„Das Madenhäusle ist ein Wirtshaus, bei dem man spürt, dass das Wirtspaar Sabine und Ernst Böhm wirklich liebt, was es macht und dass es mit den Gästen lebt und sich ehrlich um sie kümmert.“ Das hat keine Geringere als Landtagspräsidentin Barbara Stamm gesagt, als dem ersten fränkischen Mundartgasthaus, im Oktober in München, der „Bayerische Stammtischbruder“ verliehen worden ist, gestiftet vom Verein zum Erhalt der Bayerischen Wirtshauskultur. Für besondere Verdienste in dieser Angelegenheit, zu der in Madenhausen auch ein eigener fränkischer „Wällnässbuhl“ gehört, eine Blech-Wanne zum Regenerieren für die Füß.
Den Szene-Nobelpreis haben die Böhm also schon mal, die seit 1997, in einem ehemaligen, 300 Jahre alten Bauernhof in der Ortsmitte, ihren urigen Traditionsgasthof betreiben, außerdem das Prädikat „Musikantenfreundliches Wirtshaus“. Bei der 111. Wirtshausmusik wurde nun der Preis zünftig gefeiert. Authentische, unverfälschte Volksmusik am Stammtisch: Hierzulande klingt das für viele Ohren ungewohnt – anderswo in Europa ist „Folk“ nicht nur Dauergast, sondern Markenzeichen schummriger, heimeliger Pubs.
Zum „einundelfzigsten Mal“, wie man im Auenland sagen würde, trafen sich nun Hobby-Musiker in der guten Stube. Mit dabei sind auch Kurt Köhler, besser bekannt als CC-Kurt vom legendären Schweinfurter Tanzcafé (dem heutigen KuK) und der Schorsch Kraus, der Willi spielt Akkordeon, der Alfons Trompete. Theo, Roland, Karin und Hermann sind mit von der Landpartie. Der eine oder andere hat sogar wirklich Erfahrung mit der Irischen Volksmusik, dank der „Broken Glasses“, der harte fränkische Kern nennt sich die „Silberdisteln“.
Zehn, elf Mal treffen sich „Sabines Wirtshausmusikantn“ im Jahr, „immer am letzten Freidich im Monat“, seit zehn Jahren, in der Gustav Adolf-Straße, benannt nach dem Schwedenkönig, der hier 1631 mal genächtigt hat (allerdings nicht im Madenhäusle, sondern unweit entfernt, in einer verschwundenen Scheune an der Kreuzung). Mittlerweile trägt man das offizielle Prädikat „Musikantenfreundliches Wirtshaus“ des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands.
Köchin Sabine Böhm ist selber seit sieben Jahren in der Tanz- und Unterhaltungsmusik aktiv, am Akkordeon: „Ich geh mal raus, spiel die Liedli, so ab Neun.“ Danach bleibt die Küche halt kalt, dafür wird's den Gästen warm ums Herz.
Der momentane Boom des Wirtshaussingens wundert das Wirtsehepaar selbst ein wenig, aber natürlich findet es diese Retro-Welle in der Gastronomie gut: „Das ist unsere Mission. Wir brauchen eine Plattform, wo sich Musiker treffen und austauschen können.“ Früher sei das oft nach dem Fußball gewesen, auch heute werden im Vereins- oder Sportheim wieder Liedli geschmettert. Nur sei das eben kein „Wirtshaussingen“, findet Sabine Böhme, eher „offenes Singen.“
Mehr Franggn-Wirtshaus als im Madenhäusle geht im Landkreis jedenfalls kaum. An diesem Abend leuchten die „Rehbraunen Augen“. glänzen die roten Rosen und roten Lippen zum roten Wein.
Dazu gibt es Geschichtli und Anekdoten, „Schnurren“, wie man früher gesagt hätte, Heiteres, Augenzwinkerndes, Kurioses und zwischenrein auch mal was Anzügliches.
Den Gästen am Nebentisch gefällt die lockere Stimmung zwischen Stall und Kamin, manch einer singt mit, es herrscht lockere Pub-Atmosphäre, auch die Kräuterschnäpsli dürfen zur „Schnapszahl“ 111 nicht fehlen. Motto: „Ich ess so gerne Leberwurscht, drauf krieg ich einen großen Duarscht, und lösch ich dann mein großen Duarscht, dann is märr a mei Leber wurscht.”
Während draußen die Nebel geheimnisvoll wallen wie zu Gustav Adolfs Zeiten. Vielleicht wirkt da wirklich stimmungsmäßig der Besuch des Monarchen und seiner sangesfrohen Schweden im Herbst 1631 nach, die bis heute „Allsang“ praktizieren, das gemeinsame Singen von Volksliedern. „Das schwedische Königshaus ist jederzeit willkommen“, stellt Sabine Böhm jedenfalls fest: auch zum Mitsingen.