250 Muttertiere für 5000 Euro – ein verlockendes Angebot für den Schäfer aus Nordrhein-Westfalen. Doch als er zusammen mit seinem Freund die Herde des früher bei ihm beschäftigten 23-jährigen Mannes bei Bad Kissingen besichtigen will, stürmt dessen Kumpel (24) – mit Sturmhaube maskiert und Pistole bewaffnet – aus dem Gebüsch. Beide pressen dem kaufinteressierten Schäfer 4000 Euro ab für eine Herde, die es gar nicht gibt – und flüchten in die Nacht.
Die Opfer sind noch immer traumatisiert und in Behandlung
Die kriminelle Tat, vollbracht am 12. April letzten Jahres gegen 21.15 Uhr, räumen die beiden Angeklagten am Mittwoch vor der Großen Strafkammer des Landgerichts ein und entschuldigen sich bei ihren Opfern. Diese sagen, davon hätten sie wenig. Sie sind auch ein Dreivierteljahr nach dem brutalen Überfall weiter traumatisiert und in psychologischer Behandlung. „Ich kann meinen Beruf nicht mehr ausüben“,sagt der Schäfer (25). „Meine Tiere bekommen ihre Jungen im Winter, aber nach 17.30 Uhr traue ich mich nicht mehr aus dem Haus.“
Geld für die Drogensucht
Unbedingt Geld brauchten die beiden Angeklagten, vor allem für die Finanzierung ihrer Drogensucht und Schuldenzahlung, wie sie sagen. Da kam der 23-Jährige (mit abgebrochener Ausbildung als Schäfer) auf die Idee, seinen früheren Chef „abzuziehen“. Also rief er ihn an, bot ihm „seine“ 250-köpfige Schafherde zum Kauf an – für nur 5000 Euro. Er wollte unbesehen eine Anzahlung. „Nicht, bevor ich die Tiere gesehen habe“, sagte der Schäfer und fuhr zusammen mit seinem besten Freund gut 300 Kilometer aus dem Norden Nordrhein-Westfalens ins unterfränkische Bad Kissingen.
Keinen Schafskot zu sehen und kein Blöken zu hören
Angekommen am vereinbarten Treffpunkt, einem Schnellimbiss, stieg der 23-Jährige zu ihnen ins Auto und lotste die beiden an ein Waldstück „Am Sinnberg“, von wo aus es nur wenige Meter bis zur Schafsherde sein sollte. Der Kaufinteressent war gleich nach dem Aussteigen schon skeptisch: „Da war kein Schafskot, und ich habe auch kein Blöken gehört.
“ Nach wenigen Metern sprang „eine dunkle Gestalt“ – der Kumpel des 23-jährigen Angeklagten – aus dem Gebüsch und bedrohte den Freund des Schäfers auf dem Beifahrersitz: „Geld her, Handy her.“
Der Maskierte hält die Pistole Richtung Kopf
Der Maskierte hielt dabei die Pistole in Richtung seiner Schläfe. Der Schäfer selbst schaltete sich ein, holte das Geld aus dem Handschuhfach und zählte dem Maskierten 4000 Euro auf die Hand. Sein Ex-Mitarbeiter begründete die Erpressung damit, er habe ihn damals schlecht behandelt.
Waffe in die Saale geworfen
Anschließend mussten die Überfallenen ihre Handys und den Autoschlüssel herausrücken, welche die Angeklagten 15 Meter entfernt am Straßenrand ablegten mit der Ansage, sie sollten mehrere Minuten gar nichts unternehmen. Im Wald warteten weitere Komplizen, die das beobachten, so die Drohung.
Nach einer ganzen Weile hielt der Schäfer ein Auto an, schilderte dem Fahrer die Lage. Vom nahen Café aus riefen die Erpressungsopfer die Polizei, die sofort nach den Tätern suchte. Der 23-Jährige, der die Idee zu dem Raubüberfall hatte, stellte sich einen Tag später der Polizei. Sein 24-jähriger Kumpel mit Sturmhaube und Pistole kam zwei Tage danach in U-Haft. Zuvor hatte er laut eigener Aussage die Tatwaffe vom Kurpark aus in die Saale geworfen.
Den Angeklagten droht Haft zwischen drei und 15 Jahren