Es fehlt nur noch die Showtreppe: Wie Maybebop ihren Auftritt in der ausverkauften Kulturhalle Grafenrheinfeld eröffnen, das ist richtig großes Kino. „Weniger sind mehr“, heißt das Programm. Stimmt: nur vier Sänger, aber ein Sound, wie ihn auch Hollywood nicht glamouröser hinbekäme. Und ihr eigenes Fernsehballett sind sie auch noch gleich dazu. „Wir wollen euch ziehen, und zwar in unseren Bann“, singen sie, und das gelingt – wie immer – auf Anhieb: Schon der erste Refrain wird im Saal begeistert mitgesungen.
Nach einem rasanten Medley aus witzig umgedichteten älteren Hits mit kleiner Reinhard-Mey-Parodie und kurzem Ausflug zu Disco und HipHop, nach gerade mal 20 Minuten also ist schon wieder Schluss: „Vielen Dank, dass ihr da wart, kommt gut nach Hause“, rufen sie scheinheilig grinsend. Wobei sich das Publikum selbstredend nicht mit dieser Interpretation des Programmtitels zufriedengibt.
So kommt es, dass diesmal der Zugabenblock aus dem eigentlichen Konzert besteht. „Weniger sind mehr“ ist die gewohnte, immer wieder frische Mischung aus geistreichen Texten, eingängigen Melodien und einfallsreichen Arrangements. Auch die Rollen sind verteilt wie gehabt: Countertenor Jan Bürger teilt sich mit Tenor Lukas Teske die Sonnyboy-Parts, gern auch mal mit Screwball-Komponente. Bariton Oliver Gies – abseits der Bühne begnadeter Songschreiber und Arrangeur – gibt den Nerd, und Bass Sebastian Schröder ist in seinem Element, wenn er den gutartigen Finsterling geben kann.
So diskutieren sie dann zwischen den Songs etwa über den „Dualismus des Lebens“. Muss man nicht verstehen, die Übersetzung kommt sofort: „Manchmal scheißt dir das Leben ins Gesicht.“ Ein Satz, der bei Maybebop übrigens nie unflätig klingen würde. Dazu kommen die Jungs einfach viel zu sympathisch rüber.
Der Stimmentausch von Jan und Sebastian, der Auftritt des ambitionierten Laien Stefan als Gasttenor in „Flattersätze“ oder die nachgerade geniale Reggae-Impro von Olli zu aus dem Publikum vorgegebenen Begriffen wie „Klettergerüst“, „Bofrost-Mann“ und „Angela Merkel“ sind Höhepunkte lockeren Entertainments. Aber das immer wieder neu Beglückende an Maybebop ist die musikalische Qualität. Vier wunderbar natürliche Stimmen – jede unverkennbar, jede fügt sich dennoch perfekt und blitzsauber in die nicht selten hochkomplexe Harmonik ein.
Das Quartett bewegt sich mühelos durch alle Stilrichtungen von Kunstlied („Liebesbrief“) bis Rap („Beim nächsten Mal“). Und in das musikalische Minidrama „Erlkönig“ packen sie gleich ein paar Genres gleichzeitig. Am stärksten aber sind sie vielleicht beim Jazz. Die Zugabe „Birdland“ jedenfalls ist pures Glück. Mathias Wiedemann