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THEATER
Medea aus Frankfurt: Wenn aus Liebe maßloser Zorn wird
Neue Facetten einer antiken Figur: Constanze Becker in der Rolle der Medea.
Foto: Birgit Hupfeld | Neue Facetten einer antiken Figur: Constanze Becker in der Rolle der Medea.
Redaktion
 |  aktualisiert: 26.04.2023 23:17 Uhr

„Ich will kein Leben voller Glück, das mich nur schmerzt, auch keinen Reichtum, der mir das Herz zerreißt.“ Medea

(ck) Euripides‘ Tragödie „Medea“ – vor mehr als 2400 Jahren geschrieben – fragt danach, was Liebe darf und wo ihre Grenzen sind. Sie fragt nach Bedingungen und Verletzungen persönlicher Würde: Was kann ein Mensch alles aufgeben, was kann ihm alles genommen werden, bevor er gnadenlos um sich schlägt? Das Schauspiel Frankfurt gastiert mit dem Stück jeweils um 19.30 Uhr am Dienstag, 12. Mai (Schauspielmiete BLAU und freier Verkauf), und Mittwoch, 13. Mai (ROT und freier Verkauf) in Schweinfurt.

Medea und Jason sind mit ihren Kindern auf der Flucht. Die Königstochter hat für ein Leben mit ihrem Geliebten alles aufgegeben: ihre Familie verraten, ihr Land verlassen und einen Menschen getötet – den Mörder von Jasons Vater. In Korinth, wo die Liebenden ein vorläufiges Asyl finden, beginnt die abgründige Tragödie. Jason hat Medea verlassen, ihr und den Kindern droht Verbannung.

Durch die neue Heirat mit der Tochter des Königs erhält Jason das Bleiberecht, eine sozial und wirtschaftlich gesicherte Stellung. Zutiefst verletzt von diesem Verrat, gnadenlos verstört ob Jasons schamloser Missachtung von Ehebund und Treueeid, entwirft Medea einen grausamen Racheplan. Aus maßloser Liebe wird maßloser Zorn.

Die Frankfurter „Medea“ wurde als eine der zehn „bemerkenswertesten Inszenierungen“ der Saison zum Berliner Theatertreffen 2013 eingeladen. Die Jury hatte aus rund 420 Inszenierungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre Wahl zu treffen und begründete ihre Entscheidung folgendermaßen: „Im Gegenwartstheater kennt man . . . Medea ja vor allem als entrückt-pathosaffine Großtragödin oder – küchenpsychologisch heruntergedimmt – als betrogene Ehegattin quasi von nebenan. Vor diesem Hintergrund gelingt der Schauspielerin Constanze Becker in Michael Thalheimers Frankfurter Euripides-Inszenierung wahrhaft Sensationelles: Diese wie jene Stereotypenfalle unterlaufend, lässt Becker im universellen Mythos stets das Konkrete aufscheinen und umgekehrt – nicht im Ausschlussverfahren, sondern dialektisch; nicht laut tönend, sondern unverkünstelt klar. Tatsächlich lässt einen diese einsam auf einem erhöhten Bühnenvorsprung agierende Medea, die in Olaf Altmanns angemessen wuchtigem Szenario vom Parkett fast genauso weit entfernt ist wie von ihren Mitspielern, gleichsam beim Denken zuschauen. Derart trägt Thalheimers Abend, ohne die Fallhöhe der Tragödie zu verringern, angestammte Interpretationsschichten ab und erobert der antiken Figur neue Facetten.“

Neben Constanze Becker spielen Josefin Platt (Amme), Bettina Hoppe (Chor der korinthischen Frauen), Martin Rentzsch (Kreon), Marc Oliver Schulze (Jason), Michael Benthin (Aigeus) und Viktor Tremmel (Bote). Constanze Becker wurde 2008 von der Zeitschrift „Theater heute“ zur Schauspielerin des Jahres gewählt. Für ihre Darstellung der Medea erhielt sie den Gertrud-Eysoldt-Ring und wurde mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ ausgezeichnet.

Vorverkauf ab 4. April Tel. (0 97 21) 51 49 55 oder 51 0 – Internet: www.theater-schweinfurt.de

 
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