(hh) Überraschung beim Umbau des Großen Rathaus-Sitzungssaals: Als das 60 Jahre alte Gestühl schon draußen war und das Abschleifen des Holzbodens begann, stellten die Handwerker schnell fest, dass das bei nur noch vier Millimetern Furnierhöhe keinen Sinn macht. „Wir haben uns deshalb spontan entschlossen, Unterbau und Holzboden neu zu verlegen“, beichtete der zuständige Amtsleiter Hans Schnabel dem Stadtrat.
Auch gleich den Unterbau zu erneuern begründet Schnabel damit, dass es an den Türen nun keine Stolperfallen gebe, was der Fall sei, wenn auf den alten Boden 17 Millimeter hohe neuen Holzbohlen verlegt würden. Die Überraschung kostet gleichwohl nur 22 000 Euro mehr, die laut Schnabel im laufenden Haushalt noch vorhanden sind.
Über neue Möbel und eine modernere Technik für den Saal wird schon ewig gesprochen. Stets wurden aber andere Projekte vorgezogen, was auch damit zu tun hatte, dass eine Generalsanierung von Saal samt Tribüne und technischer Aufrüstung einmal auf 1,2 Millionen Euro veranschlagt worden war.
Der Stadtrat erkannte freilich die Notwendigkeit, strich – damit die Realisierung möglichst schnell über die Bühne geht– die Wunschliste auf 350 000 Euro zusammen. Als sich nach einer ersten Ausschreibung zeigte, dass das wiederum nicht ausreicht, legte der im Sommer tagende Ferienausschuss 100 000 Euro wieder drauf.
Die neuen Stühle sind bequemer, die Tische bieten mehr Beinfreiheit und vor allem die neue Technik dürfte die Abläufe zu 100 Prozent erleichtern. Bisher warfen zwei Beamer die Präsentationen an die Seitenwände. Hauptproblem war: Der jeweilige Referent konnte mit seinem Laserpointer nur eine der Wände „bedienen“, was bei vielen Zuhörern zu steifen Hälsen führte. Künftig gibt es eine Leinwand. Sie ist in der Decke hinter dem zentralen Platz von OB Sebastian Remelé versenkt und wird bei Bedarf heruntergefahren.
Die Verwaltungsbank und die Presse, in deren Rücken die Info-Leinwand sich künftig befindet, kann jede Präsentation auf Bildschirmen auf ihren Tischen verfolgen, die ebenfalls weggeklappt werden können.
Akustik: Bisher mussten die Stadträte zu einem der drei im Saal aufgestellten Mikrophone laufen. Jetzt teilen sich zwei Räte – es bleibt bei der Zweiersitzordnung – ein fest installiertes Mikrofon. Sie müssen sich auch nicht mehr beim Sitzungsleiter per Fingerzeig anmelden, sondern können per Knopfdruck von ihrem Platz aus ihre Redebedürfnis mitteilen – oder wieder zurücknehmen.
Der Sitzungsleiter hat den Vorteil, dass es über die Reihenfolge keine Debatten mehr gibt. Der Computer speichert die Wortmeldung nach Eingang. Auf der Verwaltungsbank gibt es mehr Mikrophone als bisher. Die Schaltzentrale für alles ist beim Sitzungsleiter installiert. Dank neuer metallgedämpfter Vorhänge ist künftig auch ein störendes Verdunkelungs-Zeremoniell nicht mehr nötig.
Den Auftrag erhielt nach einer europaweiten Ausschreibung die Schweinfurter Firma Christoffel Objekteinrichtungen. Die Medientechnik hat einen Anteil von 270 000, die Möbel kosten 180 000 und der Boden eben jetzt weitere 22 000 Euro. Bis Mitte November zu den Haushaltsberatungen soll der Umbau trotz der Überraschung fertig sein.