„Wollen sie mal mitfahren“, fragt Erwin Martin schmunzelnd beim Pressetermin am Taschsee zwischen Heidenfeld und Hirschfeld. Leider nur ein Scherz, denn auf dem mit zwei seitlichen Schaufelrädern angetriebenen Teichmäher ist kein Platz für zwei. Das Gefährt Marke Eigenbau – eine Mischung aus Boot und Traktor – pflügt mit seinem etwa drei Meter langen Mähbalken zügig in Ufernähe durch den Algenteppich.
Vor vier Jahren war der Mann aus Etzelskirchen mit seinem skurrilen Gefährt schon einmal in Hirschfeld am Sportplatzsee – im Mäheinsatz gegen die „Armleuchteralgen“. Diesmal müssen die Netzalgen im Taschsee „dran glauben“.
Der vom Hirschfelder Angelsportverein (ASV) gepachtete See ist in den vergangenen Wochen ziemlich zugewuchert. Und so wuchs auch die Angst vor einem sogenannten „Umkippen“ bei den Angelsportlern.
Zuerst waren die Mitglieder, wie Vorsitzender Herbert Erhard erläutert, selbst im Einsatz und haben vom Boot aus mit Rechen versucht, der Algenplage Herr zu werden – mit der Gerätschaft war das jedoch vergebens.
Warme Winter ohne Eisbildung, die vielen heißen Tage im Sommer und die dichten Büsche rund um den See begünstigten das Algenwachstum.
Viele Seen in der Region haben das gleiche Problem: Die vielen Algen sinken zu Boden, bilden dort Verwesungsgase und der See kippt um – wie mehrere Beispiele im Landkreis zeigen.
Bei einem Ortstermin der Hirschfelder Angler mit Werner Müller vom Unterfränkischen Fischereiverband riet der Fachmann, sofort zu handeln, „sonst geht der Taschsee kaputt“. Ökologische Folgeschäden wie Fischsterben könnten die Konsequenz sein.
Und so entschloss sich der Hirschfelder Angelverein, Erwin Martin mit seinem Teichmäher wieder ins sprichwörtliche Boot zu nehmen. Und der war dann auch an zwei Tagen gut 15 Stunden damit beschäftigt, die vielen Algenblüten in Ufernähe und partiell auch mitten im See mit seinem Mähboot zusammenzurechen.
Mit dem Ergebnis ist Vorsitzender Erhard „sehr zufrieden“, auch wenn der Mäheinsatz kostspielig ist. Der Angelsportverein hat deshalb einen Zuschussantrag an die Gemeinde gestellt. Die hohen Kosten für den Mäheinsatz seien für den 105 Mitglieder starken ASV Hirschfeld schwer zu stemmen, sagt Erhard.
Um dem Algenwachstum im Taschsee auch zukünftig entgegenzuwirken, stehen weitere Gespräche mit Fachleuten an. Unter anderem will man sich mit Jürgen Kiefer von der Naturschutzbehörde des Landratsamtes treffen.
Wie Werner Müller vom Fischereiverband hat auch Teichspezialist Erwin Martin dem Angelsportverein eine Ausdünnung der Uferbepflanzung empfohlen. Durch das dichte Buschwerk rund um den See dringe fast kein Wind. Die Luft könne nicht ausreichend zirkulieren und begünstige so das Algenwachstum. Über diese Problematik soll im Oktober auch mit Vertretern der Gemeinde wegen eines möglichen Arbeitseinsatzes des Bauhofes gesprochen werden.
Momentan jedenfalls ist das Algenproblem am Taschsee gebannt. Das Gewässer lädt jetzt wieder zum entspannten, algenfreien Angeln ein.