
Bei Stromkilometer 332 erreicht der Main (Gesamtlänge 527 Kilometer) Schweinfurt. Außer Bamberg hat er noch kein besonders dicht besiedeltes Gebiet gequert. Die Nutzung des Flusswassers durch den Menschen ist von Kulmbach bis Schweinfurt überschaubar. Nach Schweinfurt kommen die großen Weinanbaugebiete des regenarmen Frankenlands. Spätestens ab Aschaffenburg ist es dann auch noch die Industrie, die zusätzlich Wasser entnimmt und den Fluss in den Zeiten des Klimawandels mitunter bedrohlich aufheizt. Vor Schweinfurt ist die Temperatur im Fluss noch meist unterhalb der Fieberkurve – und auch noch nach der Industriestadt, welche zwar das Mainwasser nutzt, aber nur zehn Betrieben und Einrichtungen die Entnahme erlaubt.
Zuständig für die Genehmigungen ist im Rathaus das Bauverwaltungs- und Umweltamt. Im Gespräch mit der Redaktion verweisen Leiter Werner Duske und Umweltingenieur Karsten Balzer auf den Main als Lieferant für Nutzwasser seit Beginn der Industrialisierung. Daran hat sich nichts geändert. Die Großbetriebe sind die Hauptabnehmer. Allerdings ist der sorgfältige Umgang mit dem nassen Element heute genau geregelt.

In der Gesamtbilanz steht der Entnahme auf städtischem Gebiet von jährlich bis zu 15,2 Millionen Kubikmetern eine Einleitung von höchstens 24,2 Millionen Kubikmeter Wasser gegenüber. Bei den Einleitungen ist das Klärwerk mit bis zu neun Millionen Kubik (Höchsttemperatur 32 Grad) noch vor dem Regenwasserkanal aus den Industriegebieten von Schweinfurt-Süd mit sechs Millionen Kubikmetern (bis 30 Grad) zu nennen.
Kühlwasser wird gefiltert und gereinigt
Bei den Entnahmen durch die Großbetriebe fügt Duske an, dass große Reserven eingerechnet seien und die Jahresberichte geringere Abnahmen zeigen. Auch würden sich die Entnahmen und die Abgaben durch die Betriebe ziemlich genau entsprechen, denn die Industrie brauche das Nutzwasser nach Filterung und Reinigung als Kühlwasser, das nicht belastet und gesäubert dem Main zurückgegeben werde. Die Mengen sind allerdings bei den Entnahmen wie den Einleitungen mit bis über zehn Millionen Kubikmeter im Jahr (ZF) beachtlich. Knapp vier Millionen Kubikmeter sind der SKF erlaubt, Schaeffler nur 250 000 Kubik und 600 000 Kubik dem Gemeinschaftskraftwerk (GKS) am Hafenbecken.

Das GKS kommt in der Regel mit zwei Drittel der genehmigten Menge aus. Allerdings ist hier die Rückgabe mit nur 60 000 bis 65 000 Kubikmeter deutlich geringer als bei der Großindustrie. Neben der Kühlung wird das Wasser für die Rauchgasreinigung gebraucht. Die Schwaden aus dem 97 Meter hohen Schlot und über den Kühltürmen stammen vom Wasser aus dem Main.

Nicht zurück in den Fluss kommen auch die höchstens 125 Kubikmeter, mit denen die Gastronomie am Stadtufer des Mains Pflanzen gießen darf, die bis zu 7000 Kubikmeter, mit denen das Stadtgartenamt die Stadtbäume wässert, die 200 Kubikmeter für den Sportplatz am Hutrasen, die 36 000 Kubikmeter für das Grün und den Teich in den Wehranlagen sowie die 150 Kubikmeter für die Blumenampeln in den Einkaufsstraßen der Stadt. Die zehnte Genehmigung ist der Firma Erik Walther am Hafenbecken (Heizöl, Benzin, Gas) erteilt worden. Diese entnimmt "nach Bedarf" – vor allem bei Sicherheitsübungen.

Für das Kühlwasser der Industrie gilt, dass das Flusswasser nur gefiltert und gereinigt sowie die Temperatur verändert werden darf. Die maximale Temperaturerhöhung ist auf 33 Grad festgelegt, wobei je nach Wasserstand, Sauerstoffgehalt und Temperatur im Main Reduzierungen nach einem Alarmplan vorgesehen sind.
Vorbeugende Maßnahmen
Der Alarmplan Main (kein Katastrophenplan, soll präventiv wirken) definiert sich in drei Stufen. Bei der "Vorwarnung" sind die Grenzwerte der EU-Rahmenrichtlinie noch nicht erreicht. Bei der "Warnung" ist die Gewässerökologie in einem kritischen Zustand. Bei "Alarm" droht eine deutliche Beeinträchtigung (etwa ein Fischsterben). Die Bewertung erfolgt durch die Regierung von Unterfranken, die ab der "Warnung" vorbeugende Maßnahmen einleitet.

Die Einstufung erfolgt vor allem durch Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt und Abfluss. Die Schwellenwerte bei der "Vorwarnung" liegen bei einer Temperatur ab 25 Grad und bei sechs oder weniger Milligramm Sauerstoff je Liter. Für "Warnung" gilt 26 Grad und wärmer sowie fünf oder weniger Milligramm Sauerstoff und bei "Alarm" eine noch höhere Temperatur sowie vier oder weniger Milligramm Sauerstoff.
Vorwarnung, Warnung und Alarm
Die "Vorwarnung" schlägt vor allem bei den staatlichen Fachbehörden auf. Bei "Warnung" und "Alarm" werden zusätzlich Kraftwerke, die Fischereifachberatung, die Polizei und die Kreisverwaltungsbehörden einbezogen. Konkret sind bei Stufe II Schlammräumungen und Baggerarbeiten sowie die Abwasserreinigung und Phosphatfällung zu Sanierungszwecken zu unterlassen. Spätestens bei "Alarm" sind alle Direkteinleiter zur Frachtreduzierung aufgefordert.