Klaus Grunenberg hat sich immer von Inspirationen leiten lassen. Ein Spaziergang im Weinberg bei Volkach, der Geruch im Sudhaus einer Brauerei, der Einbruch des Winters in diesen Tagen oder eben eine Erinnerung oder ein Traum – jedes noch so nahe und noch so ferne Erlebnis kann Klaus Grunenberg zu einem spontanen Gedicht auffordern.
Ganz auf Lyrik eingestellt
Die Lyrik ist sein einziges Metier. Er hat noch nie eine Erzählung oder gar einen Roman geschrieben. Und er wollte nie nur Dichter allein sein. „Ich habe einen Brotberuf gebraucht. Er ist der Bezug zum wirklichen Leben, ohne den ich nur wenig Stoff für meine Dichtung gefunden hätte“, beschreibt der Autor das Wechselspiel von Pflicht und Neigung. Nicht umsonst heißt eine Gedicht-Serie „Aus meinem Sudhaus“. Er kennt die Welt des Bierbrauers ganz genau, denn Klaus Grunenberg ist gelernter Diplom-Braumeister, hat seinen akademischen Titel im berühmten Weihenstephan erworben.
Seinen Beruf hat er ausgerechnet in der Zeit des großen Brauereiensterbens ausgeübt. Hier sind ihn so viele menschliche Schicksale begegnet, völlig demoralisierte Beschäftigte und knallharte Manager, Verkäufe und Stilllegung von Braustätten. Auch er selbst fand sich alle paar Jahre in einer anderen Brauerei. Das Schreiben wurde Ventil für die eigene Beklemmung. „Ohne das hätte ich nicht mehr existieren können.“
Im zweiten Teil seines Berufslebens machte Klaus Grunenberg etwas ganz anderes. Es inspirierte ihn kaum weniger. Jetzt, ab 1976, war er als Vertreter für die Pharma-Industrie unterwegs und verkaufte besonders Mittel zur Krebs-Behandlung. Mit den Onkologen an den Kliniken kam er schnell ins Gespräch – über Leben und Tod, Literatur und Musik, Malerei und Plastik.
Auch das gab Anstoß zu literarischem Tun. Zusammen mit dem Nürnberger Medizin-Professor Professor Gunther Hartwich gestaltete er fünf Bildbände über Ungarn bis nach Mittelfranken. Der Professor lieferte die Fotografien, Grunenberg die lyrisch-poetischen Texte. Lange funktionierte das Tandem reibungslos, die Bände verkauften sich gut und waren schnell vergriffen. Doch immer mehr fühlte sich der heute 68-jährige Gerolzhöfer an den Rand gedrängt. Die Texte wurden immer knapper, schließlich versuchte der Professor gar in sie einzugreifen. Das war das Ende.
Ganz allein das Werk Grunenbergs sind dagegen die drei Lyrik-Bände „Kinder des Kronos“ (1983), „Der Wassermann“ (1984) und „Helles Land“. Auch hier geht es ihm oft um das Los der Schwachen und Benachteiligten, denen er gerne helfen würde.
Grunenberg hält sein Weltbild für ein geschlossenes, christliches geprägtes. Nicht umsonst ist sein „einziges inhaltliches Vorbild“ der umstrittene Theologe Eugen Drewermann. Formal sind es die großen Lyriker Günter Eich und T. S. Eliot.
Heute schreibt der Autor monatlich drei Gedichte, die regelmäßig unter www.lyrikpark.de zu finden sind.
Drei Gedichte – das klingt wenig. Doch Klaus Grunenberg hat ein zweites Standbein, auf das er momentan seinen Schwerpunkt verlagert. Für den weltgrößten Online-Buchhändler Amazon schreibt er seit einigen Jahren Rezensionen über Neuerscheinungen. Gut 450 sind es bisher. Besprochen hat Grunenberg schon alles von der neuen Gesamtausgabe der Werke Alfred Döblins bis hin zum Sachbuch.
Unter den 1000 Amazon-Rezensenten rangiert der Gerolzhöfer bei den von Lesern als hilfreich erachteten Bewertungen auf Rang 16. Er gehörte schon zu den „Top-Ten“, „doch dann wurde ich etwas faul und bin wieder zurückgefallen.“ Das Problem bei dieser Tätigkeit: „Die Profis sehen es nicht so gerne, wenn wir ihnen als Hobby-Rezensenten in die Quere kommen, denn sie müssen ja ihr Geld damit verdienen.“ Geld verdienen will Klaus Grunenberg mit seiner Arbeit nicht. So besteht sein Honorar bei Amazon auch nicht aus barer Münze, sondern aus Buch-Gutscheinen.
Die Reaktion ist mannigfaltig. Aus aller Welt bekommt Klaus Grunenberg Zuschriften, oft auch unverlangt eingesandte Manuskripte mit unveröffentlichten Romanen oder mit Lyrik und der Bitte um Bewertung. Natürlich gibt es auch Kritik. Viele halten den Rezensenten für zu milde in seinem Urteil. In der Tat hat er erst zwei Bücher so richtig verrissen. „Aber das kommt daher, dass ich fast nur das rezensiere, was ich selbst gerne lese.“ Außerdem hat Grunenberg grundsätzlich „Achtung vor Leuten, die ein Buch geschrieben haben.“ Denn er weiß aus eigener Erfahrung, was das bedeutet.
Kindheits-Erinnerungen rufen
Klaus Grunenberg wird seine Rezensenten-Tätigkeit zurückfahren. Die Kindheitserinnerungen drängen nach vorne, treiben ihn, wieder selbst literarisch aktiv zu werden. Sie wollen jetzt, da sie da sind, aufgearbeitet sein.