Im Rahmen des laufenden Planfeststellungsverfahrens für die Erdkabeltrasse der geplanten SuedLink-Gleichstromleitung von Wilster in Schleswig-Holstein bis Bergrheinfeld gab auch die Gemeinde Werneck fristgerecht eine von der Verwaltung ausgearbeitete Stellungnahme ab. Bekanntgegeben und im Wortlaut verlesen wurde sie von Bürgermeister Sebastian Hauck bei der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Die von der Bundesnetzagentur durchgeführte Antragskonferenz für das sogenannte Vorhaben 4 Abschnitt D2 von der Thüringer Landesgrenze bis zur Konverterstation Bergrheinfeld/West räumte unter anderem betroffenen Gemeinden die Möglichkeit ein, sich bis 19. März schriftlich zu äußern. Einen öffentlichen Diskurs sieht das Online-Verfahren nicht vor, was der Markt Werneck bereits im Januar in einer Stellungnahme, an der weiterhin festgehalten wird, bemängelte.
So beantragte die Gemeinde im Januar, das derzeit "rechtswidrige" Verfahren mit seiner "systematischen Ausschaltung der Öffentlichkeit" bei der Antragskonferenz bis zur Bewältigung der Corona-Pandemie auszusetzen. In Frage gestellte wird zudem der Bedarf für das SuedLink-Vorhaben, zumal eine EU-rechtlich vorgeschriebene Kosten-Nutzen-Analyse nicht vorliegt. Unnötig gefährdet würden so Menschen, Tiere und Pflanzen ebenso Wasser und Boden. Statt eines überdimensionierten Stromleitungsbau, der die Energiewende gefährde, hält Werneck den Ausbau der Speichertechnologien, eine konsequente Sektorenkopplung und den Einsatz alternativer Energieträger wie Wasserstoff unabdingbar für eine klimaneutrale Energieversorgung.
Energischer Protest
"Energischen Protest" legt die Gemeinde in ihrer aktuellen Stellungnahme gegen eine Alternativtrasse im Segment 043, Nummer 5 ein, die im Antrag zur Planfeststellung von Vorhaben 4 Abschnitt D2 jetzt zur Diskussion steht. Das circa 3,5 Kilometer lange Teilstück würde in großer Nähe zum Ort Schnackenwerth verlaufen und insbesondere den Wohngebäuden des "Wiesenhaus" östlich von Ettleben mit nur noch wenigen Metern Abstand sehr nahe kommen. Bestürzt äußert sich die Gemeinde darüber, dass ohne Not die Gesundheit der Anwohner aufs Spiel gesetzt werde und legt Widerspruch gegen die geplante Alternativtrasse ein. Denn mit der bisherigen Vorschlagstrasse gäbe es einen wirtschaftlicheren und den Gesundheitsschutz der Bevölkerung wahrenden Trassenverlauf, heißt es in der Stellungnahme.
Aufgelistet werden von der Gemeinde eine Reihe von Gründen, die gegen die Alternativtrasse sprächen. So sei sie länger und bautechnisch ungünstiger, weil sie mehr Straßen quert. Das bedinge höhere Kosten und habe mehr ökologische Auswirkungen. Gequert würde ein geschütztes Biotop und zum Naturschutzgebiet "Wernaue" bei Ettleben würden nur 30 Meter Abstand verbleiben. Queren würde die Alternativtrasse auch zwei Bodendenkmalvermutungsflächen. Ein Bodendenkmal befände sich sogar in unmittelbarer Nähe der Mittelachse.
Im Übrschwemmungsgebiet
Außerdem verliefe die Alternativtrasse überwiegend entlang der Wern und damit im Überschwemmungsgebiet. Wie beim Trassenvorschlag wird auch für die Alternativtrasse die Erfassung schützenswerter Arten wie den Feldhamster gefordert, um hier einen Vergleich zu ermöglichen. Unzureichend berücksichtigt sei bei der Alternativtrasse aber vor allem das "Schutzgut Mensch".
Abgelehnt wird von Werneck aber nicht nur die Alternativtrasse, sondern auch ein Alternativstandort für die Konverterhallen in unmittelbarer Nähe zur Wohnbebauung des "Wiesenhaus", auf den die Verwaltung bei der Ausarbeitung der Stellungnahme aufmerksam geworden sei. Wie hier mit Gemeinden und letztlich der Öffentlichkeit umgegangen werde, sei ein Affront, heißt es in der Stellungnahme.
Gefordert wird von Werneck außerdem die Prüfung einer weiteren Trassenlösung, die den Bergrheinfelder Klimawald auf östlicher Seite umfährt. Der Trassenvorschlag auf westlicher Seite sei mit einer höheren Zahl von Strommasten verbunden und bedeute vor allem für Ettleben eine massive Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Generell sollte versucht werden, auch die letzten Meter SuedLink als Erdkabel auszuführen. Sowohl zu diesem Punkt als auch zum alternativen Konverter-Standort kündigt die Gemeinde eine weitere Stellungnahme an.