Autorenlesungen sind merkwürdige Veranstaltungen: Schriftsteller lesen – zumeist recht unaufgeregt – aus ihren Werken vor. Glamour und Dramaturgie sucht man vergebens, schließlich ist der Vortragende Autor und nicht Schauspieler. Was also lockte in Werneck gut 100 Zuhörer ins Baltasar-Café zu Bestsellerautor Andreas Eschbach? Es war die Neugier auf einen Autor, der sich in seinen Werken so skurrile Dinge wie Videos von Jesus, Zeitreisen oder apokalyptische Szenarien ausdenkt und literarisch anspruchsvoll zu Papier bringt. Sein neuestes Werk heißt „Der Jesus-Deal“.
Eschbach gilt als einer der bedeutendsten europäischen Thriller- und Science-Fiction-Autoren, seine Fangemeinde ist groß und der gerade erst im Oktober erschienene „Jesus-Deal“ belegt bereits Platz 24 der Spiegel-Bestsellerliste. Zwischen Lesungen in Speyer und Bamberg hat Eschbach auf Einladung der Buchhandlung Lesezeichen im beschaulichen Werneck Stopp gemacht und dort im Hotel bereits ein paar Zeilen für sein neues Buches niedergeschrieben, wie er verriet.
Katharina Bötsch vom Lesezeichen ist mächtig stolz, dass der bekannte Autor so schnell zugesagt hat. Die Lesung war neben Ingo Siegners Lesung für Kinder vom „Drachen Kokosnuss“ das Geschenk zum zehnjährigen Bestehen, das die Buchhandlung ihren Lesern und sich selbst gemacht hatte. Da die kuschelige Buchhandlung dem Besucheransturm nicht gewachsen war, fand sie im Balthasar-Café des Wernecker Schlosses statt.
Eschbach räumt gleich mit einigen Mythen auf, die den Beruf des Schriftstellers als kauzigen, sich verbarrikadierenden Schreiberling immer noch umwehen. Der Autor war früher in der EDV-Branche tätig. Die Lust am Schreiben veranlasste ihn, seine Firma aufzugeben und hauptberuflich Schriftsteller zu werden. Sein Tun vergleicht er mit einem Kommissar, der stets im Dienst ist, weil eben die „schrägen Ideen“ für seine Geschichten immer und überall passieren. Er sammelt sie in einem Ordner, der mittlerweile Material für 300 Jahre Schriftstellerdasein berge.
Natürlich gibt es auch Fragen zur Pro7-Verfilmung des mit Preisen dekorierten Romans „Das Jesus-Video“. Eschbach nennt es einen „Aufstieg in die Bundesliga“. Am Ende nimmt sich der Autor viel Zeit zum Signieren. Die Schlange der Wartenden ist lang, manche haben richtige Bücherstapel dabei. Eine Bitte hat der Bestsellerautor dann aber: er möchte nur seine eigenen Bücher signieren.