In vielen Orten des Landkreises Schweinfurt wird alljährlich zum 1. Mai ein mit bunten Fähnchen geschmückter Baum – meist in der Dorfmitte – aufgestellt. In diesem Jahr ist vieles wegen der Corona-Pandemie anders. Und so entfällt auch dieser Brauch in vielen Dörfern.
"Gerade wenn der Baum aufgestellt wird, ist es für die Helfer schwer den nötigen Abstand zu halten", meint Tobias Heupel. Deshalb hat er als Kommandant der Hausener Wehr schon vor einer Woche diese Aktion abgesagt. Zudem wäre es auch für die Zuschauer wegen einer Ansteckung mit dem Virus unmöglich, beim Aufstellen des Baumes beisammen zu stehen und gar noch miteinander zu feiern.
Üblicherweise schlagen junge Männer des Dorfes wenige Tage vor dem Ersten des Maimonats im Wald einen Baum, meistens eine Birke, und lagern sie in einem Gehöft. Kurz vor dem Aufstellen wird der Baum mit Fähnchen und gelegentlich einem Fichtenkranz geschmückt.
Fichte statt Birke
In Birnfeld ist es Brauch, alle fünf Jahre, wenn der Zehner oder die Fünf in der Jahreszahl erscheint, anstelle einer Birke eine hohe Fichte zu schlagen. Ihre Rinde am Stamm wird in mühevoller Arbeit abgeschält. Bemalt am Schaft mit dem Frankenrechen in Rot-Weiß folgen die Deutschlandfarben Schwarz-Rot-Gold am Stamm, ehe sich ein Ringelmuster in den bayerischen Farben Blau-Weiß bis zur Fichtenkrone schlängelt. "Wieweit das heuer stattfinden wird, weiß ich noch nicht", erklärt Manuel Herold, der mit Helfern viele Jahre lang dieses Fest zum 1. Mai in Birnfeld organisiert hat.
Das Aufstellen des Baumes geschieht fast überall unter Teilnahme der Dorfbewohner, die die Straße säumen, wenn der Maibaum mit Muskelkraft oder mit dem Traktor meistens unter den Klängen von Musikkapellen zum Dorfplatz gefahren wird. Danach schließt sich für alle eine feucht-fröhliche Feier mit Bewirtung an.
Nächtliche "Baum-Diebe"
Allerdings obliegt es den Jugendlichen, die ganze Nacht den Baum zu bewachen, was auch ab dem Zeitpunkt des Schlagens schon nötig ist. Denn meistens aus den Nachbarorten kommen die "Baum-Diebe", die in den Vortagen des Baumaufstellens den geschlagenen Stamm "holen" und dann auslösen lassen. Auch das Umsägen des Baumes gilt in der Nacht als "erlaubt", wenn nicht gut genug aufgepasst wird. Da ist schon allerhand Schabernack beim Maibaumaufstellen im Spiel.
Meistens ist das Maibaumaufstellen zur Frühlingszeit das erste Fest, bei dem sich die Dorfgemeinschaft trifft. Dass sich alle Veranstalter – meistens die Feuerwehren, wie in Hausen, Abersfeld, Birnfeld oder Reichmannshausen – über die Erlöse von den Festen freuen, ist auch klar. In Hausen, so Tobias Heupel, wurden mit diesen Mitteln vom Feuerwehrverein vor Jahren neue Schutzjacken angeschafft oder gelegentliche Freizeitaktivitäten der Jugendfeuerwehr finanziert.
Vielleicht eine Schauübung Anfang Juni
Sowohl um den Einwohnern eine gesellige Veranstaltung in nächster Zeit als Ersatz zu bieten als auch um die Feuerwehrkasse ein wenig aufzufüllen, plant der Kommandant mit der Führungsmannschaft der Wehr Anfang Juni eine Schauübung mit Einladung an die Dorfbevölkerung.
Auch hofft der Feuerwehrverein, das Sonnwendfeuer um den Festtag der Heiligen Johannes, 24. Juni, ausrichten zu können. "Sicher ist das noch nicht, aber vielleicht ist das dann doch möglich", so seine Zuversicht