Zum Abschluss der Kästnerwoche trat die Chansonette Topsy Küppers im Salon des Kästnerhofes auf. Charismatisch, lebensfroh und energiegeladen wie eh und je riss sie zusammen mit ihrem Pianisten Florian Schäfer die Gäste vom Hocker. Im Mittelpunkt des Programms standen dabei die Begegnungen mit dem vor 40 Jahren verstorbenen Erich Kästner.
Und dieser hatte es ihr im Gegensatz zu den in Überzahl auf der Welt vorkommenden Männern angetan, wie sie in ihrem ersten Chanson sang. Denn einer Vielzahl an Männern möchte man Gift verabreichen. So auch im übrigen zahlreichen Frauen, die ihr bei Erich Konkurrenz machen. Die dramaturgische Spitze des Ganzen war ein klassisches Liebesbekenntnis gemäß der Ironie in Chansons: entweder sie sterbe oder Erich bleibe bei ihr.
Der gelungene Einstieg ins Thema bot ihr die Gelegenheit, einige Auszüge aus den Schriften Kästners und eine Anekdote aus einer Begegnung mit ihm zum Besten zu geben. Da machte sie ihm als Schauspielerin bei den Proben zu einem seiner Stücke den Vorschlag, sich aufs Klavier zu werfen, was sie im Salon des Kästnerhofes auch andeutete. Kästner habe geantwortet, dass sie diesen Diseusen-Kitsch nicht brauche und einfach nur singen solle, was er für sie geschrieben habe.
Die feine Ironie, die einem Kästner eigen war, sei in der heutigen Zeit abhanden gekommen, so die Chansonette. Beispielsweise als der Schriftsteller gefragt wurde: „Wie geht es ihnen?“, war seine lakonische Antwort: „Man lacht.“ In diesem Sinne war das Programm auch eine Hommage an dessen geistvollen und abstrakten Witz.
Doch nicht nur über die eher humoristische Seite des Autors und dessen starke Worte wusste Küppers zu berichten. Auch das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte kam unter anderem durch den Hinweis auf die Bücherverbrennungen zum Tragen. Um die Nazi-Zeit ging es auch in Liedern wie „Fantasie von übermorgen“, welches den Zweiten Weltkrieg thematisierte.
Virtuose Begleitung
Gekonnt schaffte die Chansonette den Spagat zwischen den ernsteren und den humoristisch und satirisch angehauchten Passagen des Auftritts. Mit Witz, Charme und Niveau begeisterte sie divenhaft im roten Glitzerkleid ihre Gäste. Virtuos wurde sie begleitet von Schäfer, der unter anderem mit einem Klaviersolo glänzte, sich bei den Chansons aus verschiedenen Musikstilen bediente und mit ihr interagierte, zum Beispiel beim „Nachtgesang eines Kammervirtuosen“. Das hier und da mit einem Hauch Melancholie versehene Potpourri aus satirischen Liedern, Kästner-Gedichten und Anekdoten überzeugte als Plädoyer für Toleranz und Aufrichtigkeit.
Kaum jemand blieb am Ende des Auftritts auf seinem Stuhl sitzen. Ein Dank erging auch an Gunda Fleischhauer, die, wie Topsy Küppers sagte, so viele Kinder wieder in ein lebenswertes und fröhliches Leben zurückgeführt hat. Als Zugabe spielten die Chansonette und der Pianist ein Medley aus Stücken wie zum Beispiel „Puttin' on the Ritz“.
Das Publikum bedankte sich mit langem Applaus.