Schweinfurter Publizist Dr. phil. Max-Rainer Uhrig übergibt persönliche Ausgabe seines Werkes "Auf gewundenen Pfaden – Friedrich Rückert und Russland"
Der große Sohn der Stadt Schweinfurt, Friedrich Rückert, wurde bereits zu Lebzeiten von russischen Literaten gefeiert, auch wenn ihm das selbst kaum bewusst war, heißt es in einer Pressemitteilung. Der Schweinfurter Publizist Dr. phil. Max-Rainer Uhrig, der seit über 40 Jahren zu Rückert forscht, hat sich in den vergangenen Jahren diesem besonderen Thema gewidmet, das kürzlich als Publikation mit dem Titel "Auf gewundenen Pfaden - Friedrich Rückert und Russland" im Nomos-Verlag erschienen ist.
Die Rezeption der Werke Friedrich Rückerts in Russland war der Rückert-Forschung bis jetzt noch unbekannt. Dabei wurde der Dichter im Russland des 19. Jahrhunderts und darüber hinaus sehr geschätzt: Seine Übersetzungen aus dem Sanskrit und dem Persischen übertrug Schukowskij, der Begründer der russischen Romantik, ins Russische. Verschiedene Gedichte Rückerts fanden kompetente Übersetzer etwa durch die Biedermeierautorin Karolina Pawlowa, die Dichter des Realismus Pleschtschejew und Michailow sowie durch den bedeutenden impressionistischen Lyriker Fet.
In seiner Studie unternimmt Uhrig den Versuch, Rückerts Textvorlagen durch die "russische Brille" zu lesen und zu zeigen, dass Rückerts Einfluss auf die russische Literatur des 19. Jahrhunderts nicht auf die Aneignung durch Übersetzungen beschränkt war. Sogar der zur Weltliteratur zählende Dichter Dostojewskij hat sich durch ein Rückert-Gedicht zu einer Weihnachtsgeschichte anregen lassen.
Uhrigs Buch zeigt, dass man Rückerts Verhältnis zu Russland in zwei gegensätzliche Phasen einteilen kann. In der Zeit der Befreiungskriege 1813 bis 1815 begrüßte der Dichter die russischen Soldaten begeistert als Befreier von der Herrschaft Napoleons.
Besonders beeindruckten ihn die exotisch wirkenden Kosaken, denen er mehrere "Kosakenlieder" widmete. Noch heute gibt es in Schweinfurt ein "Kosakengässchen", denn auch in unserer Stadt wurde diese fremdartige Truppe begeistert empfangen.
Nach dem Wiener Kongress von 1815 änderte sich Rückerts Verhältnis zu Russland radikal. Der russische Zar Nikolaus I. galt ihm als finsterer Despot, der die deutsche Einheitsbewegung unterdrücken wollte. "Russische Zustände" waren ihm zuwider, denn er verband damit strenge Körperstrafen ("das Reich der Knute"), die Leibeigenschaft der rechtlosen Bauern und die Verbannung nach Sibirien. All das war ihm ein Gräuel.
Tragisch ist dabei, dass Rückert nicht wusste, wie sehr er in den gebildeten Kreisen Russlands geschätzt war.