern so stark kontaminiert werden, dass 2,9 Millionen Menschen evakuiert und umgesiedelt werden müssten."
"Billig" ist für mich etwas anderes, auch wenn ich für das größte Risiko "nur" bürgen muss. Weil ich nämlich denjenigen, für die ich bürge, nur eines zutraue: dass sie ihren Gewinn ohne mit der Wimper zu zucken auch über mein Wohlergehen, meine Gesundheit, mein Leben und das meiner Kinder und auch Ihres hinweg maximieren (iimerhin wurde bereits in Deutschland diskutiert, einem Betreiber die Betriebserlaubnis wegen schwerer Zweifel an der Zuverlässigkeit zu entziehen). Notfalls unter Inkaufnahme des Konkurses eines nationalen Ablegers. Das Geld werden sie im Rest der Welt schon wieder einscheffeln.
"1.2.10 Subventionierung der Kernenergie
Die Kernenergie erhielt vor allem zu Anfang ihrer Nutzung für die Stromerzeugung hohe explizite Subventionen, insbesondere für die Forschung. Insgesamt flossen seit dem Beginn der Förderung im Jahr 1956 bis heute gut 40 Mrd. € an Ausgaben des Bundes und der Länder in die nukleare Forschung. Damit wurde die Kernenergie insgesamt deutlich stärker gefördert als beispielsweise die erneuerbaren Energien und die Energieeffizienz, die seit dem Jahr 1974 nur gut 6 Mrd. € an Forschungsförderung erhielten."
Nachzulesen: http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3659.pdf
Der Kernenergie die Forschungsgelder die dafür investiert wurden vorzuhalten ist unfair. Forschung ist frei und unabhängig, das steht so im Grundgesetz. Das ist alles was die Kernenergie bekommt? Forschungsgelder? Mit denen Universitäten und Fachhoschhulen dann forschen?
40 Milliarden Euro? Das sind die Kosten der Photovoltaik in den nächsten 10 Jahren wenn wir sofort aufhörten PV zu fördern. Und nicht die Forschungskosten, die Mehr-Kosten für den Betrieb (gegenüber konventioneller Energie).
Forschungskosten lasse ich nicht gelten. Forschung ist ein Wert für sich. Dabei kamen Nebenprodukte wie Nuklearmedizin heraus, Vorbereitungen für Kernfusion, das Internet wurde im CERN entwickelt das einen Bärenanteil dieser Forschungsgelder erhalten hat. Wenn Forschungsgelder Subventionen sind, dann bitte ich jede Technologie der Welt recht reichlich mit Forschungsgeldern zu subventionieren.
Das Internet ist ein "Nebenprodukt" der Kernforschung. Ohne diese Kernforschung die sie kritisieren würden wir vermutlich nicht hier diskutieren.
Ach und 40 mrd. in über 60 Jahren... das sind Peanuts.
Ich stimme ihnen aber zu dass man viel mehr Geld in die Erforschung Erneuerbarer Energien stecken sollte.
btw: Interessant ist ja schon mal, dass sich Kernreaktoren offenbar nicht ohne staatliche Subventionen errichten (und betreiben) lassen (von wegen Erneuerbare Energien funktionieren immer nur mit Subventionen, Kernkraft ist profitabel). Ich blicke ja gespannt nach Großbritannien, ob die dortige (konservativ-liberale) Regierung in dieser Frage hart bleibt. Würde sie das und würde das Beispiel Schule machen, könnten wir vielleicht ein wenig aufatmen...
Unsere umliegenden Länder reiben sich die Hände und bauen rund um Deutschland noch mehr KKW, um unsere Energiespitzen abzufangen.
Werden diese KKW dann auch wie die Deutschen KKW jährlich gewartet???
Was ist denn mit der tickenden Zeitbombe in Murmansk???
Schade, ich habe vergessen - Murmansk ist ja weit weg...
-und wir haben ja Grenzen um Deutschland herum- ...da passiert uns ja nichts, denn wir haben dann ja keine KKW mehr...