Manuel ist trotz aller Einschränkungen heute ein aufgeweckter, redseliger und wissbegieriger junger Mann. Er hat im Leben wohl einmal richtig Pech, aber auch einmal großes Glück gehabt.
Pech hatte er bei der Geburt. Durch Sauerstoffmangel hat er bleibende Schäden in Form geistiger und körperlicher Beeinträchtigungen erlitten. Riesiges Glück hatte er ganz offenbar, als ihn vor mittlerweile 13 Jahren Sabine Hahn aus Donnersdorf zu sich genommen hat. Doch langsam geht ihr beim täglichen Ringen um die finanzielle Unterstützung des behinderten Manuel die Kraft aus. Sie selbst sagt: „Ich kämpfe seit Jahren Tag und Nacht, dass er sein Recht bekommt. Es ist ein ewiger Kampf und manchmal ist es zum Verzweifeln“. Wie jetzt gerade wieder.
Was Sabine Hahn so sehr belastet, ist der Umstand, dass sich der bald 19-Jährige momentan nichts sehnsüchtiger als ein Liegefahrrad wünscht. Ihr ist es finanziell aber derzeit nicht möglich ist, ihm den Herzenswunsch zu erfüllen. Dabei ist es im Grunde nur noch eine Finanzierungslücke, die es zu schließen gilt.
Die Angst vor dem Rollstuhl
Mit dem Therapie-Dreirad könnte Manuel zum einen selbstständig kleine Touren unternehmen, wäre also mobiler. Was aber noch wichtiger ist und schwerer wiegt, er könnte auf diese Art und Weise ohne therapeutischen Aufwand seine Muskeln und Sehnen kräftigen, um nicht irgendwann auf den Rollstuhl angewiesen zu sein. Das wäre für ihn und seine ihn allein erziehende Pflegemutter ein großer Rückschritt. Das Laufen fällt dem jungen Mann nämlich aufgrund seiner spastischen Lähmungen schwer.
Eine Verkettung unglücklicher Umstände führte bei der Geburt dazu, dass Manuel die bleibenden geistigen und körperlichen Schäden erlitt. Offiziell nennt sich das Infantile Cerebralparese, kurz ICP, vom Typ einer spastischen Diparese. Damit wird die bleibende, aber nicht fortschreitende funktionelle Hirnschädigung beschrieben, die sich nicht zuletzt in Form von Störungen des Nerven- und Muskelsystems im Bereich von Koordination und Bewegungsabläufen äußert. In dem Fall in Form der spastischen Lähmung der Gliedmaßen, also von Armen und Beinen. Wobei bei Manuel die Beine stärker von den Funktionsbeeinträchtigungen betroffen sind.
Wie Manuel zu Sabine Hahn kam
Dazu kommt Manuel aus einem schwierigen familiären Umfeld. Über ein Familienmitglied lernte Sabine Hahn 2004 Manuel und seine Situation erstmals kennen. Damals besuchte er den Kindergarten der Lebenshilfe in Schonungen. Sabine Hahn: „Der Junge hat mir so leid getan.“
Als Manuel 2005 wegen eines Krankenaufenthaltes seiner leiblichen Mutter vorübergehend in ein Heim kommen sollte, entschied Sabine Hahn, sich in dieser Zeit zu sich zu nehmen. Sie betont: „Aus den vier Wochen sind inzwischen 13 Jahre geworden.“
Da alles so gut lief, bekam Sabine Hahn anschließend in Abstimmung mit dem Jugendamt die offizielle Pflegemutterschaft für Manuel übertragen. Der fällt aufgrund der bei ihm vorliegenden „schwersten Beeinträchtigung der Selbstständigkeit“ unter den Pflegegrad 4. Danach kommt nur noch die letzte und höchste Pflegestufe.
Richtiges Geld wird Manuel nie verdienen
Im Herbst wird Manuel von der Schule der Lebenshilfe für Körperbehinderte in Schonungen in die Werkstätten der Lebenshilfe nach Augsfeld wechseln. Soviel ist klar: Aufgrund seiner Handicaps wird er nie selbst richtiges Geld verdienen können. Umso mehr hat es Sabine Hahn schwer getroffen, dass sich die Krankenkasse weigerte, die Kosten für das Therapierad zu übernehmen. Die Begründung: Eine Hilfsmittelversorgung mit einem Dreirad habe ab einem Alter von über 15 Jahren habe keine therapeutische Wirkung mehr. Die Physiotherapie sei somit ausreichend.
Der gegen den abgelehnten Bescheid eingelegte Widerspruch hat mit Unterstützung des VdK vor Gericht zu einem Vergleichsangebot der Krankenkasse geführt. Das hat Sabine Hahn auf Anraten der Rechtsanwältin schließlich angenommen.
Die Finanzierungslücke
Demnach bekommt sie zu dem neuen Rad 1000 Euro von der Krankenkasse. Dazu könnte sie das bayerische Landespflegegeld in Höhe von ebenfalls 1000 Euro in Anspruch nehmen, wie sie erfahren hat. Nochmals 1000 Euro könnte sie noch selbst zusammenkratzen. Das reine Liegerad mit der entsprechenden Hilfsmittelnummer kostet allerdings 4325 Euro. Somit tut sich eine Finanzierungslücke von rund 1500 Euro auf, ohne dass Sabine Hahn im Moment weiß, wie sie diese schließen könnte.
Auf die Idee mit dem Rad war man beim Frühlingsfest in Gerolzhofen an einem Stand mit Liegefahrrädern gekommen. Inzwischen konnte Manuel das favorisierte, für ihn wie gemachte Modell auch schon selbst ausprobieren. Ein Sanitätshaus in Haßfurt hatte ihm dies ermöglicht.
Der Radweg führt am Haus vorbei
Sabine Hahn: „Manuel ist super damit klargekommen. Mit dem Rad bleibe seine Gehfähigkeit erhalten bleibt und es wäre auch für mich einfacher. Er könnte ohne fremde Hilfe so schön damit herumfahren.“ Schließlich führt der Radweg nach Pusselsheim direkt hinterm Haus vorbei.
Sabine Hahn bekräftigt: „Das Therapierad wäre einfach optimal für ihn. Er soll Muskeln kriegen, damit er nicht in den Rollstuhl muss. Davor habe ich Angst.“ Desto wichtiger wäre jetzt für ihn das Liegerad, um sich quasi selbst therapieren zu können.
Bürgermeister Klaus Schenk findet es sehr löblich, wie sich Sabine Hahn nun schon seit Jahren aufopferungsvoll um Manuel kümmert. Seitdem gehe es diesem deutlich besser. Das Therapie-Dreirad würde mit Sicherheit zu mehr Eigenständigkeit bei Manuel beitragen, so der Bürgermeister.
Gemeinde hat Spendenkonto eingerichtet
Für Klaus Schenk war und ist es deshalb auch keine Frage, ein Spendenkonto über die Gemeinde beziehungsweise Verwaltungsgemeinschaft Gerolzhofen anzulegen. Damit ist es zugleich möglich, Spendenquittungen auszustellen. Die Kontonummer in Verbindung mit dem Stichwort „Spende für Manuel“ bei der VR-Bank Gerolzhofen lautet: DE17 7936 2081 0000 0077 73.
Es gäbe wohl kein größeres und passenderes Geburtstagsgeschenk für Manuel, wenn er am 9. Juni 19 wird. Und Sabine Hahn würde ein riesengroßer Stein vom Herzen fallen. „Er liegt mir schon sehr am Herzen“, sagt die Pflegemutter.