Normalerweise, könnte man meinen, hat eine vor geladener Öffentlichkeit gehaltene Lobrede auf einen Preisträger, eine so genannte Laudatio, nichts Geheimnisvolles an sich. Sie soll ja gerade die außergewöhnliche Leistung des zu Ehrenden einer größeren Zahl von Menschen bekanntmachen.
Nun war aber die Lobrede des Professors Ernst Nolte auf den Historiker Stefan Scheil anlässlich der Verleihung des Kronauer–Preises an diesen aber zu zwei Dritteln ein „zwingendes, vielleicht letztes Wort zu meinem eigenen Werk“, wie Wilhelm Böhm den Laudator Nolte zitierte. Böhm – Mitglied im Kuratorium der Kronauer-Stiftung, Ex-Gymnasialleiter und Vorsitzender des Historischen Vereins – verlas Noltes „Gedanken und Ideen“, weil dieser, so hieß es, aus gesundheitlichen Gründen verhindert war. Und Böhm sagte, manches, was Nolte darin „zwingend“ noch zu seinem eigenen Werk äußere, lasse einen wohl zusammenzucken.
Das kann man so sehen. Um die Ausführungen des Vaters des deutschen Revisionismus zu den Ursachen von Kriegen, insbesondere des Zweiten Weltkriegs, in ihrer ganzen Schönheit und Tragweite würdigen zu können, wäre eine Ausfertigung der Laudatio auch für die Berichterstattung sehr hilfreich gewesen. Die wollte Böhm aber nicht herausgeben. Seine Rede habe ihm der Herr Professor Nolte sozusagen vertraulich überlassen. Er bitte um Verständnis.
Für Oberbürgermeister Remelé, verstand es sich dagegen von selbst, der Presse sein Grußwort vollständig im Wortlaut zu überlassen. Das minimiert ja auch Fehlerquellen und nützt allen Seiten. So kann eben nachgelesen werden, dass für den OB an der „alleinigen Kriegsschuld Hitlers kein vernünftiger Zweifel“ besteht – ganz im Gegensatz zu den Revisionisten, welche die Kronauer-Stiftung seit 14 Jahren auszeichnet. Und: Remelé wäre es lieber gewesen, die Stiftung hätte auf die Rathausdiele verzichtet. Er hat die Veranstaltung nach dem offiziellen Teil auch sofort verlassen.
Es war ja auch eine kurze Vorbereitungszeit fuer Journalisten, zu recherchieren und die Werke zu lesen, um dann zu einer selbstgebildeten Meinung zu kommen, in die natuerlich Meinungen Dritter einfliessen koennen, die sie aber nicht bestimmen sollten, ohne sich selbst den Werken ausgesetzt zu haben.