Auf allen Kanälen wird derzeit über die Erstbesteigung des 8848 Meter hohen Mount Everest berichtet. Edmund Hillary und der Sherpa Tenzing Norgay gelangten am 29. Mai 1953 auf den „dritten Pol“. Am 8. Mai 1978 bestiegen Reinhold Messner und Peter Habeler den Gipfel erstmals ohne zusätzlichen Sauerstoff.
Im gleichen Jahr gelang auch der Schweinfurter Sektion des Alpenvereins ein Coup: Sie holten Messner am 24. November 1978 zu einem Vortrag nach Schweinfurt. Der damalige DAV-Vorsitzende Toni Endress begleitete den Superstar sogar ins Rathaus, wo Ex-Oberbürgermeister Kurt Petzold den Extrembergsteiger empfing. Jan-Hans Dürschmied, der beim Alpenverein die Vortragsreihe erfand und sie von 1976 genau 36 Jahre lang verantwortete, hat sich dieses Ereignisses erinnert.
Messner, der politische Einladungen meidet, hat sich damals breitschlagen lassen, „weil Sie selbst Bergsteiger sind“, sagte der Südtiroler laut dem damaligen Bericht dieser Zeitung zu Petzold. Der OB nannte Messner einen „Wunderknaben des internationalen Bergsteigens“. Damit er von Schweinfurt mehr als das Trauzimmer und die ausverkaufte Stadthalle sieht, gab ihm Petzold einen Bildband der Stadt mit.
Zu seiner Everest-Besteigung erklärte Messner, dass solches nur mit eisernem Willen zu erreichen sei. Sein Risiko bei dieser und anderen Extremtouren kenne er, aber er brauche es auch. Die stets vorhandene Gefahr nannte er laut dem damaligen Zeitungsbericht so: „Über den Tod provoziertes Leben“.
Dem Bergsteiger muss es in Schweinfurt gefallen haben. Im Februar 1980 kam Messner nämlich ein zweites Mal. Er sprach über seine Expedition zum K 2, die er übrigens beim Vortrag 1978 ebenso ankündigte wie den Marsch durch die Wüste Gobi. Den K 2-Vortrag hielt Messner im ausverkauften Theater der Stadt. Auch der Autor war damals Zuhörer.
Zu Gast war bei der Schweinfurter DAV-Sektion auch der erste Deutsche auf dem Everest, Reinhard Karl. Er stand am 11. Mai 1978, drei Tage nach Messner, auf dem höchsten Gipfel der Welt. Karls Vortrag am 5. März 1982 hatte den Titel: „Vom Klettergarten zu höchsten Punkten der Erde“, erinnerte Dürschmied. Reinhard Karl ist am 19. Mai 1982, also nur zwei später, in Tibet tödlich verunglückt. Ihn hatte eine Eislawine mitgerissen.