zurück
SCHWEINFURT
Mit den Pinseln tanzen
Hann Trier liebte die Abstraktion, hier das Bild mit dem Titel „Saturnia“, 1968, Eitempera auf Leinwand. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Foto: Courtesy Galerie Utermann | Hann Trier liebte die Abstraktion, hier das Bild mit dem Titel „Saturnia“, 1968, Eitempera auf Leinwand. © VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Bearbeitet von Kirsten Mittelsteiner
 |  aktualisiert: 18.04.2024 02:46 Uhr

„Was uns umgab, waren die Städte in Trümmern und Elend. War das nun die Wirklichkeit … Man wollte doch etwas Neues machen, man wollte doch nicht Trümmerlandschaften malen.“ Diese Äußerung des Malers Hann Trier – 1915 in Kaiserswerth, einem Stadtteil von Düsseldorf geboren und 1999 in Italien verstorben – ist bezeichnend für die Situation nach dem Zweiten Weltkrieg.

Aus ihr spricht der Wunsch einer Künstlergeneration, die Vergangenheit, die Zeit der nationalsozialistischen Kunstdoktrin und die entbehrungsreiche Lebenswirklichkeit der Nachkriegszeit hinter sich zu lassen und neu anzufangen. Doch wie könnte ein solcher künstlerischer Neubeginn aussehen?

Anders als Künstler wie Otto Dix oder Karl Hofer, die sich mit den Gräueln des Krieges und mit der zerstörten Lebenswelt in realistischer, also gegenständlicher Weise auseinandersetzten, suchte Hann Trier seinen Neubeginn in der Abstraktion.

Schon früh experimentierte er mit verschiedenen Methoden, unter anderem mit dem beidhändigen Malen. Dafür hielt er zwei Pinsel gleichzeitig in beiden Händen und bewegte sich so über die auf dem Boden liegende Leinwand. Trier war zunächst Linkshänder, der zum Rechtshänder umerzogen wurde. Er machte also aus der Not eine Tugend und die beidhändig entstandenen, quasi spiegelbildlichen Bildkompositionen zu seinem Markenzeichen.

Tatsächlich ist sein Malstil von Bewegung gekennzeichnet. Immer wieder bemüht er daher in seinen Aussagen das Bild vom Tanz, so im Jahr 1968: „Beim Malen schwebe ich. Ich tanze mit den Pinseln, und gut getanzt zeigt Tanz nicht nur Bewegung und Rhythmus, sondern auch das Ergebnis des Schwerelosen.“

Noch bis Sonntag, 2. Juni, sind rund 50 Arbeiten auf Papier und Leinwand von Hann Trier aus den Jahren 1948 bis 1999 im Dialog mit dem Bildhauer Norbert Kricke in der Kunsthalle zu sehen. Im Workshop am Dienstag, 2. April, können Kinder und Jugendliche von 10-13 Uhr Hann Triers Malweise im Kurs „Ich tanze mit dem Pinsel – wir malen beidhändig wie Hann Trier“ mit Annette Albert selbst ausprobieren und mit den Pinseln über die Leinwand tanzen.

Ein weiterer Workshop für Kinder von acht bis 15 Jahren mit dem Titel „Plastische Kunstwerke aus Draht gestalten wie Norbert Kricke“ findet am Donnerstag, 4. April, von 10-13 Uhr statt. Anne Hess nimmt die Teilnehmenden auf eine spannende Entdeckungsreise mit, erkundet die Welt des Bildhauers Norbert Kricke, der 1922 in Düsseldorf geboren wurde, und gestaltet mit den Kindern und Jugendlichen plastische Kunstwerke aus Draht.

Anmeldung online über das Kids & Teens Ferienprogramm unter www.unser-ferienprogramm.de

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Schweinfurt
Kunsthalle Schweinfurt
Ortsteil
Otto Dix
Stadtkultur Schweinfurt
Zweiter Weltkrieg (1939-1945)
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top