Die Mädchen würden am liebsten als Prinzessin in einem Schloss wohnen, den Jungs gefällt's daheim am besten – auf dem Fußballplatz, im Garten oder im Wald. So jedenfalls – ein wenig vereinfacht – die Antworten, die die zwölf Kinder der Tagesstätte der Julius-Kardinal-Döpfner-Schule Gerolzhofen auf die Frage nach ihrer „Traumlandschaft“ im Museum Georg Schäfer gebastelt haben.
Die Mädchen und Buben zwischen vier und acht Jahren hatten drei Wochen lang am museumspädagogischen Projekt „Museobil-Box – Museum zum Selbermachen“ teilgenommen, einer Initiative des Bundesverbands Museumspädagogik im Rahmen des Förderprogramms „Bildung macht stark“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Es richtet sich an Kinder und Jugendliche, die im Alltag nicht so ohne weiteres ins Museum können, etwa, weil sie weit draußen auf dem Land wohnen. Partner vor Ort war außerdem der Schweinfurter Kultur-Packt.
Das Projekt soll aber auch Ängste und Hemmschwellen abbauen, dem Museum den Nimbus des spaßfernen, düsteren Bildungstempels nehmen. Im Herbst wird es einen zweiten Durchgang mit Jugendlichen der Pestalozzi-Schule Schweinfurt unter dem Titel „Wertvoll“ geben.
Die Museobil-Boxen der Vier- bis Achtjährigen sind bis 13. September im Foyer des MGS ausgestellt: zwölf dreidimensionale Minilandschaften, mit denen die Kinder sich einen erträumten Ort bauen konnten, an dem sie sich am wohlsten fühlen würden.
Mit den Museumspädagoginnen Anne Hess und Rebecca Mönch erkundeten sie erst einmal das Haus und die Sammlung. Wobei es ihnen im ersten Moment ging wie fast allen Erwachsenen, die die hohe, lichtdurchflutete Eingangshalle zum ersten Mal betreten: Sie waren richtig beeindruckt, erzählen Hess und Mönch. Was sie auch toll fanden: Sie bekamen einen richtigen Museumspass, der ihnen jederzeit freien Eintritt sicherte, auch außerhalb der wöchentlichen gemeinsamen Besuche mit der Gruppe.
Traumlandschaften, Ideallandschaften, Sehnsuchtsorte, verwunschene Orte haben in der Kunst eine lange Tradition, im Museum fanden die Kinder jede Menge Beispiele. Und fügten ein neues Genre hinzu, wie Karin Rhein vom Museum bei der kleinen Eröffnungsfeier anmerkte, zu der einige der Kinder mit Eltern und Geschwistern gekommen waren: „Den Fußballplatz als Traumlandschaft gab's im 19. Jahrhundert nicht.“
Ein Bild als Ausgangspunkt
Ein Ziel- oder Ausgangspunkt der Forschungsreisen durchs Museum war Hans Thomas' Selbstbildnis von 1880, in dem sich der Künstler, ein Buch haltend, in einer dschungelartigen Landschaft mit Obstbäumen und einem See oder Fluss im Hintergrund abgebildet hat. Besonders aufgefallen ist den Kindern der Ehering an Thomas' Hand. Durch den üppig gestalteten Rahmen wirkt es ein wenig, als sitze er selbst in einer Art Box.
So wie die Kinder, die ein ausgeschnittenes, bemaltes und/oder beklebtes Foto von sich in ihrer Landschaft unterbringen duften. Einige der Mädchen verpassten ihrem papierenen Alter Ego kleine Goldkrönchen und umgaben es mit Blumen, Federn oder Glitzerwerk. Auch die Jungs inszenierten sich passend zu ihrer Bildidee: Der achtjährige Oliver packte gleich zwei Traktoren in seine Box und lässt seine Figur mittels Gummi in einen Heuhaufen hüpfen. Lars versteckt sich gern in Bäumen, und so tut es seine Figur, seitlich bewegbar mit einem Stab, in seiner Box. Bastian lässt ein Kreuzfahrtschiff eine grüne Insel anlaufen. Hadi steht vor dem Fußballtor, bereit den Ball im Netz zu versenken. Alexander macht es sich gemütlich: Seine Figur lässt es sich auf einer Luftmatratze gut gehen. Dardan (4) mag ein wenig mehr Bewegung. Er sitzt auf einer Schaukel.