Auch wenn der Winter gerade die Krallen zeigt, der Frühling ist längst da. In den Gewächshäusern der Blumen- und Zierpflanzenanbauer wurde im Juni 2014 die Grundlage gelegt, dass die Frühlingsblüher jetzt die Regale der Einkaufsmärkte und Discounter erobern können. Einige Hunderttausend Primeln, Veilchen, Narzissen, Tulpen & Co. kommen aus Röthlein, aus der Gärtnerei von Andreas Knaup.
Untere Mühläcker 6, zwischen Gewächshäusern, Folienfeldern und dem Blick auf die Kühltürme von Grafenrheinfeld ist der Treffpunkt mit Daniel Pascal Klaehre vom Gartenbauzentrum Bayern Nord in Kitzingen. Der und seine Kollegen sind Ansprechpartner für Leute wie Andreas Knaup, einen der großen Drei der Topfpflanzenanbauer in Unterfranken – ein Vorzeigebetrieb.
Die Dimension dieser Sparte im Gartenbau zeigen Klaehres Zahlen: „150 Millionen Topfpflanzen von den Frühjahrsblühern bis zu den Weihnachtssternen werden pro Jahr in Bayern produziert.“ Ein Drittel davon in Unterfranken und Knaup ist mit acht Millionen dabei.
Die Bedeutung der Frühjahrsblüher wird schnell klar. Beispiel Primel: 130 Millionen Primula Acaulis werden in Deutschland angebaut. Verkauft werden sie für 100 Millionen Euro an die Endverbraucher.
Damit ein Teil davon in Röthlein hängen bleibt, hat sich Gärtnermeister Knaup spezialisiert. Das war nicht immer so. „Der Opa hat ab 1948 Gemüse angebaut“, sagt Knaup. Von den 60er bis in die 80er Jahre wurden Schnittblumen kultiviert. Seit Mitte der 80er werden ausschließlich Topfpflanzen gezogen.
Modernste Technik ist bei dieser Dimension des Betriebs Pflicht. „Bei uns ist alles computergesteuert“, sagt der 40-Jährige, holt sein Smart-Phone und damit seine Fernsteuerung aus der Tasche. „Heizung, Lüftung, alles ist von überall aus zu steuern“, sagt er.
Das ist wichtig, auch für den Energieeinsatz, neben den Personalkosten der größte Posten im Betrieb. Knaup setzt auf Vielfalt: Pflanzenöl, Biogas, Heizöl und vor allem Pellets stehen für die Blockheizkraftwerke zur Verfügung. Der günstigste Energieträger wird am meisten eingesetzt. Dazu kommt eine Photovoltaikanlage.
Gärtner und Kaufmann
Trotz Technik: Um lange Arbeitszeiten kommt Knaup nicht rum. 80 bis 100 Stunden pro Woche können es schon mal werden, sagt er: „Aber das bin ich von klein auf gewohnt.“
Produktion ist eine Sache, der Vertrieb eine andere. Den Einzelverkauf hat er ganz eingestellt. 20 Prozent nehmen Großhändler und Wiederverkäufer ab. 80 Prozent der Pflanzen gehen in den Lebensmitteleinzelhandel, also Netto, Norma, Aldi & Co. Dabei ist der ganze Gärtnermeister und vor allem der hart verhandelnde Kaufmann gefragt.
Wieder die Primel: Damit die jetzt in der genau vorgegebenen Farbe und Größe zum Kunden kommen, muss der Gärtner vorplanen. Wenn die oft in die Zehntausende gehenden Aufträge ausgehandelt sind, werden die Primeln im August/September gepflanzt. Acht bis zehn Wochen vorher müssen die Bestellungen an die Zuchtbetriebe raus. Wenn dann die Technik funktioniert, die Kühl- und Wärmephasen passen, keine Schädlinge in die Kulturen kommen, dann wird es was mit dem Frühlingserwachen in diesen Tagen und den millionenfachen Blumengrüßen.
Das Grüne Zentrum: Gartenbauzentrum Nord
Das Grüne Zentrum: 13 landwirtschaftliche Organisationen und ihr gesamtes Angebot unter einem Dach – das ist das Grüne Zentrum in der Mainbernheimer Straße in Kitzingen.
Das Gartenzentrum Nord am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Kitzingen ist Teil des Grünen Zentrums und für die Beratung der Gartenbaubetriebe in Unter- und Oberfranken zuständig.
Daniel Pascal Klaehre vom Kompetenzzentrum Zierpflanzenbau ist mit seinen Kollegen für die Beratung, aber auch die Durchführung von Praxisversuchen im Pflanzenschutz zuständig.
Gartenbaubetrieb Knaup, Untere Mühläcker 6 in Röthlein bei Schweinfurt, ist einer der „Kunden“ des Gartenbauzentrums. Andreas Knaup bewirtschaftet den Hauptbetrieb in Röthlein und den Zweigbetrieb in Münnerstadt mit einer beheizbaren Gewächshausfläche von 34 000 Quadratmetern (fast 3,5 Hektar) und 8,5 Hektar Freilandfläche. Der Betrieb produziert jährlich acht Millionen Topfpflanzen.
Mitarbeiter: Chef ist Andreas Knaup. Mit im Betrieb sein Bruder und Onkel. Dazu kommen rund 30 Mitarbeiter, überwiegend aus der Umgebung, darunter auch ein Auszubildender. Der Betrieb wurden 1948 von Robert Knaup als Gemüsegärtnerei gegründet. 1991 übernahm Herbert Knaup und seit 2012 ist Andreas Knaup der Chef.