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MÜNCHEN
Mehrheit der Steigerwald-Kommunen will einen Nationalpark
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:49 Uhr

Ein möglicher Nationalpark im Steigerwald gewinnt auch in den direkt betroffenen Kommunen an Zustimmung. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid im Auftrag von Bund Naturschutz (BN), WWF Deutschland und dem Landesbund für Vogelschutz.

Auf die Frage: „Fänden Sie es gut oder schlecht, wenn in Franken ein Nationalpark Steigerwald im Staatswald eingerichtet wird?“, antworteten in den bis zu fünf Kilometer von einem möglichen Nationalpark entfernten Kommunen in den Landkreisen Schweinfurt, Hassberge und Bamberg fünfzig Prozent der Befragten mit „sehr gut“ oder „eher gut“ und 43 Prozent mit „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“. Sieben Prozent machten keine Angabe.

In den weiter entfernten Städten Schweinfurt und Bamberg lag die Zustimmung zu einem Nationalpark mit 78 beziehungsweise 81 Prozent deutlich höher. „Unter dem Strich befürwortet damit eine deutliche Mehrheit von zwei Dritteln der Bewohner in der Region Steigerwald einen Nationalpark“, sagte BN-Landeschef Hubert Weiger.

Brisantes Umfrageergebnis

Das Umfrageergebnis ist vor allem deshalb brisant, weil Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) bei seiner Ankündigung, einen dritten Nationalpark in Bayern gründen zu wollen, den Steigerwald mit Verweis auf die vermeintlich fehlende Akzeptanz vor Ort als einzige Region in Bayern ausdrücklich ausgeschlossen hatte. Dieses Argument sei nicht mehr haltbar, so Weiger: „Wir fordern in dem begonnenen Auswahlprozess zumindest eine faire Chance für einen Nationalpark im Steigerwald.“ Auch die betroffenen Landräte und Kreistage müssten sich mit dem Thema nun noch einmal ernsthaft beschäftigen. Schließlich sei ein Nationalpark auch finanziell ein Gewinn: „Es geht hier um 15 bis 20 Millionen Euro pro Jahr an staatlichen Hilfen für die Region.“

Im Vergleich zu einer ersten Umfrage aus dem Jahr 2014 ist die Unterstützung in den Steigerwald-Gemeinden um stolze 12 Prozentpunkte gestiegen.

Die Naturschützer führen dies auf ihre jahrelange intensive Informationskampagne vor Ort zurück: „Die Befürchtungen der Bevölkerung, die teilweise auf gezielten Fehlinformationen der Nationalparkgegner beruhen, sind weniger geworden“, glaubt der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner.

Es gebe aber noch immer viel Verunsicherung: So glauben laut Umfrage 62 Prozent der in den Landkreisen Befragten, dass ein Nationalpark zu Enteignungen und Auflagen für private Waldbesitzer führt. 55 Prozent befürchten Job-Verluste in der Holzwirtschaft, 52 Prozent Sammelverbote für Pilze und Pflanzen. Solche Bedenken seien falsch und könnten in sachlichen Diskussionen leicht ausgeräumt werden, glaubt Mergner.

„Eine faire Chance geben“

Überwiegend positiv eingeschätzt werden dagegen die Folgen eines Nationalparks für den Ruf der Region, Tourismus, Arbeitsplätze oder staatliche Fördergelder. Dass der Steigerwald – anders als etwa Spessart und Rhön – aus dem Nationalpark-Prozess von vorneherein ausgeschlossen wurde, halten in den Landkreisen 55 Prozent und insgesamt knapp zwei Drittel der Befragten für falsch.

Ein Nationalpark sei noch im Juni bei einem „runden Tisch“ in Gerolzhofen als eine der möglichen Optionen des Naturschutzes festgeschrieben worden, wundert sich auch der Ebracher Bürgermeister Max-Dieter Schneider (SPD). Gut hundert regionale Wirtschaftsvertreter und Kommunalpolitiker hätten nun per Brief von Seehofer gefordert, „dem Steigerwald zumindest eine faire Chance bei der Suche nach einem dritten Nationalpark zu geben“, so Schneider.

Für die Umfrage wurden laut BN 1002 Telefoninterviews geführt. Befragt wurden Bürger in Schweinfurt, Bamberg, Dingolshausen, Donnersdorf, Gerolzhofen, Grettstadt, Lülsfeld, Michelau, Oberschwarzach, Sulzheim, Ebelsbach, Eltmann, Hassfurt, Knetzgau, Oberaurach, Rauhenebrach, Sand am Main, Theres, Wonfurt, Zeil am Main, Burgebrach, Burgwindheim, Ebrach, Schlüsselfeld und Schönbrunn.

 
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  • S. L.
    wenn man sich ein wenig damit beschäftigt, dann weiss man wie wunderbar sich so ein Ergebnis hinbiegen lässt.
    Vermutlich wird es Zeit, dass auch die Gegner mal wieder eine Umfrage ins Leben rufen, die Zahl wäre absolut conträr dem oben erwähnten, mit der entprechenden Fragestellung wären vermutlich 90 Prozent der Ureinwohner dagegen.Mag ja sein dass ein paar mehr Befürworter dazu gekommen sind, in den Städten. Dennoch sehe ich in den betroffenen Dörfern mehr Gegner als Unterstützer.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Sie könnte höchstens heißen: "... vermutlich ist eine (uninformierte) Mehrheit der Bevölkerung in den Städten um die Region Steigerwald für einen Nationalpark..."
    Alter Wein in einem neuen Schlauch! Und viel Euphorie von Gutmeinenden die nicht kapieren wollen um was es da eigentlich geht.
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  • N. R.
    die größer werdende Zustimmung liegt daran, dass viele im Steigerwald besser informiert sind als vor zwei Jahren bei der letzten Emnid-Umfrage. Da hatten noch neun Jahre Fehlinformation durch Gerhard Eck und den Verein Unser Steigerwald nachgewirkt. Dass der Nationalpark immer populärer wird, kann man auch daran erkennen, dass die Zahl der Aktiven bei "Nationalpark Nordsteigerwald" größer und größer wird.
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  • T. V.
    Der Einwand "uninformierte Mehrheit" hat vor fast 10 Jahren am Beginn der Diskussion vielleicht gestimmt. Damals wurden ohne Informationsbasis Entscheidungen in den Gemeinderäten schnell herbei geführt. Gleichzeitig wurde vom Verein "Unser Steigerwald" verhindert, daß neutrale Studien über die Vor- und Nachteile eines Nationalparks durch die Staatsregierung beauftragt wurden. Jetzt, nach Jahren kontroverser Diskussion, ist die Informationsbasis wesentlich besser, deshalb steigt im Steigerwald die Zustimmung zu einem Nationalpark.
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  • N. R.
    Die erfreulichen Umfrageergebnisse sind Balsam für die Seele der zahlreichen ehrenamtlichen Nationalpark-Vorkämpfer. Auch Leute mit sehr traditionellen Ansichten von Land- und Waldwirtschaft können einsehen, wie wichtig Plätze mit unberührter Natur sind. Der Nationalpark tut Mensch und Natur gut. Außerdem stärkt der Einsatz für einen fränkischen Nationalpark das regionale Selbstbewusstsein. All das wird zunehmend auch im Spessart spürbar. Die zwei ökologisch wertvollsten Laubwaldgebiete Bayerns als Nationalparke - durch unnachgiebiges Bürgerengagement können zwei wundervolle Ideen Wirklichkeit werden. grinsen
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  • T. V.
    Zunächst wurde behauptet, 90% der Bevölkerung wäre gegen einen Nationalpark. Dann argumentierte man mit einem Betretungsverbot und das Sammeln von Pilzen wäre verboten. Angeblich gäbe es wegen eines Jagdverbots eine Wildschweinschwemme. Lauter Behauptungen, nichts stimmt. Wenn man die Vor- und Nachteile abwägt, kommt man zu folgendem Ergebnis: Ein Nationalpark im Staatswaldgebiet des Steigerwalds ist gut für die Region! Dies erkennen auch immer mehr Menschen im Steigerwald.
    Thomas Vizl, Gerolzhofen
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  • R. F.
    Schon alleine der Titlel "Nationalpark Steigerwald" würde dem Steigerwald extrem gut tun und Auftrieb verleihen. Dazu sollte der Nationalpark nur auf den staatlichen bayerischen Waldflächen ausgewiesen werden. Die Interessen der privaten fränkischen Waldbesitzer müssen zu 100% gewährt bleiben. Daher pro Nationalpark Steigerwald.
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