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SCHWEINFURT
Mit wem sich Matuschke auf Facebook fetzt
Uwe Eichler
 |  aktualisiert: 21.09.2015 18:41 Uhr

„Heilige Scheiße“: Schon vor Beginn des gleichnamigen Kabarettprogramms von Matthias „Matuschke“ Matuschik wurde in der Disharmonie ordentlich Dampf abgelassen, aus einer undichten Gasflasche im Keller. Die Feuerwehr kam mit Atemschutz. Abgesagt werden musste der ausverkaufte Auftritt aber nicht. Dafür brachte der B3-Moderator, DJ und Kabarettist Scherze über Helmut Schmidt, der noch bei der Gaswerkeinweihung seine Zigarettchen anzünden durfte. Aber selbst der habe vor zehn Tagen das Paffen aufgehört. Als sich der Obermenzinger demonstrativ selbst ne Fluppe ansteckt, oben auf der Bühne, ist das mit dem Treibgas schon geklärt. Wer sich resolut mit Neonazis anlegt, wie der 50-jährige Oberpfälzer, zuletzt mit einem Besuch bei braunen Haßpredigern in Pasing mit aufgedrehter Mucke, hat vor (nichtexplosiven) Kohlesäure-Schwaden keine Angst. Anderswo, in Syrien, wabert echtes Giftgas.

Der letzte große Eklat war ansonsten im Sommer, in Wolfratshausen, als der schandmäulige Qualmer die markierten Rechtecke, in denen Raucher noch öffentlich am Glimmstängel ziehen dürfen, als „Judenkarrees“ bezeichnet hat. Oioi. In Schweinfurt hat er ihn wieder gebracht, den „Nazivergleich“. Das hiesige Publikum stellt die Ohren auf, bleibt aber gelassen. Da merkt man halt die böhmischen Wurzeln des Namens Matuschik: Die „Judenkarrees“ waren im alten Osteuropa die rechteckigen Stadtviertel der jüdischen Bevölkerung, ein klarer Fall von Ausgrenzung, aber keine Erfindung der Nazis. Mit deren Nachfolgern sich der Matuschke gerade auf Facebook fetzt, Stichwort Flüchtlinge. Seinen letzten Post baut er gleich ins Programm ein: Wer Hasskommentare gegen Asylbewerber verschicken will, muss bei Facebook künftig einen Sicherheitstest bestehen und zwei einstellige Zahlen zusammenzählen.

Nein, die schnoddrigste Stimme von Bayern 3 kämpft nicht mit feinem, intellektuellem Florett, eher mit schwerem Satire-Säbel. Lässt es dafür an erfrischender Eindeutigkeit nicht fehlen. Auf der Bühne steht das Enfant terrible eigentlich nur, weil ihm der Ex-Chef vom Weidener „Radio Ramasuri“ mal dazu geraten hat: Als Ansager selbst angesagt ist, wer die Öffentlichkeit nicht scheut.

Der bekennende Atheist lässt seine Gäste als lebendes Diagramm aufstehen: Wer ist Protestant (ein Großteil), wer gottlos wie er (auffallend viele), wer Moslem? Niemand. Keine Sorge: „Das werden bald noch mehr“. Der Rest hat für ihn offenkundig CSU gewählt – und wird durch den Kakao gezogen. Dann gibt es Running-Gags oder eine Parodie auf den amerikanischen Rockstar, der dem Festivalpublikum einheizt („Danke schooon“). „Der ist gut“: Das oder ähnliches hört man draußen vor der Tür. Was soll man zum Auftritt des Charakterkopfs sonst noch sagen: Danke schooon?!

 
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