Es war im Sommer 1992. Michael Stich hatte gerade den Grand Slam Cup in München gewonnen und zwei Millionen DM Euro kassiert, als ein Reporter das Tennis-As fragte, ob er mit einem Teil des Geldes nicht etwas in Sachen Charity tun wolle. „Da war der Samen gelegt“, sagt der doppelte Wimbledonsieger, Goldmedaillengewinner bei Olympia und mehrfacher Weltmeister heute. Im Alter von 24 Jahren wurden er der jüngste Stifter Deutschlands. „Ich wollte vom eigenen Lebensglück etwas zurückgeben“, begründet er diesen Schritt. Eine halbe Million Mark brachte er in die Michael Stich Stiftung ein, die heute über ein Stammkapital von 2,2 Millionen Euro verfügt und sich HIV-infizierter und an Aids erkrankte Kinder und ihren Familien annimmt.
Ausgeprägtes Stiftungswesen im Verborgenen
„Auch heute noch stoßen HIV-infizierte auf eine Mauer der Ablehnung“, bedauert der 49-Jährige am Rande einer Veranstaltung der <%LINK href="https://www.mainpost.de/9604699" text="VR-Bank Stiftung in Schweinfurt, die vor einem Jahr anlässlich des 150-jährigen Bestehens der Bank ins Leben gerufen wurde.
"%> Stich wirbt nicht nur für die eigene Stiftung, sondern macht sich auch mit Vorträgen immer wieder für das Stiftungswesen stark Das sei in Deutschland viel ausgeprägter als oft vermutet, jedoch anders als beispielsweise in den USA eher im Verborgenen wirke.
Stich nennt die Stiftung eine Lebensaufgabe, sie sei auch manchmal ein Klotz am Bein. „Wenn man dies macht, dann bis zum Lebensende und das mit Haut und Haaren.“ Zwei Jahre hat es gedauert bis er sich über den Stiftungszweck im Klaren war. Als sie dann gegründet war, sei es zunächst gar nicht leicht gewesen, mit dem Geld etwas zu bewirken, war und ist das HIV-Thema stark mit Tabus belegt. Erst nach und nach habe er sich ein Netzwerk erarbeiten können und vor allem auch Vertrauen gewonnen.
Der bekannte Name ist hilfreich
Dass er der Stiftung seinen Namen gegeben habe, sei gewiss hilfreich gewesen, wenngleich er auch an eine Namensänderung gedacht habe, weil er ja nicht wisse, was seine Nachfolger unter seinem Namen tun. Als böses Beispiel nennt er die Karl-Heinz Böhm-Stiftung, die nach seinem Tod in den Schmutz gezogen worden sei. Die Namensänderung sei jedoch schwer, genau wie eine Veränderung des Stiftungszwecks.
Wie alle Stiftungen leidet auch die Stiftung Stichs unter der heutigen Zinspolitik, die es sehr schwer mache, das Kapital, wie vom Gesetzgeber gefordert, zu erhalten, geschweige denn Erträge zu erwirtschaften. Inzwischen jedoch sind die Richtlinien für die Kapitalanlage weitergefasst worden, erläutert Christoph Beuter, der Leiter des Stiftungsmanagements der DZ Privatbank, mit der Stich eng zusammenarbeitet. Als einen Weg zeigt er die gemeinsame Verwaltung und Kapitalanlage von Stiftungen auf. Dies ist auch der Weg, den Stich empfiehlt: direkte Spenden oder die Zustiftung zu einer bestehenden Stiftung.
Fundraising immer bedeutender
Bei allem Engagement verklärt Stich das Stiftungswesen nicht. „Das ist auch schon ein Haifischbecken“. Wenn es um Spenden oder um Projekte mit hoher Beachtung geht, sei der Konkurrenzkampf groß.
Um überhaupt etwas ausschütten zu können, gewinne das Fundraising immer mehr an Gewicht, erklärt Stich. Als die HIV-Ambulanz in Hamburg-Eppendorf vor 14 Jahren 100 000 Euro brauchte, um zu überleben, wurde ein Drachenbootrennen ins Leben gerufen, das jährlich zwischen 200 000 und 300 000 Euro erlöst. Das fordere viel persönlichen Einsatz.
Lohn ist das Kinderlachen
Was er zurückbekommt, entschädigt dafür. „Die Reaktion der Kinder, ihr Lachen, beschert ein großes Glücksgefühl.“ Weil das HIV-Thema nach wie vor stigmatisiert sei, im Sinne von „selber schuld“, setzt Stichs Stiftung auch auf Aufklärung, geht in die Schulen. Wie bei Krebs macht die Medizin auch bei HIV ständig Fortschritte. „Gut wäre es, wenn die Infektion einmal als ganz normale Krankheit gesehen wird.“