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SCHWEINFURT
Mit dem Sandmännchen ins Bett
Akustisches Schwermetall: „Metakilla“ brachte „Metallica“ in den Stattbahnhof.
Foto: Uwe Eichler | Akustisches Schwermetall: „Metakilla“ brachte „Metallica“ in den Stattbahnhof.
Von unserem Mitarbeiter Uwe Eichlet
 |  aktualisiert: 28.03.2013 12:01 Uhr

Mit dem Metallkiller Rost haben die vier rastlosen Buben nun wirklich nichts zu tun: Als „Metalkilla“ wurde die Coverband mal in einer Schweinfurter Zeitung vorgestellt (nein, nicht in dieser). Was auf der Bühne für leicht kokettes Amüsement sorgt. Es lebe das – fast – saubere Anagramm: „Metakilla“ nennt sich die Coverband aus Saarlouis, also irgendwas mit „Überkiller“, wohl in Anspielung auf das erste Album von „Metallica“, „Kill em all“, „Töte sie alle“, ein Geräusch-Overkill von 1983.

Der Stattbahnhof ist ausverkauft, 400 meist langmähnige Fans zeigen die Teufelshörner, strapazieren beim Headbanging die Halswirbel. Über allem ragt ein Totenkopf mit gekreuzten Stinkefinger-Knochen. Auf der Bühne dröhnen Frontmann Chris Beck (alias „James Hetfield“, inklusive Gelenkschützer), Gitarrist Alex Petry („Kirk Hammett“), Kay Schindler als Bassist Rob Trujillo sowie Torsten Petry in der Rolle des trommelnden Dänen Lars Ulrich.

„Blind Obsession“ oder „Mos Eisley“, wie der verruchte Raumhafen in Star Wars, nannten sich die Vorgänger der Band. Heute gilt sie als preisgünstige, aber authentische, hörenswerte Alternative zu den am kommerziellen Erfolg nicht ganz desinteressierten Originalen und Grammy-Sammlern.

Mit eigenen Erfolgen: 2008 etwa stand „Metakilla“ beim „Wacken Open Air“ auf einer Haupt-Bühne. Sie stimmt wirklich, die herzhaft krachende und dampfende, gemütvoll brüllende Metallica-Atmosphäre. Ein bisschen Gepose und Kraftmeierei darf bei der „Snake Pit“, der Schlangenbiss-Tribute-Show, nicht fehlen.

Aber es geht um weit mehr als Krach und schnelle Riffs: Beim Heavy Metal schreit, rumort die wütende Seele selbst. Zusammen mit AC/DC oder Eminem wurden harte, aber melodische Klassiker wie „Enter Sandman“ von den Amis schon mal zur Musikfolter von Terrorverdächtigen eingesetzt. Was allein deswegen zynisch war, als es in dem Lied um das künstliche Heraufbeschwören von Angst geht, dem eigentlichen Meta-Killer.

Düstere Scheinwelten, sie kommen in den ruppigen Rätseltexten öfters vor: James Hetfield litt Zeit seines Lebens am frühen Krebstod seiner Eltern, die als christliche Fundamentalisten eine Behandlung ablehnten. Insofern ist das Geschrubbe auch ein Kampf gegen jede Art von Scheinheiligkeit, Verblendung und doppelter Moral, die der anderen, aber auch die eigene. Gegen Unfreiheiten, aufgezwungene Regeln und Ängste, denen man gehorcht, bis „The end of the line“ erreicht ist, und die Sklaven, die niederen Instinkte, wieder Herr werden.

Spaß darf man bei dem ganzen Edellärm aber trotzdem haben. Die vier Saarländer wissen, was sie den Fans schuldig sind, also reiten sie durch die Jahrzehnte und die unterschiedlichen Schaffensphasen der Meister, mal laut, mal eher melancholisch, bluesig oder schwarzromantisch: „Master of Puppets“ das „Black Album“, „Death Magnetic“ und wie sie alle heißen. Es dauert eine Weile, bis in der Schweinfurter Schlangengrube die Zugaben verstummen. Chris Beck, so scheint's, ist vom kochenden, Pogo rempelnden Publikum angetan, verspricht, mal wieder an den Main zu kommen: Nothing else matters.

 
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