
In Franken gibt's das beste Bier. Und das beste Brot. Sowieso. Behauptet Hannes - und dass der Franke ist, verdonnert einem jede Silbe seiner brettelbreiten Erlangener Dialekts. Hannes spielt Gitarre und singt bei den Fun-Metallern J.B.O., steht heute aber vorm Backofen. Zusammen mit dem Frankenwinheimer Brotsomelier und Bäckermeister Axel Schmitt backen die fränkischen Rocker Brot - pinkes. Knalliges Pink ist das Markenzeichen der Band.
- Und so war das Backen mit Axel Schmitt beim Wacken Open Air
"Wer hätte gedacht, dass Bäcker so komische Drogen nehmen", sagt Hannes, als Schmitt einen ausrangierten Bundeswehrhelm nutzt, um die Zutaten für den pinken Teig anzurühren. Der Helm ist immer dabei, wenn der Wacken-Bäcker auf Festivals lehrt, wie mit schmalem Equipment ordentliches Brot gebacken werden kann. Heute freilich sollen ein paar zünftige Laibe herauskommen, also tauscht Schmitt den Helm mit einem Bottich und los geht's.
Helene Fischer tut dem Sauerteig nicht gut
Axel Schmitt hat's neben dem Backen mit der Musik. Er spielt Schlagzeug, hört Heavy Metal und ist überzeugt, dass Schallwellen die Qualität eines Sauerteigs beeinflussen. "Ich habe es mal mit Helene Fischer probiert, aber da wird der Teig zu sauer. Mit AC/DC hat's funktioniert", erklärt der Meister. Und seine vier Lehrlinge hören aufmerksam zu. J.B.O. sind der Einladung in die Frankenwinheimer Familien-Bäckerei ohne zu überlegen gefolgt. Statt um Schallwellen geht es aber darum, Brot bunt zu machen.

"Wir haben uns darauf geeinigt, dass es fränkisches Jungfrauenblut ist, aber veganes", witzelt die Band, die fleißig mischt und knetet. In Wirklichkeit sorgt Rote Beete für die Farbe des Teiges. Der roh eher "ausschaut wie ein Batzen Fleisch. Und sich anfühlt wie eine fränkische Bierplautze", befindet Vito, der ebenfalls klampft und singt. Wenn Schmitt zwischendurch nicht gelegentlich zu Pflichtbewusstsein mahnen würde, die Backerei würde ausarten zu einer einzigen Gaudi.
Gaudi, Klamauk, Unfug, aber auch gepflegten Humor - J.B.O. haben sich den Spaß auf ihre Bandflagge geschrieben. Schließlich ging vor 30 Jahren alles im Scherz los. Vito verrät, dass "wir damals eigentlich anlässlich eines Nachwuchswettbewerbs nur ein einziges Mal auftreten wollten". Die Proben machten Spaß, aus Spaß wurde Ernst, oder "als Blödsinn unser Beruf". Denn als die Nummer "Ein guter Tag zum Sterben" im Lokalradio regelmäßig zu laufen begann, stellte sich Erfolg ein.

Dass die Band zwar handwerklich feinen Rock macht, sich selbst aber nie zu ernst nimmt, nennt Hannes als Erfolgsrezept: "Wir haben wirklich Spaß daran, auf der Bühne zu stehen. Ich kenne Musiker, die schauen dabei eher auf die Uhr, wie lange sie noch arbeiten müssen."
Müde scheint das quirlige Quartett nicht zu werden. Zum 30. Band-Geburtstag, der am 28./29. Juni mit einem Festival in Weingarts bei Forchheim gefeiert wird, kommt mit "Wer lässt die Sau raus" das 13. Studioalbum raus. "Und dann starten wir eine 20-jährige Abschiedstour", spielt Vito auf Kollegen wie Scorpions oder KISS an.

Nur warum zieht sich eigentlich eine Metal-Band pink an und will pinkes Brot backen? "Am Anfang war nur das Schlagzeug pink, das fanden plötzlich alle cool", sagt Vito. "Heute spielen in Wacken 300 schwarze Bands und eben eine pinke", so Hannes zu den Auftritten beim Metal-Mekka. Als Ulk-Combo will er J.B.O. aber nicht abstempeln lassen: "Wer ernsthaft Comedy machen will, der muss sich gut vorbereiten."
Heißer Tee setzt Satans-Jünger merklich zu
Authentisch seien die Vier ohnedies. Hannes kann sich noch zu gut an den letzten Wacken-Gig erinnern: "Vor uns spielte eine böse Black-Metal-Band, so mit Satan huldigen. Und später Backstage treffe ich den Sänger und höre, wie er wimmert, weil er sich am Tee die Lippe verbrannt hat. Wir machen halt auf der Bühne Spaß und dahinter auch."

Dann müssen sich die Spaß-Rocker wieder aufs Backen konzentrieren. Die Laibe, außen braun und rösch, innen pink und saftig, sind fertig und die Vier balancieren sie vom Ofen unfallfrei rüber zum Brett, wo angeschnitten wird. Axel Schmitt ist begeistert: "Klasse Kruste, guter Geschmack, hohe Kunst. Ich lege den Jungs Lehrlingsverträge vor." Und vielleicht schafft es das pinke Brot sogar ins Sortiment.