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Werneck
Mittelschule Werneck feiert ihr 50-jähriges Bestehen
Das Schulgebäude nach der Generalsanierung im Jahr 2015.
Foto: Stefan Meyer | Das Schulgebäude nach der Generalsanierung im Jahr 2015.
Horst Bauer und Tanja Hochrein
 |  aktualisiert: 14.05.2022 02:28 Uhr

Ein halbes Jahrhundert existiert die Mittelschule des Balthasar-Neumann-Schulverbands Werneck am Bühlweg. Im Januar 1972 wurde das Gebäude offiziell übergeben und in der Presse als „eine der schönsten Schulen Bayerns“ bezeichnet. Das 50-jährige Bestehen sollte mit einem großen Schulfest gefeiert werden. Coronabedingt musste dieses jedoch auf nächstes Jahr verschoben werden. Dennoch wollen wir hier einen Blick auf die Geschichte der Schule werfen.

Der Bau der Hauptschulanlage mit Schulhaus, Schwimmbad und Sportplatz durch den Balthasar-Neumann-Schulverband beruhte auf der Neugliederung der Volksschulen nach Planungen aus den Jahren 1968/69. Am 13.12.1968 war das Volksschulgesetz geändert worden. Ziel war es, die wenig gegliederten Bekenntnisschulen abzuschaffen und Schulen mit Parallelklassen zu bilden. Dafür waren Schulverbände vorgesehen. Im Altlandkreis Schweinfurt sollte in Werneck der größte Verband gebildet werden – dreizügig und mit 22 Klassen.

Begründet wurde die Umgestaltung mit der Argumentation, dass die wenig gegliederte Landschule in der technisch orientierten Welt die gestellten Aufgaben nicht erfüllen könne. Die Kinder sollten nach Begabung und Neigung gefördert werden. Lehrkräfte sollten nach ihren Schwerpunkten eingesetzt werden.

Sogar eine kleine Turnhalle für den Schulsport

Zunächst umfasste der Balthasar-Neumann-Schulverband Werneck die damals noch selbstständigen Dorfschulen in Eßleben, Ettleben, Waigolshausen, Werneck und Zeuzleben. Noch Mitte der 1960er-Jahre hatten Eßleben und Zeuzleben neue Schulgebäude errichtet mit zeitgemäßen Fachräumen wie Schulküche und Werkraum. Eßleben baute sogar eine kleine Turnhalle für den Schulsport. Ein zentrales Schulhaus gab es noch nicht, es war jedoch bereits in Planung.

Mit dem Schuljahr 1969/70 wurde in Bayern die 9. Jahrgangsstufe eingeführt. Für den Schulbetrieb musste eine Übergangslösung gefunden werden. So wurden alle Schülerinnen und Schüler der neuen 9. Jahrgangsstufe in zwei Klassen in Eßleben unterrichtet, die beiden 8. Klassen in Zeuzleben. Auch die übrigen Klassen wurden zusammengeführt, die 6. Klassen in Ettleben, in Waigolshausen der 7. Jahrgang und in Werneck drei Klassen des Jahrgangs 5.

Neben dem Wernecker TSV-Sportplatz wuchs der Neubau der Hauptschule ab März 1970 in die Höhe. Im November 1970 feierte der Schulverband Richtfest. Noch im Winter wurde mit dem Innenausbau begonnen. Nach den Gedanken der Architekten Jörg Gründel und Hermann Kurz aus Würzburg, sollte der Bau den damaligen Anforderungen und späteren Umorganisationsformen entsprechen. So konnten in den 16, annähernd quadratischen, Klassenzimmern Tische und Stühle frei gestellt werden.

Eine Aula mit Lichtkuppel als Pausen- und Veranstaltungsraum

Zudem ermöglichten verschiebbare Wandelemente eine Abtrennung von Gruppenräumen. Eine großzügige Aula mit Lichtkuppel sollte als Pausen- und Veranstaltungsraum dienen. Für den Fachunterricht gab es eine Lehrküche und Räume für Handarbeit, Werken und Naturlehre. Ein Mehrzweckraum war für ein Sprachlabor (Englisch) vorgesehen.

Am 7. September 1971 bezogen 534 Schülerinnen und Schüler zusammen mit 14 Volksschullehrerinnen und -lehrern das neue Schulhaus. Im Haus tätig waren noch sechs Fachlehrkräfte, fünf Geistliche sowie ein Hausmeister. Für die 438 Fahrschülerinnen und Fahrschüler waren drei Schulbusse im Einsatz.

Das Schulgebäude im Jahr 1972.
Foto: Horst Bauer | Das Schulgebäude im Jahr 1972.

Nach der Klassengliederung waren 14 Klassen gebildet worden mit Parallelklassen, in der 9. Jahrgangsstufe damals sogar vierzügig. Das war möglich, da die Kinder der 9. Jahrgangsstufe aus dem Schulverband „Eschenbachtal“ in Schleerieth in Werneck eingegliedert wurden. Die Klassenstärken waren für heutige Verhältnisse enorm hoch, im Durchschnitt 38 Kinder. Stärkste Klasse war mit 47 Schülerinnen und Schülern die 6b.

Erster Schulleiter war Rektor Marcellus Pfeuffer, vorher Lehrer an der einklassigen Dorfschule in Schleerieth. In der Verwaltung der Schule gab es damals noch keine Sekretärin, jedes Schriftstück musste er selbst in die Schreibmaschine tippen. Dazu kam seine Unterrichtsverpflichtung als Klassenlehrer. Ab Januar 1972 wurde der Schulverband „Eschenbachtal“ mit seinem ebenfalls neuen Schulhaus mit dem Balthasar-Neumann-Schulverband vereinigt.

Beim Einzug in das neue Schulhaus war den Schülerinnen und Schülern vieles neu und ungewohnt: Da waren fremde Banknachbarn und ein Gong zum Stundenwechsel, bei dem oft andere Lehrer zum Unterricht kamen. Viele Buben kannten keinen Werkraum, viele Mädchen keine Schulküche. Während des Unterrichts wurden Overheadprojektoren eingesetzt, und Folien zauberten Landkarten, Abbildungen, Skizzen und Texte an weiße Projektionsflächen.

Im Fach Mathematik kam ein Rechenschieber zum Einsatz

Nach Spiritus riechende Arbeitsblätter aus einem Umdrucker unterstützten die Kinder bei der Arbeit. Im Fach Mathematik kam ein Rechenschieber, der Aristo Junior, zum Einsatz, für manchen ein Albtraum. Und die Lehrkräfte kontrollierten jetzt mit einem Taschenrechner die Rechenergebnisse. Neu war auch das Wahlfach Maschinenschreiben, das vor allem bei Schülerinnen beliebt war. Völlig ungewohnt war auch das Turnen in der großen teilbaren Turnhalle an Barren, Reck, Seil und Kletterstange. Und in der Schwimmhalle hat so manch einer Wasser geschluckt.

In den zurückliegenden 50 Jahren gab es viele Ereignisse und Veränderungen in und an der Mittelschule Werneck. Größtes Problem waren jedoch die rückläufigen Schülerzahlen. Heute, nach 50 Jahren, ist das Gebäude nach seiner Generalsanierung weiterhin ortsprägend und ein attraktiver Schulstandort geblieben. Die frühere Hauptschule wurde vor über zehn Jahren zur Mittelschule und führt auch zum Mittleren Bildungsabschluss. Die Einführung der arbeitspraktischen Wahlpflichtfächer und eine vertiefte Berufsorientierung sind zu elementaren Säulen geworden.

Als Kunst- und Umweltmittelschule wurde die Balthasar-Neumann-Mittelschule bereits mehrfach ausgezeichnet. Der Förderverein der Schule unterstützt diese tatkräftig bei der Umsetzung von Projekten aus den Bereichen Kunst, Umwelt und Kultur. Es gibt aktuell 200 Schülerinnen und Schüler in zehn Klassen, davon vier Klassen im M-Zug. Die Leitung der Schule liegt in den Händen von Konrektorin Tanja Hochrein.

 
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