Der Titel des Projekts „100 000 Biotopbäume“ im Forstbetrieb Ebrach klingt wie eine Zielsetzung. Tatsächlich sind es aber schon 140 000, die auf den 15 350 bewirtschafteten Hektar des Staatswaldes stehen (rund 1700 Hektar sind bereits aus der Bewirtschaftung genommen).
Bäume mit Höhlen und Pilzkonsolen
Biotopbäume sind kein Totholz, sondern lebende Bäume mit Rissen, Blitzrinnen, Faulstellen, Pilzkonsolen oder Höhlen, in die sich Tiere einnisten können. Diese Bäume werden aus der Waldnutzung genommen und dürfen eines natürlichen Todes sterben.
Die Bemühungen von Betriebsleiter Ulrich Mergner um den Artenerhalt unterstützt nun auch die Organisation „Artenschutz in Franken“. Dieser Verband sieht Sinn hinter Mergners Waldbewirtschaftungskonzept mit integriertem Naturschutz, der im Wesentlichen aus unbewirtschafteten Trittsteinen, viel Totholz und eben den Biotopbäumen besteht.
Zehn Bäume Hektar
Mergners Ziel ist es, durchschnittlich zehn Bäume pro Hektar stehen zu lassen. Es fehlen also noch gut 10 000. Welche Bäume das sind, entscheiden die Revierleiter vor Ort. Sie nehmen jeden einzelnen Baum unter die Lupe und bestimmen, ob er eher für die Holznutzung oder die Artenvielfalt geeignet ist. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren nicht nur auf Höhlenbäume geachtet, sondern auch auf solche, die auf dem Weg dorthin sind. Je mehr Löcher ein Baum hat, desto schlechter für den Baum, aber desto besser für die Arten“, sagt Mergner.
Diese Auswahl kostet viel Zeit und nimmt gut ausgebildetes Personal in Anspruch. Aber für diesen Preis wird der Forstbetrieb ein Netzwerk von Biotopbäumen über den gesamten Raum haben. Ulrich Mergner hält Biotopbäume für das Rückgrat der Artenvielfalt.
Spechte sind wieder da
Bei einer Begehung im Handthalgrund erklärt Thomas Köhler, Vorsitzender von „Artenschutz in Franken“, der Verband sehe den Wald mit anderen Augen als der Forstmann. Er müsse zugestehen, dass die Waldqualität in den vergangenen sieben bis zehn Jahren durch das Biotopbaum- und Totholzkonzept zugenommen habe. Bunt- und Schwarzspecht kommen wieder im Ebracher Staatsforst häufiger vor, daran erkenne man den Erfolg.
Das sei auch ein Grund, warum der Verband in eine Kooperation mit dem Forstbetrieb eingetreten sei. Ein weitere wichtiger Grund. Der Forstbetrieb erhält für seine Biotopbäume keinerlei Ausgleichszahlungen, „sonst hätten wir da nicht mitgemacht“, sagt Köhler.
GPS-Kartierung
Der Waldbesucher sehe zuerst immer nur das gefällte Holz und die Rückegassen, einen stehenden Biotopbaum nehme er nicht zur Kenntnis. Deshalb ist für Köhler wichtig, solche Bäume für alle erkennbar zu machen. Der Verband will dafür mit ehrenamtlichen Kräften sorgen, ebenso für eine GPS-Kartierung aller Bäume, die jeder auf sein Handy laden kann. Letztendlich wird „Artenschutz in Franken“ auch darüber wachen, ob ein Biotopbaum nicht doch irgendwann zu Brennholz geworden ist.
Gerade darüber ist Ulrich Mergner „nicht undankbar“. Das steigere die Glaubwürdigkeit der eigenen Statistiken, die beispielsweise von Befürwortern eines Nationalparks Steigerwald immer wieder kritisiert und angezweifelt werden.
Trotz der vereinbarten Kooperation über zehn Jahre gibt es einen noch nicht gelösten Dissens zwischen Forstbetrieb und Artenschützern. Köhler möchte die Biotopbäume neben Wellenlinien auch mit kleinen Schildchen kennzeichnen, doch Ulrich Mergner und auch die Leiterin des Reviers Oberschwarzach, Regina Bertram, wollen keinen allzu bunten Schilderwald. Sie sagen, es würde genügen, die Bäume auf der wegabgewandten Seite zu kennzeichnen.
Keine Meinungsverschiedenheiten gibt es dagegen über die zehn Stellen im Forstbetrieb, an denen mit größeren Informationstafeln auf die Bedeutung der Biotopbäume hinweisen.
Nicht nur wertlose Bäume werden zum Biotop
Regina Bertram sagt, ein Biotopbaum könne auch klein und dünn sein. Das soll aber nicht heißen, dass der Forstbetrieb nur wirtschaftlich wertlose Stangen zu Biotopbäumen erklärt. Sie zeigt eine rund 150 Jahre alte Elsbeere mit dickem Stamm, der auf dem Holzmarkt einiges brächte, aber künftig als Lebensraum für Insekten dienen soll.
Ulrich Mergner schwebt vor, alle 30 bis 40 Meter einen Biotopbaum zu haben, so dass jeder einzelne eine Brückenfunktion haben kann. Das ist die Entfernung, über die einige Arten nicht hinauskommen.
Nicht nur der Artenschutz ist laut Köhler ein Motiv für die Zusammenarbeit, sondern auch lebendige Umweltbildung für alle Waldbesucher. Damit sollen Eltern und Kinder im Sinne der Erhaltung der Umwelt angesprochen werden.
Wenn Sie, lieber Leser, wissen wollen, warum Nationalparkbefürworter immer hinter Mergners Statistiken her sind, machen Sie sich gerne mal mit dieser Website vertraut. Es ist ziemlich umfangreich, aber aufschlussreich und hochinteressant!
Die BaySF wurden nicht erfunden, um Biotopbäume und Waldtiere zu schützen, wie es dieser rührselige Artikel suggeriert, sondern als straffes Unternehmen Holz zu produzieren und zu verkaufen um Einnahmen für den Staatshaushalt zu schaffen.
"Die Forstwirtschaft gilt heute nach der Landwirtschaft als zweitwichtigster Verursacher des Artenrückgangs in der Bundesrepublik" Bode & v. Hohnhorst, Waldwende, S.121.
Weltweite Artenvielfalt sei am stärksten durch Übernutzung von Ressourcen bedroht, so Wissenschaftler der Univ. of Queensland im Fachblatt 'Nature'.
Bei facebook konnte man neulich Fotos von Güterzügen voll mit Buchenstämmen bei Eltmann entdecken, ebenso Schiffe im Zeiler Hafen. Diese Stämme kommen nicht zufällig aus dem Forstbetrieb Ebrach?