Er war Ministrant in Heilig Geist, als der Dekan noch Anton Niedermeier hieß. Nicht immer erledigte der junge Mann seinen „Dienst“ wohl zur vollkommenen Zufriedenheit des Geistlichen mit der Folge der einen oder anderen Backpfeife. Alfons Seufert dementiert das gar nicht. Der Anlass fürs Gespräch ist der 80. Geburtstag (am 12. Juli) dieses Schweinfurter Originals. Noch immer ist der Metzgermeister fast täglich im Laden in der Deutschhöfer Straße zu finden: „Die Leut wolln mich doch seh“, sagt er und lacht dabei herzlich.
Ältere Schweinfurter dürften sich noch an den Vater, auch er hieß Alfons Seufert, erinnern. Er war Wirt der nicht mehr existierenden Gaststätte Paul und Bäcker Lohmann, war Stammgast in der Gaststätte am Georg-Wichtermann-Platz (damals Postplatz). Ihm gehörte das Grundstück in der Deutschhöfer Straße, was insofern ideal war, als Seufert senior bauen wollte.
Irgendwann waren sich Bäcker und Gastwirt einig. Alfons junior hatte das Metzgerhandwerk beim Metzger Heinrich Müller in der Rückertstraße erlernt. Alfons Seufert senior baute deshalb nicht nur ein Wohnhaus, sondern gleich eine Metzgerei mit Laden für den Junior mit. Die Metzgerei betrieb dann aber noch einige Jahre der Röthleiner Metzger Fehlbaum.
Als Handwerker noch auf der Walz gewesen
Seufert junior war „noch auf der Walz“. Fünf Stellen in ganz Deutschland klapperte er ab, die sechste war in der Schweiz. Mit seinem Fiat 500 ist er an den Thuner See getuckert. Dieses „Schauen und Lernen“, teils ohne Lohn, nur für Kost und Logis, „hat mir viel gebracht“, sagt der Jubilar. Im Oktober 1961 übernahm Alfons Seufert junior dann seine Metzgerei. Seine Frau Ute, geborene Anding, auch sie aus Schweinfurt, hatte er schon an seiner Seite. Sie arbeitete in einem Herrenbekleidungsgeschäft in der Keßlergasse. Alfons soll sich dort sehr oft nach neuen Kleidern umgeschaut haben.
Ute und Alfons wurden ein Paar, sie lernte (bei Metzger Kirchberger) zur Fleischfachverkäuferin um, 1961 heirateten beide. Schwierig sei es anfangs gewesen, weil die Metzgerei damals noch am Rand von Schweinfurt lag. Man musste sich auch erst einen Namen machen. Und dann kam noch doppeltes Glück dazu: Erst wurde Sohn Adrian, dann Tochter Susann geboren.
Außen Hemmerich, innen Seufert
Nach fast vier Jahrzehnten „Metzgerei Seufert“ in der Deutschhöfer Straße übergaben die Eheleute den Betrieb im Jahr 2000 an den früheren Lehrling Thomas Hemmerich. Die Metzgerei trägt heute den Namen des Geldersheimers, aber Seufert steckt immer noch drin.
Alfons Seufert berichtet vom Sterben vieler Metzgereien, als Grund nennt er die Supermärkte mit eigenen Fleisch- und Wurstabteilungen, die Discounter, Fast Food. Überlebt hat das Familienunternehmen Seufert, weil es Qualität anbiete. „Bis heute“, sagt Alfons Seufert, der weiß, dass die Kunden seine „Fachgespräche“, wie er das nennt, im und vorm Laden oder auch über den Zaun hinweg lieben. „Mein Wissen über Fleisch und Wurst ist unerschöpflich“, lacht er, weil es vor allem der noch unerschöpflichere Witz und Humor ist, den alle so an ihm lieben.
Mitunter hat der Mann mit den Markenzeichen weiße Schürze und weiße Gummistiefel auch hanebüchene Einfälle, auf die die Kunden aber geradezu warten. Wer beispielsweise während der Fußball-WM vor Jahren mit irgendetwas Schwarz-Rot-Goldenem das Geschäft betrat, erhielt einen Nachlass auf seine 150 Gramm Aufschnitt. Oder: Als Guttenberg entlarvt war, jammerte Seufert, dass er wohl auch bald zumachen müsse, weil sein Nachfolger Thomas Hemmerich alle seine Rezepte abgeschrieben habe.
„Ich reibe sie ja auch täglich mit Schweinefett ein“
Oder wenn seiner Frau Komplimente gemacht werden, sagt er: „Ich reibe sie ja auch täglich mit Schweinefett ein“. Das ist zwar ein wenig derb, aber typisch und nur gut, im Fall seiner Ute sogar liebevoll gemeint.
Dann soll der Reporter noch den Tagesablauf berichten: 7 Uhr Frühstück mit dem Tagblatt, 10 Uhr zweites Frühstück mit dem Tagblatt, „ich will ja im Bilde sein, um den Kunden Rede und Antwort stehen zu können“. Das seien dann alles die erwähnten Fachgespräche.
Alfons Seufert wünscht sich Gesundheit, damit „mir noch ein paar Jahre vergönnt sind“. In der Metzgerei wird er weiter präsent sein, sagt er, bedient sich jetzt bei Udo Jürgens und stimmt an: „Mit 80 Jahren ist noch lange nicht Schluss“.