Die gute Nachricht: Guatemala hat eine der niedrigsten Corona-Infektionsraten weltweit, mit 167 Infektionen und fünf Toten, Stand 13. April. Die schlechte Nachricht: Es wird kaum getestet, wirklich belastbar sind diese Zahlen nicht.
Die Oberwerrnerin Bianca Eggert hat Ende 2018 mehrere Wochen lang Maya-Kinder betreut, ehrenamtlich an einer Schule in Santa Maria de Jesus, nahe Antigua, am Fuß des Vulkans Agua. Dank Internet steht sie immer noch regelmäßig in Kontakt mit Julio Garcias, dem engagierten Schulleiter. Bekannte Krankheitsfälle in Santa Maria de Jesus, eine Siedlung der Ureinwohner, gebe es derzeit nicht, so Eggert: "Sie leben aber auch autark."
Für Probleme sorgen die Ausgangsbeschränkungen, die gerade vom Präsidenten noch einmal verschärft worden sind, mit Maskenpflicht und dem Verbot, sich zwischen 16 Uhr nachmittags und vier Uhr früh auf der Straße aufzuhalten. Bei aller medizinischen Folgerichtigkeit der Maßnahmen sind die sozialen Folgen enorm. "Jardin de Amor – die Schule in Santa Maria de Jesus, in der ich ja einige Wochen mithalf, ist zu", hat die Entwicklungshelferin erfahren, die sich weltweit für das Kinderhilfswerk Plan einsetzt.
Direktor macht sich Sorgen um seine Schüler
Der Direktor, der in einer Nachbarstadt lebt, macht sich ernste Sorgen um seine Schülerinnen und Schüler. Viele könnten bald nichts mehr zu essen bekommen. Die Eltern, meist arme Tagelöhner oder Kleinhändler, seien jetzt arbeitslos, ihre Lebensmittelvorräte, vor allem Schwarze Bohnen, irgendwann aufgebraucht: " Nur vormittags kann man einkaufen gehen, aber wenn man nichts verdient, von was will man dann einkaufen gehen?" Auch die Hygiene sei ein Problem: Das Leben finde entweder auf der Straße statt, oder in schlichten Mehrgenerationen-Häuschen, wo die Großfamilien auf engstem Raum zusammenleben. Wer zum Arzt muss, dem bleibt nur der Weg ins acht Kilometer entfernte Armenkrankenhaus von Antigua. Immerhin werden noch die Lehrerinnen bezahlt, die gerade die Schule desinfiziert haben. An "Online-Unterricht", wie in Deutschland, ist nicht zu denken, selbst Handys sind rar.
Antonia, eine ehemalige Schülerin, leiste mit Elan Aufklärungsarbeit, berichtet Eggert stolz: die sich auch anderswo für Hygieneprojekte eingesetzt hat, etwa in Ghana. Aufklärung tut Not, in einem Land wie Guatemala, wo fast die Hälfte der Bevölkerung keinen Zugang zu fließend Wasser hat: Es sei schwierig, Menschen, die nicht mit der Notwendigkeit (oder Möglichkeit) zum Händewaschen aufgewachsen sind, klar zu machen, wie wichtig Wasser und Seife gerade jetzt sind, so Eggert. "Plan International" hat Hilfsmittel in die Zentralregion geliefert, wie Desinfektions-Flüssigkeit, Plakate oder Megaphone. "Mantengamos la calma" ist nur einer der Tipps: "Ruhe bewahren." In der Mayasiedlung sind die Familien vom Volk der Cakchiquel gerade dabei, Schutzmasken zu nähen.
Direkten Kontakt mit ihrem guatemaltekischen Patenkind Teresa hat Bianca Eggert nicht – nur mit dem Plan-Regionalbüro und einer Mitarbeiterin in der Hauptstadt, Guatemala City. Die Oberwerrnerin befürchtet, dass der Tag kommen wird, an dem die COVID 19-Epidemie wieder aus der Medienwahrnehmung verschwinden, aber weiterhin in den ärmsten Ländern der Welt grassieren wird.
Infos zu Hilfsmöglichkeiten gibt es unter www.gofundme.com/f/hilfe-fur-arme-kinder-in-guatemala