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MÖNCHSTOCKHEIM
Mit Stimmgerät ins Gartencenter
Der Mönchstockheimer ist auf den großen Konzertbühnen zuhause, spielt mit klangvollen Orchestern. Seine Leidenschaft für die Musik will er aber auch weitergeben. Jetzt eröffnet er seine eigene Schule.
Das Schlagzeug ist die große Liebe des jungen Diplom-Musiklehrers Daniel Ort. In seinem „Ort der Musik“ in Mönchstockheim bringt er seinen Schülern aber auch Klavier, Keyboard, Akkordeon, Saxofon und Klarinette bei.
Foto: Matthias Endriss | Das Schlagzeug ist die große Liebe des jungen Diplom-Musiklehrers Daniel Ort. In seinem „Ort der Musik“ in Mönchstockheim bringt er seinen Schülern aber auch Klavier, Keyboard, Akkordeon, Saxofon und ...
Matthias Endriß
 |  aktualisiert: 18.04.2016 03:33 Uhr

Wenn man den Familiennamen Ort trägt, ist man für manch' ein Wortspiel einfach geradezu prädestiniert. Daniel Ort aus Mönchstockheim gehört zu dieser Spezies. Dabei kann aber auch durchaus Nützliches herausspringen. Wie etwa ein Name für die eigenen Unterrichtsräume, die sich der junge Diplom-Musiklehrer in einem einst landwirtschaftlich genutzten Nebengebäude des elterlichen Anwesens eingerichtet hat.

Doch wie sollte das Kind nun heißen? „Musikschule“ ging nicht, denn dieser Begriff ist in Bayern geschützt und kommunalen Institutionen vorbehalten. Freundin Veronika kam schließlich auf die zündende Idee: Daniel heißt Ort. Er unterrichtet hier Musik. Also, klar wie Kloßbrühe: Ort der Musik. Wie hätte man je auf einen treffenderen Namen kommen können?

Von der Blockflöte zum Klavier

Daniel Orts musikalische Karriere begann früh. Zunächst, wie bei so vielen, auf der Blockflöte. Doch schnell übte das Klavier eine magische Anziehungskraft auf den jungen Musikus aus. Damit er erst gar nicht in Gefahr kam, beim Klimpern auf den weißen und schwarzen Tasten etwas Falsches zu verinnerlichen, schloss Mama Sonja Ort das Objekt der Begierde kurzerhand ab. Es brauchte mit Günter Barth erst einen altgedienten musikalischen Fahrensmann, um sie davon zu überzeugen, die Tasten wieder freizugeben und den musikalischen Entdeckungsdrang des Filius' nicht allzu arg zu hemmen.

Und Daniel Ort lernte weiter. Auch Klavier war nur eine Zwischenstation. Das Keyboard folgte, schließlich das Akkordeon. Dumm nur, dass Akkordeon für einen Klangkörper wie das örtliche Jugendblasorchester, dem er sich anschloss, ein eher untypisches Instrument ist. Also sattelte Daniel auf Klarinette um und wandte sich bereits als Zwölfjähriger auch noch dem Saxofon zu.

Ersatz für etatmäßigen Schlagzeuger

Als Klarinettist kam er zum Musikverein Traustadt, und da galt es des Öfteren, Ersatz für den etatmäßigen Schlagzeuger zu finden. Was lag näher, als Daniel Ort, der in der Schule schon erste Erfahrungen mit dem Schlagzeug gesammelt hatte, von der Klarinette an die Felle abzukommandieren. Nun wollte er aber auch das Schlagzeugspielen richtig erlernen – und stieß bei den Eltern zunächst auf wenig Gegenliebe. Vor der Brechstangen-Diplomatie ihres Sohnes – „Wenn ich es nicht lernen darf, dann bringe ich es mir selber bei“ – kapitulierten Sonja und Otto Ort schließlich. Der talentierte Nachwuchsmusiker durfte Schlagzeugunterricht nehmen.

Das Schlagzeug sollte seine große Liebe werden. Warum? Weil es einfach so unheimlich vielseitig ist, wie Ort verdeutlicht: „Als Geiger spielst du immer Geige. Als Trompeter spielst du immer Trompete. Als Schlagzeuger spielst du immer verschiedene Sachen.“

Denn wer bei Schlagzeug nur an Trommel denkt, liegt gehörig falsch. Schon bei seinem Studium zum Diplom-Musiker für Schlagwerk, das er noch an seine Ausbildung zum Musiklehrer anhängte, lernte er das ganze Spektrum kennen. Schlagwerk, das umfasst die Triangel ebenso wie die Pauke, das Vibrafon genauso wie das Xylofon oder das Marimbafon.

Und in der Praxis, die Daniel Ort inzwischen zur Genüge gesammelt hat – etwa als Stipendiat am Staatstheater Mainz oder mittlerweile beim Orchester des Mainfrankentheaters Würzburg – noch so manches mehr. Einem Schlagwerker wie ihm kommt da bisweilen eine Rolle zu, die der des Geräuschemachers beim Film nicht unähnlich ist, gerade bei modernen Kompositionen.

„Ich musste schon auf dem Amboss spielen“, erzählt Ort: „Oder Murmeln auf die Trommel werfen, damit es klingt wie Geplätscher.“ Auch Styroporklötze muss ein Schlagwerker im Sinne des Komponisten zum Klingen bringen, mit Hupen ebenso musizieren können wie mit Tontöpfen: „Da geht es dann schon einmal mit dem Stimmgerät ins Gartencenter.“

Auch vor Exoten darf einem nicht Bange sein. Wie dem türkischen Küdüm etwa, mit Kamelfell überzogenen Schüsseln. Das Instrument ist in unseren Breiten so selten, dass es sich Orchester bei Bedarf ausleihen. Oder Timbales, die eigentlich beim brasilianischen Samba beheimatet sind. Vom Berimbau, einem afro-brasilianischen Musikbogen mit einem aufgeschnittenen und ausgehöhlten Flaschenkürbis als Resonanzkörper mal ganz zu schweigen.

Langweilig wird es also nie, und auch jede Menge Improvisationstalent ist da mitunter gefragt. Sich auf solche Exoten einzulassen, macht für Ort mit den Reiz seines Berufes aus. „Man muss sich die Eigenarten der Instrumente erarbeiten“, sagt er: „Aber das geht relativ schnell.“

Mahler mit den Bambergern

Gute Schlagwerker sind gefragt, auch wenn sie nicht als feste Ensemblemitglieder bei einem Orchester beschäftigt sind. Für manche Produktionen braucht es fünf oder sechs davon, und die haben die wenigsten Orchester im Stamm. Würzburg etwa hat drei festangestellte Schlagwerker.

Erst kürzlich war Daniel Ort als Aushilfe bei den renommierten Bamberger Symphonikern unter der Leitung von Jonathan Nott gebucht, für eine Produktion mit Werken von Gustav Mahler. Neben zwei Aufführungen in Bamberg standen auch Auftritte in Essen und im Fürstentum Monaco auf dem Plan. Der Kontakt kam über den Pauker der Bamberger zustande, der als Dozent an der Musikhochschule in Würzburg arbeitet.

Der Probenplan der Orchester gibt den zeitlichen Rahmen für Daniel Orts weitere musikalischen Aktivitäten vor. Für die Rockband „Blaue Zipfel“, deren Gründungsmitglied er ist, rollt er noch heute den Rhythmusteppich aus. Gemeinsam mit Zipfel-Kollege Marco Wolf, ebenfalls ein Multi-Instrumentalist und Dirigent der Heimatkapelle Michelau, gibt er zuweilen Konzerte in Kirchen. Seit 2015 ist er zusammen mit Alfred Glos Dirigent der Mönchstockheimer Blaskapelle.

Und dann ist da noch der Unterricht, den er in seinem „Ort der Musik“ erteilt: Für Klavier, Keyboard, Akkordeon, Saxofon, Klarinette, Percussion und natürlich Schlagzeug. Beim Pendeln zwischen der großen Orchester-Bühne und den Unterrichtsräumen bleibt natürlich einiges an Zeit auf der Strecke, gibt Ort zu. Aber anderen Menschen seine Begeisterung für die Musik weiterzugeben, das war schon immer die Triebfeder seines Tuns. Seinen ersten Schüler unterrichtete er bereits als 13-Jähriger.

Am Sonntag, 17. April, besteht von 13 bis 17 Uhr die Möglichkeit, bei einem „Tag der offenen Tür“ die neuen Räumlichkeiten kennenzulernen und die diversen Instrumente auszuprobieren. Wer weiß: Vielleicht entdeckt Daniel, der Ort der Musik, an seinem ganz persönlichen Ort der Musik dabei das ein oder andere schlummernde Talent. Übrigens: Auch Daniels Schwester Rebecca gibt im „Ort der Musik“ Unterricht, und zwar für Gitarre, Keyboard, Klavier und Blockflöte.

Daniel Ort lädt am Sonntag zum Tag der offenen Tür in seinen „Ort der Musik“ ein.
Foto: Matthias Endriss | Daniel Ort lädt am Sonntag zum Tag der offenen Tür in seinen „Ort der Musik“ ein.
 
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