
Gut warm wurde es den rund 500 Gästen und zahlreichen Ehrengästen in der prachtvoll geschmückten Frankenhalle in Sennfeld. Die Böllerschützen des Schützenvereins kündigten Ministerpräsident Markus Söder an, der als Schirmherr der Festveranstaltung zu den Klängen der beiden Kapellen aus Gochsheim und Sennfeld in die Halle geleitet wurde.
Die beiden Bürgermeister Oliver Schulze und Manuel Kneuer begrüßten neben Söder Regierungspräsident Eugen Ehmann, Bezirkstagspräsident Stefan Funk, MdB Anja Weisgerber, MdL Martina Gießübel und MdL Paul Knoblach, sowie viele andere prominente Amtsinhaber. Die beiden würdigten die großartige zehnmonatige Arbeit des geschichtlichen Arbeitskreises Gochsheim-Sennfeld mit Willi Hartling und Werner Heimrich an der Spitze zur Vorbereitung der Festveranstaltungen und –ausstellungen.
Harmonische Zusammenwirken von Gochsheim und Sennfeld
Das harmonische Zusammenwirken von Gochsheim und Sennfeld wäre für Nürnberg und Fürth unvorstellbar, eröffnete Söder seine Festrede, in der er die Bedeutung des ländlichen Raums hervorhob. Selbst Napoleon hätte den Anschluss Frankens an Bayern gewürdigt, durch die eine Angliederung Bayerns an Österreich verhindert werden konnte. Er zitierte Ludwig II: "Die Bevölkerung ist intelligent und durchaus edel."
Söder erwähnte "Fasching aus Franken" als Beispiel für eine friedliche Kulturveranstaltung, zollte dem Brauchtum mit Trachten und Blaskapellen Beifall und trug sich nach seiner Rede in die Goldenen Bücher der beiden Gemeinden ein.

Helga Jurisch (Sennfeld) und Hans-Jürgen Schwartling (Gochsheim) moderierten das Festprogramm, stellten Besonderheiten der beiden Festtrachten vor und skizzierten, wie sich das Friedensfest in den beiden Gemeinden entwickelt hat. Planpaare zeigten die bei der Kerm üblichen Rundtänze, später auch die Dreher, bei denen man sogar als Zuschauer ins Schwitzen kam.
Musikalisch abwechslungsreich gestalteten die Posaunenchöre von Sennfeld und Gochsheim (Leitung Christian Heinemann), die "Jungen Sennfelder", der Musikverein Gochsheim/Weyer und die Gesangvereine beider Gemeinden die dreistündige Veranstaltung.
Würzburger Fürstbischof pochte auf Schutzgelder und andere Zahlungen
Dass wissenschaftliche Ausführungen einen hohen Unterhaltungswert besitzen können, bewies die Bamberger Professorin Dr. Heidrun Alzheimer, die verdeutlichte, wie aufwändig es nach dem Ende des 30-jährigen Krieges war, frühere Rechtsansprüche geltend zu machen. Sennfeld und Gochsheim waren keine reichen Städte, sondern landwirtschaftlich geprägte Dörfer, die fast nur Naturalien als Zahlungsmittel aufbringen konnten.
Die Wissenschaftlerin zeigte, wie der Würzburger Fürstbischof auf Schutzgelder und andere Zahlungen pochte und wie viel Courage und Fingerspitzengefühl der Unterhändler dazu gehörten, um diesen Rechtsstreit erfolgreich zu beenden, mithilfe einer Schlichtungskommission im Schweinfurter Rathaus.
Zum Schluss erwähnte Alzheimer noch bedeutsame Entwicklungsschritte in der Tradition der Friedensfeste bis hin zum gemeinsamen Grenzsteinfest, das es seit 1999 gibt. Als Mitglied der zuständigen Kommission erlebte sie damals mit, wie Sennfeld und Gochsheim für das Friedensfest die Anerkennung als immaterielles Kulturerbe beantragten und 2016 auch erhielten, im bayerischen und deutschen Verzeichnis.
Reichsschultheiß Bernhard Ludwig rezitierte das Gedicht "Gochsumer Kerm" des Gochsheimer Heimatdichters Josef Ehrlitzer. Grußworte entboten auch Landrat Florian Töpper und Oberbürgermeister Sebastian Remelé. Ersterer lobte die tolerante und humanistische Grundhaltung, die Hochachtung der offenen Gesellschaft und des freien Denkens. Remelé griff den Vorschlag einer 3. Mainbrücke von Helga Jurisch auf und zeigte sich angetan, wenn Sennfeld die Finanzierung übernähme.
Der Adler in den drei Gemeindewappen erinnere an die gemeinsame Historie. Ohne die Sennfelder gäbe es keinen Schweinfurter Markt, sagte der OB und appellierte an beide Gemeinden, Heimat und Brauchtum zu bewahren, denn Städte könnten diese Aufgabe kaum noch leisten.
Die beiden gastgebenden Bürgermeister luden zur Fortsetzung des Festes am Sonntag nach Gochsheim ein, wo nach dem ökumenischen Gottesdienst ein Bürgerfest in den Gaden stattfindet. Sie bedankten sich bei allen Festrednern, Mitwirkenden und Helfern. Man freue sich auf das Friedensfest am ersten Wochenende im September.