Im Vergleich zum Vormonat April ist die Arbeitslosigkeit in der Region Main-Rhön (Stadt und Landkreis Schweinfurt sowie die Kreise Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld und Haßberge) zwar nur leicht um 0,1 Prozentpunkte auf 3,8 Prozent - entsprechend 9591 Betroffenen - gestiegen. Vor einem Jahr aber lag sie bei 2,9 Prozent - das waren 2462 Erwerbslose. Die Zahl liegt heute um ein Drittel höher. Im Jahr 2010 war diese Quote in einem Mai-Monat letztmalig höher - bei 4,5 Prozent -, berichtet die Arbeitsagentur Schweinfurt in ihrem aktuellen Monatsbericht.
Die Spuren des Lockwowns
"Der ,Lockdown' hinterließ deutliche Spuren in fast allen Bereichen der Wirtschaft. Der Konsum wurde momentan enorm ausgebremst", erläutert Walter Seit, der stellvertretende Leiter der Agentur für Arbeit Schweinfurt, die Situation. Importe und Exporte seien eingebrochen, Investitionen zurückgefahren worden. "All dies wirkte sich stark auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit aus." Mithilfe des Kurzarbeitergeldes baue die Arbeitsagentur "vielen Unternehmen eine Brücke, ihre Mitarbeitenden zu halten und damit die Arbeitslosigkeit für die Menschen zu vermeiden", so Seit.
Ursache für die deutlich rückläufige Entwicklung am Arbeitsmarkt war laut dem Monatsbericht das Mehr an Zugängen in Arbeitslosigkeit und die wenigen Abgänge aus der Arbeitslosigkeit. So sanken die Abgänge in Erwerbstätigkeit um 246 Personen (28,1 Prozent) auf 628, während gleichzeitig die Zugänge aus Erwerbstätigkeit von 244 Personen (30,0 Prozent) auf 1057 im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen. Die Unterbeschäftigungsquote (Arbeitslose plus die Erwerbslosen in Maßnahmen der Agentur) stieg seit April um 0,1 Prozent, im Vergleich zum Mai 2019 aber um 0,7 Prozent, entsprechend 1953 Personen. Sie wuchs im Vorjahresvergleich damit deutlich weniger stark (um knapp 19 Prozent) als die Arbeitslosigkeit (um 34,5 Prozent), so die Arbeitsagentur.
Kurzarbeit für 52 800 Personen
Die Kurzarbeit hat ein ungeahntes Rekordniveau erreicht. Noch nie hätten so viele Betriebe in der Region Kurzarbeit angemeldet, nämlich jetzt schon "deutlich mehr als während der Finanzkrise". Damals sei für das gesamte Jahr 2009 von 350 Betrieben für 25 500 Arbeitnehmer Kurzarbeit angemeldet worden. Heuer gingen bis zum 12. Mai 4036 Kurzarbeitsanzeigen ein, entsprechend einem Drittel der 10 955 Unternehmen in der Region. Eine Anzeige werde oft auch vorsorglich für mehr Mitarbeitende gestellt. Insgesamt "bezogen sich die Anzeigen auf 52 800 Personen".
Demnach wurde für neun von zehn Personen, die in den Branchen Gastgewerbe, Kunst, Unterhaltung und Erholung beschäftigt sind, Kurzarbeit angezeigt. Mit fünf von zehn Beschäftigten seien auch sonstige Dienstleistungen (insbesondere Friseure, Wäschereien, Bäder, Saunen, Gebäudereinigung und die Sicherheitsbranche) sowie der Handel und die Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen besonders stark betroffen. Ferner hätten das verarbeitende Gewerbe, Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, das Grundstücks- und Wohnungswesen für drei von zehn Arbeitnehmern Kurzarbeit angezeigt. „Um die massiv gestiegenen Anzeigen und Anträge auf Kurzarbeitergeld schnell zu bearbeiten, haben wir das Personal in diesem Bereich verzehnfacht", so Seit. Viele Unternehmen hätten aufgrund der unsicheren wirtschaftlichen Lage vorsorglich Kurzarbeit angezeigt, um diese im Bedarfsfall schnell umsetzen zu können.
Arbeitslosigkeit steigt weiter
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Bestand an offenen Stellen erheblich eingebrochen – um 1349 auf nur noch 3649. Einen größeren Rückgang bei der Ausbildungsbereitschaft sieht die Arbeitsagentur bisher zu ihrer Freude nicht. "Jedem bisher unversorgten Bewerber standen rein rechnerisch 1,9 unbesetzte Ausbildungsstellen (Mai 2019: 1,8) zur Verfügung."
„Wegen der Corona-Krise sind tausende Firmen in unserer Region in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Kurzarbeit wird zwar viele Jobs retten, aber dennoch erwarten wir in den nächsten Monaten eine weitere Zunahme der Arbeitslosigkeit", so der stellvertretende Agenturleiter.