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SCHWEINFURT
Malerin, Zeichnerin und Poetin: Linde Unrein
Gut gehängt: Die kleinen Zeichnungen.
| Gut gehängt: Die kleinen Zeichnungen.
Erna Rauscher
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:42 Uhr

Heitere Pastelltöne fallen dem Betrachter als erstes ins Auge. Großformatige Gemälde in Rosé und Sommergelb, Hellblau und Lindgrün. Es gilt anzukommen in der Bilderschau der in Schweinfurt lebenden Künstlerin Linde Unrein. Viel hatte sie sich für den Abend vorgenommen. Da waren nicht nur ihre Bilder, sondern auch einige ihrer Texte, und, als weiteres Element, Harfenklänge.

Sparkassenvorstand Roberto Nernosi begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste mit einem schwäbischen Klischee, sprach davon, bei dieser Fülle „viel g?schbart“ zu haben. Am Ende des Abends hatte der Besucher den gegenteiligen Eindruck: er konnte bei dieser Vernissage einem überreichen Ereignis beiwohnen.

Sehr persönliches Porträt

Die Journalistin Katharina Winterhalter skizzierte in ihrerEinführung ein sehr persönliches Portrait der Künstlerin Linde Unrein. Einer Frau, die zeitlebens versuche, das Leben in seiner Fülle zu erfassen. Für die die Kunst pure Lust, Lebendigkeit und die Möglichkeit bedeute, sich den Zwängen des Alltags zu entziehen – aber auch die Chance, den existenziellen Fragen des Lebens näher zu kommen. Wohl wissend, dass sie niemals das „Große Ganze“ wird erfassen können. Und so hat sie ihre Ausstellung „Absage an das Große Ganze“ betitelt.

Linde Unrein hat etwas zu sagen. Und so griff sie selbst zum Mikrofon und las die Texte, die sie den Bildern gegenübergestellt hat. Es sind keineswegs Erklärungen, sondern Gedichte, die hinausweisen über das scheinbar Sichtbare. Sechs Sonette reihte sie aneinander, Christine Eberherr durchwebte sie mit Harfenklängen, welche an den Worten entlang klangen und diese dann wieder harsch durchkreuzten.

Texte verlangen nach Wiederlesen

Mit bedachter Artikulation sprach sie von „Liebe“, bei der „Wunderglück auch ohne Rechnung wartet“, von „Leere“ und „Atlantis“. Aufgezeichnet im Süden der Republik bei winterlichen Temperaturen haben die Texte etwas von einer schwebenden Ortlosigkeit, verlangen nach einem Wiederlesen.

Die Gelegenheit ist gegeben, die Texte sind auf Tafeln zwischen den Bildern angebracht. Die Harfenistin hatte die Miniaturen selbst komponiert, mit der sie die Sonette begleitete. So entstand eine Klammer, die aus den flüchtigen Texten doch wieder ein Ganzes werden ließ. Ihre vollgriffigen Akkorde wechselten sich mit delikaten und zarten Tonlinien ab.

Dann war endlich Zeit für die Bilder. Bilder, die sich direkt an den Betrachter wenden. Mit raumgreifenden Gestalten und luftgetragenen Mustern. „mind the gap“, was sich frei übersetzen lässt mit „achte darauf, wohin du trittst“. Ein Schritt scheint ins Leere zu gehen. „sinnfeld I und II“, ein duftiger Vorhang weht durch das Bild, ein blaues Wollknäuel rollt davon. Da ist es wieder, das Leben, das sich nicht erfassen lässt. Ein Besuch der Ausstellung lohnt, um alleine mit den Texten und Bildern Zwiesprache zu halten.

Linde Unrein: Die Ausstellung in der Sparkassengalerie ist bis 4. September zu sehen.

 

Malerin, Zeichnerin und Poetin: Linde Unrein trug bei der Eröffnung eigene Gedichte vor.
Foto: Martina Müller | Malerin, Zeichnerin und Poetin: Linde Unrein trug bei der Eröffnung eigene Gedichte vor.
 
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