Spaß macht der neue Leseclub von Grundschule und Gemeindebücherei den Kindern definitiv. Sonst wäre das Gekicher und Gelächter nicht so laut. Sonst wären die Kinder nicht so eifrig und freiwillig am Nachmittag dabei.
Dass man mit Spiel und Spaß den Kindern den Weg zum Buch, zum Lesen und zur Bildung überhaupt zeigen kann, beweist das besondere Angebot. Sogar Kinder-Yoga zum Buch "Karneval der Tiere" steht auf dem Programm.
Wie kann man Kindern Lust machen aufs Lesen? Die bundesweite Stiftung Lesen hat mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung schon vor über zehn Jahren begonnen, Kindern einen möglichst leichten Zugang zum Lesen zu ermöglichen: Durch ihre "Kultur macht stark"-Leseclubs.
Bücher, Spiele, Tablets oder Leseroboter sowie Workshops und Schulungen
Dabei fördert die Stiftung ihre Kooperationspartner mit Material wie Bücher, Spiele, Tablets oder Leseroboter sowie mit Workshops und Schulungen. Die Grundschule Euerbach und die Gemeindebücherei mit ihrem ehrenamtlichen Team hatten sich im vergangenen Jahr gemeinsam beworben und bieten nun seit September spielerische Stunden im Leseclub an: Zweimal die Woche nach dem Unterricht in der Schule, einmal die Woche in der neu gestalteten Gemeindebücherei.
"Die Kinder bleiben freiwillig länger in der Schule oder sie kommen aus der Offenen Ganztagsschule in den Leseclub", erzählt Grundschulleiterin Ulrike Göbel. Manchmal sei die Stunde ein bisschen mädchenlastig, weiß sie. Aber es komme auf das jeweilige Thema an. Wenn sie etwa anbiete, Düsenjets aus Papier zu basteln, wozu die Kinder die Anleitung lesen müssen, dann wären auch die Jungen mit Eifer dabei. Oder wenn die Leseroboter zu programmieren seien.
Auf keinen Fall sei der Leseclub wie Unterricht, betont die Pädagogin. "Das ist kein Förderunterricht". Vielmehr prägten Spiele und Spaß die Stunde, "es ist mehr wie ein Kindergeburtstag". Kinder würden sich gerne anregen lassen.
Die Lust am Lesen habe mit Lesefertigkeit zu tun. Wenn etwas keine Mühe mache, habe man auch Freude dabei, unterstreicht sie. Den Leseclub vergleicht die Schulleiterin mit einem Sportverein, zu dem die Kinder aus Freude daran am Nachmittag zum Training gehen. "Hier in Euerbach wird Korbball-, Fußball- oder Gardetraining angeboten. Wir wollten einen kulturellen Gegenpunkt setzen".
Ehrenamtlich organisierte Gemeindebücherei
Einen besonders schönen Ort für den Leseclub bietet die ehrenamtlich organisierte Gemeindebücherei in ihrer neuen Kinderbuchabteilung. Jede Woche lässt sich eines der fünf Betreuer-Teams zu verschiedenen Büchern etwas einfallen. Da wird Vorlesen mit einer Art Theaterspiel kombiniert, da dürfen zur Weihnachtsgeschichte Grußkarten gebastelt werden, da wird ein neues Brettspiel ausprobiert, zu dem zuerst die Anleitung studiert werden muss oder auch über Comics die Leselust geweckt.
Ganz speziell sind die Yoga-Mitmachgeschichten im Leseclub. Yogalehrerin Tina Henneberger und die Erzieherin im Ruhestand Eva White haben sich diesmal passend zur Faschingszeit das Bilderbuch "Karneval der Tiere" von Günter Raake ausgesucht. Um Faschingsstimmung zu erzeugen, gibt es zunächst für jedes der zehn Kinder eine Überraschungstüte mit Tröte, Luftschlangen und Konfetti. Spielerisch lädt die Yogalehrerin die Erst- bis Viertklässler damit zu Atemübungen ein.
Dann ahmen die Kinder auf ihren Turnmatten mit Yogaübungen die Tiere aus der Geschichte nach, passend zum gleichnamigen Musikstück von Camille Saint-Saëns. Während Tina Henneberger den Kindern vormacht, sich zu majestätischen Klängen wie ein Löwe zu strecken oder zu feinen Violinentönen wie ein Huhn die Flügel zu schlagen, liest ihre Teampartnerin die Bilderbuchgeschichte vor.
Geschichten mit Bewegung zu kombinieren, dabei auch den Körper zu stärken und die Fantasie anzuregen, macht den Jungen und Mädchen sichtlich Spaß. Hinterher dürfen sie das Buch auch ausleihen. Damit sie zuhause den "Karneval der Tiere" noch einmal erleben können.
