Der Wahlsieg von Donald Trump hat auch Michael Glos überrascht. Noch am Tag vor der Präsidentschaftswahl war der langjährige CSU-Landesgruppenchef und Bundeswirtschaftsminister aus Prichsenstadt, der den Bundeswahlkreis Schweinfurt-Kitzingen vertrat, sicher, dass Hillary Clinton gewinnt. Dabei erinnerte sich Glos an eine Begegnung mit der früheren First Lady im Februar 2005 bei einem Essen in München.
Damals haben die beiden politischen Alphatiere einen gemeinsamen Abend verbracht, der für Schlagzeilen sorgte. „Ich war sozusagen der Tischherr von Hillary“, schmunzelt Glos rückblickend. Der bayerische Ministerpräsident, seinerzeit Edmund Stoiber, hatte anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz zu einem Galadinner in die Residenz geladen. Hillary Clinton, damals 57, war als US-Senatorin dabei. Sie saß am Tisch zwischen dem russischen Verteidigungsminister Sergej Iwanov und Glos, der damals Vorsitzender der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag war.
Dass sie eine „starke Frau und Vollblutpolitikerin“ ist, sei spürbar gewesen, sagt der 71-Jährige. Zu Rehlendchen und Kartoffel-Lauch-Strudel plauderten Clinton und Glos auf Englisch („ohne Dolmetscher“). „Sie war ausgesprochen nett“, habe Glos gesagt, schrieb die Abendzeitung. Und die Passauer Neue Presse berichtete: „Unermüdlich plauderte der charmante Franke mit der Amerikanerin, immer wieder scherzten die beiden miteinander.“ Und Clinton wurde in der Bild am Sonntag zitiert: „Ich bin von ihm tief beeindruckt.“
Und nun Trumps Wahlsieg. „Damit hätte ich niemals gerechnet“, gesteht Glos. Er hätte sich auf Clinton als Präsidentin gefreut. Unruhe löst das Ergebnis beim CSU-Granden indes keine aus. „Wir werden uns an ihn gewöhnen müssen.“ Auch ein Präsident Trump werde sich an internationale Regeln halten. „Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Schon gar nicht in der Politik.“