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Schweinfurt
Mehr tun für eine Renaissance der Sportvereine
Bearbeitet von Jochen Jörg
 |  aktualisiert: 27.04.2021 02:13 Uhr

Seit rund einem Jahr bestand für die Schweinfurter Sportvereine keine Gelegenheit, sich untereinander und mit den Fachverbänden gemeinschaftlich auszutauschen – so war es aus den Reihen der Teilnehmer der ersten Fachkonferenz Sport der SPD-Fraktion im Schweinfurter Stadtrat zu hören.

Wenig überraschend hatten die zahlreichen Vereinsvertretungen dann auch entsprechend viel Gesprächsbedarf. Das traf genau die Absicht der drei SPD-Mitglieder des Sportausschusses, Marianne Prowald, Julia Stürmer-Hawlitschek, die auch die Moderation innehatte, und Prof. Dr. Hubert Seggewiß, die zu der Konferenz eingeladen hatten. Denn in erster Linie ging es ihnen um das Zuhören, schreibt die SPD-Fraktion in einer Pressemitteilung.

Vertreter aus den unterschiedlichsten Vereinen, wie der TG 48 Schweinfurt, dem TV Oberndorf, dem Hockey-Club Schweinfurt, dem ISB e.V., kamen auf Einladung der SPD-Fraktion zusammen, um über die Lage der Sportvereine während der Corona-Krise zu sprechen. Aktuell machen vielen Vereinen vor allem der Mitgliederschwund, der auch Einnahmeausfälle mit sich bringt, sowie Übungsleitungen, die aufhören, und vor allem der mangelnde soziale Austausch Sorgen.

Auffällig bei der Mitgliederentwicklung sei, dass nicht die Austritte das Problem darstellen, denn diese bewegten sich, nach übereinstimmenden Angaben, auf dem Niveau der Vorjahre. Problematisch, so Dr. Appold, 1. Vorsitzender der TG 48, sei, dass keine neuen Mitglieder gewonnen werden können. Für kleinere Vereine, wie den Athleten Club 82 e.V., gehe das dann schon an die Grenze, wie der 1. Vorsitzende Thomas Gareis berichtete.

Für Matthias Kühne, 1. Vorsitzender des TV Oberndorf, stellen digitale Formate keine richtige Alternative zum realen Trainingsgeschehen dar. Und es sei ja auch viel mehr als nur die Übungseinheit, die mit dem Training verbunden sei, denn gerade auch das Miteinander, vor- und nachher, mache doch einen Verein aus. Was wäre, so seine hypothetische Frage, wenn viele Aktive nach einem Jahr Pause feststellten, dass ihnen eigentlich gar nichts fehle? Man versuche deshalb, wann immer man könne, den Kontakt zu den Mitgliedern kontinuierlich aufrechtzuerhalten, ergänzte Gerd Adelmann, 1. Vorsitzender der Freien Turner.

Julia Dietz, selbstständige Fitnesstrainerin und ab Mai Übungsleiterin bei der Turngemeinde, konnte zwar auf Online-Angebote umstellen, aber sie betonte die Wichtigkeit von Präsenzveranstaltungen, vor allem für Kinder. Die Möglichkeit, Sport an der frischen Luft zu betreiben, stelle eine ausbaufähige Alternative dar.

Einig waren sich daher auch alle Vereinsvertreter, dass die richtigen Herausforderungen vermutlich erst nach der Pandemie auf die Vereine zukommen. Für den Zusammenhalt einer Gesellschaft seien Sportvereine grundlegend wichtig, gerade weil sie sehr viel soziale Interaktions- und Integrationsarbeit leisteten.

Doch bei der Konferenz stand nicht nur der Austausch über den aktuellen Sachstand unter den Vereinsvertretern im Mittelpunkt, auch wurde deutlich, wie vielfältig die Situationen insgesamt bei den Vereinen sind. Gerade deswegen wünschten sich einige Vertreter mehr Vernetzung.

Spannende Einblicke hatte Kristina Unsleber, Vorstand Operatives des ISB, beizusteuern, die über ihre Erfahrungen mit dem Schulsport, der Digitalisierung und der Notbetreuung während der Corona-Krise berichtete. Einen interessanten Einblick hinterließ auch Marco Gößmann-Schmitt vom noch jungen Track- and Field-Club-Mainfranken, der hauptberuflich für den Bayerischen Radsportverband tätig ist. Von dort brachte er ermutigende Nachrichten mit, was die Neugewinnung von Übungsleitern angeht. Gößmann-Schmitt merkte auch an, dass das Mehr an in der Pandemie vorhandenen Zeit auch für Vereine Möglichkeiten böte, sich neu zu strukturieren. Diese Meinung fand nicht nur Unterstützung, denn von anderen Vereinsvertretern wurde entgegengehalten, dass man im Moment ausreichend zu tun habe, das Vereinsgebilde überhaupt irgendwie am Laufen zu halten. Für das Ausprobieren neuer Ideen habe man daher wenig Energie.

Viele hofften, dass es eine Art „Renaissance der Sportvereine" nach der Corona-Krise geben werde. Doch dafür müsste in Schweinfurt viel mehr getan werden, damit Vereine gestärkt aus der Krise herausgehen können. Oftmals wurde erwähnt, wie andere Städte ihren Sportvereinen unter die Arme gegriffen hätten. Die Stadt Schweinfurt, die sich oft als „Sportstadt" rühmt, sei hier deutlich zurückhaltender gewesen.

Das vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Ralf Hofmann eingangs formulierte Ziel, konstruktive Lösungsansätze zu besprechen, die aus der Kommunalpolitik für die Vereine angeboten werden könnten, wurde aufgrund der Fülle der angesprochenen Themen nicht erreicht. Nach zwei prallgefüllten Stunden waren sich daher am Ende alle einig: Die Veranstaltung muss schnellstmöglich wiederholt werden. Weitere Vereine haben bereits ihr Interesse signalisiert.

 
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