
Rund 30 Jahre begleitete Günter Hack das Brotbacken des Historischen Förderkreises Gochsheim-Weyer, davon 15 Jahre als Organisator. Jetzt lud er das Team zu einem gemeinsamen Essen, da er aus gesundheitlichen Gründen in die zweite Reihe tritt. Diesen Anlass nutzte er, um an die fast vier Jahrzehnte umfassende Geschichte des Brotbackens in Gochsheim zu erinnern.
Im März 1985 begann es mit dem sorgfältigen Abbau des alten Steinbackofens in Madenhausen-Ochtelhausen. Karl Wenzel, Gerhard Bernhardt, Georg Meder, Fritz Roßteuscher, Stefan Wenzel, Martin Stadelmann und Berthold Fasel kennzeichneten die Steine, bevor sie nach Gochsheim transportiert wurden. Dort wurde der Ofen von Fritz Roßteuscher, Karl Wenzel und Johannes Leubner in der Gadenanlage wieder aufgebaut. Im selben Jahr fand die Backofeneinweihung und das erste Backofenfest unter Regie der Bäcker Karl Wenzel und Ottmar Schneider statt. Das zweite Backofenfest im Jahr 1987 leiteten Karl Wenzel, Jürgen Ludwig und Gerhard Eichhorn. So folgte bis 2011 jährlich je ein Backofenfest mit wechselnder Leitung, davon mehr als zehn Jahre unter Leitung von Bäckermeister Hans-Jürgen Schwenk. Anlässlich des Museumsfestes in den Gaden wurde 2011 ein zusätzlicher Backtermin, ab 2013 – der Gochsumer Grüne Markt fand erstmals statt – regelmäßige Backtermine angesetzt. Zum Backteam dieser Zeit gehörten Günter Hack, Wolfgang Denner, Helmut Fendrich, Karl-Heinz Fleischer, Sylvia und Jürgen Hartwig, Brigitte Löwe, Erich Schackel, Bernhard Winkler und Albert Ziegler, die teilweise auch heute noch jeden ersten Freitag im Monat das Gochsheimer Brot backen, pro Jahr rund 1000 Laibe.
Dazu wird donnerstags in aller Frühe der Sauerteig beim Bäcker geholt und von Wolfgang Denner der Anfrischsauer, später auch der Grundsauer angesetzt, die jeweils vier bis fünf Stunden Ruhe haben, bevor sie weiter verarbeitet werden. Bereits um 5 Uhr früh wird am Freitag der Backofen angeschürt, das Holz stellt die Gemeinde zur Verfügung.

Um 6 Uhr trifft die Helfergruppe ein und es folgt das gemeinsame Frühstück, bevor man sich an die Arbeit macht. Während dieser Zeit ist schon die Knetmaschine, die der Verein 2013 für 500 Euro von der Sennfelder Bäckerei Kohl abgekauft hat, im Einsatz. Nach dem Kneten gönnt das Team dem Teig 45 Minuten Ruhe. Dann werden Portionen gewogen, kurz gewalkt und in die Brotkörbe gelegt, wo sie in der warmen Stube wieder 45 Minuten ruhen dürfen.
Die Restglut wird aus dem Backofen geräumt, der Backraum feucht ausgewischt und dann muss alles sehr schnell gehen. Hatte der Backraum mit Glut rund 600 Grad, sinkt die Temperatur auf 280 Grad, bis die fünfzig Brotlaibe "eingeschossen" sind, also im Backraum liegen. Wenig später wird nochmal kontrolliert, dass alle Laibe frei liegen und dann backen sie eine Stunde. Nach einer Sicht- und Klopfprobe werden die Brote herausgeholt und kühlen kurz ab, bevor sie in die Brotkörbe gestellt und zum Verkaufsstand transportiert werden. Dort hat das Verkaufsteam inzwischen die Flächen gereinigt, die Tüten beschriftet und die Preistafeln aufgehängt.
Der Verein ist stolz, dass man den Preis für das Brot seit 2009 nur geringfügig angehoben hat. 2009 lag er bei 4,00 Euro pro Laib mit circa 1500 Gramm. Heute verkaufen sie den 1250 g-Laib für 4,50 Euro. Ein Grund: Die Schlossmühle Schor in Untereuerheim unterstützt das Backteam mit einem Sonderpreis für die beiden hochwertigen regionalen Mehlsorten.

Die weitgehend vorbestellten Brotlaibe werden eingetütet und in den Folgestunden von den Bestellern abgeholt. Dazu bietet das Team auch verschiedene Blechkuchen verbundener Bäcker, zuletzt den Bäckereien Rainer Ludwig Gochsheim, Edwin Elflein Grettstadt und Axel Schmitt Frankenwinheim.
Während des Verkaufs knetet die Maschine die zweite Teigladung für das Mischbrot und der Backofen wird wieder auf die 600 Grad aufgeheizt. Bis Mittag ist auch die "zweite Hitze" gebacken und es kann durchaus vorkommen, dass die hundert Brotlaibe eine Stunde später schon verkauft sind.
Neben dem Grünen Markt ist der Verein mit seinem Verkaufsstand auch beim Weihnachtsmarkt und Sonderterminen vertreten, so beim 375. Friedensfest Gochsheim-Sennfeld oder bei der Gründung des Vereins "Kräuter, Kraut und Rüben", als nacheinander vier "Hitzen" in den Backofen wanderten.

