Den Ritterschlag zum Jubiläum verpassen sich die Faschingsnarren aus Üchtelhausen höchst selbst. "Ritterschlag zum 55ten" lautet das Motto der Elferratssitzungen in Pfarrheim Üchtelhausen. Bei der diesjährigen Premiere erlebten die 260 Zuschauenden im Pfarrheim Üchtelhausen einen kurzweiligen, bunten Abend. Auch die zweite Sitzung, am kommenden Samstag, ist bereits restlos ausverkauft.
Die Gäßbockelf ist eine echte Institution in "Üchtelstücht". Eigentlich schwappte der närrische Frohsinn sogar von Anbeginn an über die Grenzen Üchtelhausens hinaus. Schließlich haben die Üchtelhäuser vor über einem halben Jahrhundert den Faschingszug nach Schweinfurt gebracht, erklärt Gäßbockelf-Präsident Udo Lutz. "Den gab es in Schweinfurt damals noch gar nicht. Die Üchtelhäuser sind als erste da reinmarschiert und haben den Faschingsumzug gestartet." Die Begeisterung der "Stüchter" für Fasching hat sich bis heute gehalten, sie hat die Generationen überdauert. "Es ist nicht einfach, so eine lange Zeitspanne durchzuhalten", blickt Lutz auf das Engagement zu Fasching im 1200-Einwohner-Ort. Gut 150 Leute braucht es, um die alljährlichen Prunksitzungen auf die Beine zu stellen. "Das ist schon ganz gut", sagt der, "Präsi" demütig.
Ochsengespann nach Agrar-Diesel-Aus
Zufrieden blickte er auch am Sonnabend drein, als vor ihm auf der Bühne Tanz und Wortwitz sich die Klinke in die Hand gaben. Den Auftakt zur Jubiläumssitzung machten die Kleinsten des Orts. Als Burgfräuleins tanzte die Minigarde der Trainerinnen Verena Mai, Denise Zauner und Franziska Warmuth. Bei der ersten Bütt des Abends standen Andreas und Emma Harth als Oma und Enkeltochter auf der Bühne. Außerhalb der fünften Jahreszeit sind die beiden Vater und Tochter. Anschließend brachte die Kindergarde als Hexen den Faschingszauber ins Pfarrheim. Einstudiert wurde das Ganze von ihren Trainerinnen Eva-Christin Teske und Anja Hartmann.
Interessante Beobachtungen teilte Manuel Schneider als Hausmeister in seiner Büttenrede. Der Hesselbacher wusste vor allem so einiges über seine Nachbarn zu berichten, hatte aber – mit der Tageszeitung in der Hand – auch immer das allgemeine Geschehen im Blick. So wollte er etwa gelesen haben, dass die ersten Landwirte nach dem Agrar-Diesel-Aus ihre Traktoren durch ein Ochsengespann ersetzen.
Fehlender Zusammenhalt der Gemeindedörfer
Akrobatisch ging es hernach auf der Bühne weiter mit der von Linda Mock trainierten Hauptgarde. Kurz vor der Pause bekamen die Gäßbockelf-Mitglieder Marina Kabel, Caroline Vollert und Jochen Stark das Bronze-Abzeichen der Förderation Europäischer Narren Deutschland (FEN) verliehen. Spektakulär beendete die Gastgarde des Fuschter Faschingsclub den ersten Part der Sitzung mit dem Showtanz "American Dream".
Weiter ging es mit den urkomischen Geschichten aus den Stadtmauern von Stücht, erzählt durch die Männergruppe rund um ihren Chef Mario Richter. Die Jugendgarde brachte danach mit ihrem Showtanz zu Ehren von "Sir Elton John" viel Farbe und gute Laune in den Saal. Spitzfindig und kritisch kümmerte sich dann Oliver Bechmann als Amor um das Geschehen in der Welt und der Gemeinde. Der Bürgerentscheid zum "Zeller Berg" im letzten Jahr erinnerte Bechmann ein wenig an Asterix' "Der große Graben". Überhaupt bekrittelte Amor den oft fehlenden Zusammenhalt der Dörfer in der Gemeinde. "Hier muss allgemein jedes Dorf, jeder Einzelne auch mal über seinen Schatten springen, um die Gemeinde durch Gemeinschaft dauerhaft voranzubringen."
Premiere der Männer-Showtanzgruppe
Ihre Premiere feierte die Männer-Showtanzgruppe mit "Evolution of Dance". Die Trainerinnen Lisa Witzel und Stefanie Nicklaus brachten die Männer dazu, das Tanzbein rhythmisch zu schwingen. Beachtlich war die erst am Abend selbst einstudierte Bütt Matthias Martin, der als "Die sexy Kuh vom Oberland" einsprang. Für den feierlichen Ausklang des Abends sorgte die Hauptgarde mit "Robin Hood", einstudiert von Lena Rödamer.