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MICHELAU
Michelauer Schule schließt ihre Pforten
Die erste Verbandsschule im Altlandkreis: So sah das Schulhaus 1965 nach der Fertigstellung aus.
Foto: Gemeindearchiv Michelau | Die erste Verbandsschule im Altlandkreis: So sah das Schulhaus 1965 nach der Fertigstellung aus.
Von unserem Redaktionsmitglied Norbert Finster
 |  aktualisiert: 26.07.2013 16:57 Uhr

Abschiedsstimmung macht sich breit an der Michelauer Schule. Nur wenige Tage noch und das Kapitel Michelau als Schulstandort wird zugeklappt. Die letzten drei Klassen, eine erste, eine dritte und eine vierte mit zusammen 62 Schülern werden das Haus verlassen. Die jetzige vierte wechselt dann in die Mittelschule, die künftige zweite und vierte belegen dann die beiden Schulräume, die in Traustadt noch frei sind.

Vor fast einem halben Jahrhundert, im Jahr 1965 waren die Michelauer stolz auf ihre neue Schule, deren Planung der Gerolzhöfer Architekt Christian Kost übernommen hatte. Der für damalige Verhältnisse überaus moderne, zweistöckige Bau wurde am 17. Juli 1965 eingeweiht und nahm fortan die Schüler des Schulverbandes Michelau-Prüßberg-Neuhausen auf. Das war der erste Schulverband im ehemaligen Landkreis Gerolzhofen überhaupt.

Der Michelauer Bürgermeister Sepp Böhm und sein Prüßberger Kollege Kollege Erich Ebert dachten damals sehr weitblickend. In Prüßberg wurden bis 1965 rund 50 Kinder in einem Raum unterrichtet, der für 25 gedacht war. Trotz großer finanzieller Opfer seiner kleinen Gemeinde schloss er sich mit den Michelauern zusammen.

Bei der Einweihung sagte der letzte Schulrat des alten Landkreises Gerolzhofen, Willibald Schott, die herkömmliche eingleisige Dorfschule habe keine Zukunft mehr; was in Michelau geschehe, sei zukunftsweisend.

48 Jahre später ist das alles Geschichte. Auf die langwierigen Kämpfe und Streitereien, die der Schließung des Michelauer Schulstandortes vorausgingen, soll hier nicht noch einmal eingegangen werden.

„Ich habe noch von keinem Lehrer gehört, dem es hier nicht gefallen hat.“
Bürgermeister Siegfried Ständecke

Trotzdem: Beim letzten Gang durch das Haus erinnerte Bürgermeister Siegfried Ständecke noch einmal daran, dass die Gemeinde in den vergangenen Jahren noch viel in die Schule investiert hat: Neuer Anstrich, neue Fenster und Türen, vor allem aber die energetische Sanierung, die Michelau schon lange vor den Konjunkturprogrammen der Bundesregierung anging und damit fast alleine bezahlen musste. Nach der Sanierung sei das Haus das wirtschaftlichste im ganzen Grundschulverband Donnersdorf gewesen. In der Regel waren dort vier Klassen untergebracht. Erst im jetzt zu Ende gehenden Schuljahr waren es nur noch drei.

In den 80er und 90er Jahren bot die Schule auch provisorischen Unterschlupf für den Michelauer Kindergarten.

Ständecke weiß, dass das Rad nicht mehr zurückzudrehen ist, er weiß auch, dass es die Schule irgendwann einmal getroffen hätte in Zeiten rückgängiger Geburtenzahlen. Aber halt nicht schon jetzt.

Weil nun mal nichts mehr zu ändern ist, hat sich Ständecke schon Gedanken über die zukünftige Nutzung des Hauses gemacht. So bietet sich das Schulgebäude an, einen Raum für größere Veranstaltungen zu schaffen. „Da sind wir am Prüfen, die Tendenz geht dahin“, sagt das Ortsoberhaupt. Was bisher vorhanden ist, etwa im Gemeindehaus, ist alles ein bisschen beengt. Mit seinen Maßen, 40 Meter Länge, fast neun Meter Breite und mit ihren 90 Quadratmetern Nutzfläche biete das Gebäude gute Möglichkeiten, um Raumprobleme im Ort zu lösen.

Darüber hinaus braucht die Heimatkapelle einen größeren Probenraum, weil sie gerade im Jugendbereich starken Zulauf hat. Auch hier wird der Musikantenstadel langsam zu klein.

Zum dritten wäre in der aufgelassenen Schule auch Platz für die Mittagsbetreuung, die in Michelau bleibt und bisher ebenfalls im Gemeindehaus untergebracht war.

Zum Ende wird es am Donnerstag, 25. Juli, noch ein kleines Abschlussfest geben. Groß gefeiert wird aber nicht, denn es besteht ja für die Michelauer auch kein Grund dazu. Siegfried Ständecke weiß, dass die Lehrkräfte, die bisher in Michelau unterrichtet haben, diese Schule nur ungern verlassen. „Ich habe noch von keinem Lehrer gehört, dem es hier nicht gefallen hat“, sagt der Bürgermeister.

Die gute Atmosphäre an der Schule sei vor allem von Yasmin Thiel aufgebaut worden, die nach 20 Jahren in Michelau wie ihre Kolleginnen künftig andernorts unterrichten wird.

Rundgang: Beim Richtfest inspizierte der damalige Gerolzhöfer Landrat Ernst Kastner (rechts) die Schulbaustelle.
Foto: Gemeindearchiv Michelau | Rundgang: Beim Richtfest inspizierte der damalige Gerolzhöfer Landrat Ernst Kastner (rechts) die Schulbaustelle.
Die letzten Schultage: Mit Ende es Schuljahrs werden die letzten drei Klassen Michelau verlassen. Siegfried Ständecke hat aber schon einige Vorstellungen, wie das Michelauer Schulgebäude im Hintergrund genutzt werden könnte, nachdem es die letzten Schüler verlassen haben.
Foto: Norbert Finster | Die letzten Schultage: Mit Ende es Schuljahrs werden die letzten drei Klassen Michelau verlassen. Siegfried Ständecke hat aber schon einige Vorstellungen, wie das Michelauer Schulgebäude im Hintergrund genutzt werden ...
 
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