Christoph Eisentraut redet freimütig über die für uns kaum vorstellbaren politischen Verhältnisse in Simbabwe. "Wenn man schweigt, hat man keine Berechtigung in Simbabwe zu sein", sagt er und beschreibt damit die Situation in einem Land, in dem Folterungen und Vergewaltigungen an der Tagesordnung sind, wo die politische Opposition unterdrückt wird, die Wähler bei Scheinwahlen betrogen werden und staatliche Geheimdienste die Bewohner Tag und Nacht beschatten.
Derzeit lebten noch 50 000 Weiße in Simbabwe, sagt er. Die Jüngeren, wanderten aus, Ältere bleiben zurück. Aber auch die schwarze Bevölkerung nehme ab. Die Elite des Landes habe nur ein Ziel: "raus aus dem Land!". Mittlerweile mache sich schon ein empfindlicher Mangel an Ärzten und Schwestern in den Krankenhäusern bemerkbar. Er erinnert sich an die neunziger Jahre, als es mit Simbabwe aufwärts gegangen sei. Diese Phase habe abrupt geendet.
Trotz der desolaten Lage ist nach Einschätzung von Christoph Eisentraut für Simbabwe (das ehemalige Rhodesien) keine grundlegende Änderung in Sicht. Präsident Mugabe setze für seinen Machterhalt alle Hebel in Bewegung, in dem er Abhängigkeitsverhältnisse schaffe. Dabei setze er auch den Hunger als Waffe ein. Das Land liege brach, weil die Landbesitzer enteignet und die schwarze Bevölkerung in Reservate in den schlechteren Landesteile umgesiedelt worden sei.
Die menschenunwürdigen Umstände sind für den Pater allerdings kein Grund, das Land zu verlassen. Er will weiterhin in Simbabwe Missionar sein und bekräftigt dies im Blick auf die Politik des Präsidenten: "Wir sind nicht wegen ihm gekommen, wir werden nicht wegen ihm gehen!"
Positiv berichtet er von Zusammenarbeit der Kirchen, die für die Bevölkerung häufig die einzige Möglichkeit böten, sich über staatliche Eingriffe zu artikulieren. Zusammen mit Baptisten, Pfingstkirchen und anderen christlichen Gemeinschaften habe man ein Friedensgebet eingerichtet, bei dem Folteropfer Gelegenheit hätten, über ihre Erfahrungen zu berichten. In Simbabwe setze Christsein gesellschaftspolitisches Engagement voraus.
Zur hohen AIDS-Rate in dem südafrikanischen Land sagt Eisentraut, dass verstärkter Einsatz von Kondomen keine Lösung für das AIDS-Problem darstelle. Seiner Meinung nach ist die Situation mit "Russischem Roulett" zu vergleichen. Auf Dauer betrachtet sei in der Bevölkerung eine Änderung in der Verhaltensweise zugunsten stabiler Beziehungen unbedingt erforderlich.