„Schlauchtrupp zum Umspritzen des rechten Eimers drittes Rohr zur rechten markierten Linie über den Platz vor!“
Die Befehle und Meldungen einer „Feuerwehr-Leistungsprüfung Wasser“ sind auch für Muttersprachler gar nicht so einfach zu verstehen. Dafür bringen zumindest drei der Teilnehmer in Stadtlauringen militärische Erfahrung mit – im Kampf gegen die Flammen: James Baker aus Kentucky („nicht mit dem ehemaligem Außenminister verwandt“), Ronald „Ron“ Kemp aus New Jersey sowie Jonathan „Jon“ Lott aus Seattle.
Die ehemaligen GIs wollen nun für Stadtlauringen durchs Feuer gehen. Maschinist Baker, der seit über fünf Jahren dabei ist, hat bereits in Kentucky als Firefighter gearbeitet und bei der Army Lkw gewartet. Er zielt an diesem Tag auf die Leistungsstufe Gold.
Jonathan Lott ist seit zwei Jahren in der Feuerwehr
Jonathan Lott, ein ehemaliger Flugzeugmechaniker, ist seit zwei Jahren an der Lauer dabei. Er will bei der Leistungsprüfung das Silberabzeichen ablegen.
Der gelernte Artillerist Ronald Kemp, ebenfalls technisch versiert, legt an diesem Tag als Neuzugang Bronze ab. Trotz des mitteleuropäisch klingenden Familiennamens ist sich Kemp nicht sicher, ob die Vorfahren aus Deutschland eingewandert sind: „Vielleicht mit dem Bananenboot“, flachst der Wahl-Stadtlauringer.
Alle drei sind ihrer Ehefrauen wegen im hohen Norden des Landkreises Schweinfurt geblieben. Aber deswegen noch lange nicht untätig: Diesmal geht es um zivile Ehrungen, die der Freistaat Bayern den Deutsch-Amerikanern zu verleihen hat, auf dem Samtkissen.
„Wir sind eine Integrationsfeuerwehr“, sagt Winfried Krappweis, Gerätewart für die Atemschutzgeräte-Träger. Ursprünglich hat sich die Stadtlauringer Wehr dabei mehr gen Osten orientiert: Gleich nach dem Mauerfall entstand eine Partnerschaft mit Floriansjüngern in Jüchsen, bei Meiningen. „Das war die erste Feuerwehr in Thüringen, die eine bayerische Leistungsprüfung abgelegt hat.“
In den großen amerikanischen Städten gibt es eine Berufsfeuerwehr
Auch Hubert Wolf, Veteran der Stadtlauringer Floriansjünger, erinnert sich an die Kontakte. Die Ausstattung der Jüchsener sei doch überschaubar gewesen, mit rustikalem Material aus der Sowjetunion im Spind. „Drüben“ habe man den staunenden Kollegen erstmals eine Rettungsschere vorgeführt. Stellte sich die Frage, was damit aufschneiden. „Am Ortsrand haben wir einen alten Borgward gefunden“, sagt Krappweis, „allerdings ohne Räder.“ Also wurde ein Gebrauchtwagen von Schweinfurt nach Thüringen transferiert und zerlegt: „Denen hat das Herz geblutet.“ Mittlerweile sei die Ausrüstung der Jüchsener aber top, betonen die Stadtlauringer. Gerade weil die Thüringer nach der Wende bei Null anfangen mussten.
Der „American Way of Firefighting“ sei eigentlich ähnlich wie hierzulande, sagt James Baker. In den großen Städten gibt es Berufsfeuerwehren, auf dem weiten Land freiwillige Einheiten. Der Job hat nicht erst seit Filmen wie „Backdraft“ oder den Ereignissen von Nine Eleven ein hohes Ansehen und Einsatz-Ethos.
Bei den Amerikanern ist eher die Sprachbarriere das Problem: „Bei uns werden ja drei Sprachen gesprochen, Englisch, Deutsch und Fränkisch“, sagt Erster Kommandant Heiko Saum. Deutsch ist allerdings Kommandosprache. Manchmal auch Fränkisch, das ein gebürtiger Nichtfranke erst mal verstehen muss. Ebenso wie die Fachbegriffe. Was zum Beispiel heißt „Saugleitung mit vier Saugschläuchen“ oder „Saugkorb“ auf Englisch? „Aber wenn sie das Wort einmal übersetzt gehört haben, verwenden sie es dann auch leichter auf Deutsch.“ Die militärische Ausbildung und Disziplin des Trios sei schon sehr hilfreich.
Gemeinsam Hand anlegen
Auch die Leistungsprüfung nehmen die Amerikaner sichtlich ernst. Unterm teutonisch-praktisch geformten Feuerwehrhelm und schwerer Schutzjacke wird ordentlich geschwitzt, als es für Jon Lott und Ron Kemp Schläuche anzuschließen, im Zickzack auszulegen und mit dem Wasserstrahl einen Eimer umzuschießen gilt – mit korrekter Meldung. Zum Abschluss muss besagte schwere Saugleitung druckdicht zusammengekuppelt werden, zwecks Wasserentnahme aus der Saugstelle. Hier legen alle drei Firefighter gemeinsam Hand an.
Am Ende lobt Kreisbrandinspektor Peter Höhn die „Top-Leistung“ aller Feuerwehrmänner und schreitet zur „Ordensverleihung“. Bevor im Feuerwehrhaus noch „german Gemütlichkeit“ angesagt ist.