Die Farbe des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland passt schon mal gut. Er leuchtet rot, wie das Logo des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK). Ein Leben lang hat sich das Schweinfurter Urgestein Friedel Tellert für das BRK eingesetzt. In Würzburg erhielt der Ehrenkreisbereitschaftsleiter nun einen der höchsten Orden des Landes.
Auch als Ruheständler ist Tellert unermüdlich im Einsatz. An diesem Tag will der zweite Vorsitzende des Mainleite-Vereins ein Wespenwarnschild anbringen, hoch über den einstigen Weinbergen zwischen der Stadt und Schonungen. Eigentlich wartet der stolze Besitzer einer Kleingartenanlage auf Ziegen für die Hangweide unweit der Bismarckhöhe. Aber die Anlieferung der wandernden Rasenmäher hat sich verzögert.
Der Zaun um die Hütte stehen derweil unter Strom. "Wegen der Wildschweine", schmunzelt Tellert, dessen Verein sich seit 2015 für eine Wiederbelebung des Landschaftsschutz-Idylls im Maintal einsetzt.
Mehr als 55 Jahre beim Roten Kreuz aktiv
Wenn der frischgebackene Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande von seinem Leben erzählt, beschleicht einem das Gefühl, man könnte über so manche Station einen eigenen Artikel schreiben. "Ich war total überrascht", sagt er über die Auszeichnung für sein Lebenswerk. Mehr als 55 Jahre hat sich Tellert, Jahrgang 1946, beim BRK engagiert.
Von 1988 bis 2009 war er Kreisbereitschaftsleiter, seither ist er es ehrenhalber. BRK-Geschichte und BRK-Flohmarkt oder Seniorenbeirat sind weitere Betätigungsfelder. Als der Versicherungsmitarbeiter dem Roten Kreuz beigetreten ist, 1967, gab es noch keine Leitstelle, es ging rustikal zu. Im Rettungswagen hätten sich schon mal zwei Patienten den raren Platz teilen müssen, erinnert sich der Veteran, "in stabiler Seitenlage". Bei vier Verletzten kam es vor, dass ein Transport ins Josefs-, der nächste ins alte Städtische Krankenhaus ging.
Vom heutigen Stand der Technik, mit Digitalisierung und Defibrillator, habe sich damals nur träumen lassen. Andererseits sei man langsamer an den Rettungsdienst herangeführt worden, meint Tellert: "Die Jungen stehen heute vor einer Wand." Die moderne Ausbildung sei ja nicht mehr weit weg vom Medizinstudium.
Tellert selbst gelangte über einen Erste-Hilfe-Kurs zu den Rotkreuzlern. Rasch wurde er Zugführer, 1977 Vize-Kreisbereitschaftsleiter. 1972 ging es bereits zur Münchner Olympiade, als Sanitäter, später hieß es bei WM- und EM-Fußballspielen in Nürnberg und Wien antreten. 1988 stürmten 40.000 Musikfans das "Monsters of Rock" in Schweinfurt. Auch wenn der Widerhall des Metal-Festivals in "Bild" und "Tagesschau" übertrieben war, so wurden dennoch über 400 Versorgungen und 135 Transporte geleistet.
Beim Hochwassereinsatz in Dresden dabei
Dann gab es den "Kalten Krieg", der in Schweinfurt schnell hätte heiß werden können, nahe am Eisernen Vorhang. Tellert erinnert sich an eine Zwölf-Stunden-Simulation des V-Falls: "Gott sei Dank gab es den Gorbatschow." Zur Sonderausbildung ging es in die Landesschule Geretsried und die Bundeskatastrophenschutzschule, die in Ahrweiler untergebracht ist. 2002 war Tellert selbst beim Hochwassereinsatz in Dresden dabei. Hinter ihm stand immer die BRK-Familie, im Wortsinn, nicht zuletzt Ehefrau Rosmarie, die ihn lange Jahre aktiv unterstützt hat.
Auch im Deutschen Bunkermuseum in Oberndorf wird sein Einsatz hoch geschätzt, wo er mehrere Schauräume eingerichtet hat. Dort werden die Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg und der Zivilschutz der Bundesrepublik aufgearbeitet. Das Modell des Flakgürtels rund um die Kugellagerstadt stammt von Tellert.
Vater Willy war im "Licht- und Luftbad" noch selbst am Geschütz gestanden. Gerade erst hat der Sohn mit Museumsleiter Nils Brennecke wieder ein brandheißes Exponat aus der Kriegszeit aufgetrieben, das ins Museum gebracht werden soll. "Wer rastet, der rostet", sagt der jung gebliebene Senior.